Società | Hüttenwanderung

Die Oberetteshütte

Der Logenplatz im Matscher Tal
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Oberetteshütte
Foto: Gislar Sulzenbacher

Text: Martin Niedrist

Beitrag in Zusammenarbeit mit dem Alpenverein Südtirol
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Seit einem Jahr ist Matsch im Vinschgau das erste „Bergsteigerdorf“ Südtirols. Für Bergsteiger und Genusswanderer gibt es viele Gründe, das Matscher Tal zu besuchen. Die Oberetteshütte am Fuße der Weißkugel mit ihrer grandiosen Umgebung ist einer davon. Als Tor zur klassischen Gletschertour auf die prächtige Weißkugel oder zu den stolzen Dreitausendern der Umgebung ist die Oberetteshütte Gipfelstürmern längst ein Begriff. Die Abgeschiedenheit in den südwestlichen Ötztaler Alpen und die reizvolle Lage im inneren Matscher Tal sind Teil der besonderen Attraktivität der Hütte. An der Vegetationsgrenze auf 2.670 Metern gelegen, ist diese Schutzhütte gleichermaßen Ziel und Ausgangspunkt für erlebnisreiche Wanderungen.

Der Normalzustieg startet im Matscher Talschluss. Übergänge vom und ins Schnalstal sind über das Bildstöckljoch möglich. Die gletscherfreie Anbindung des Langtauferer Tals über das Matscher Joch ermöglicht eine Hüttenwanderung bis zur Weißkugelhütte. Besonders schön ist auch die Hochfläche der Saldurseen: mehrere Hochgebirgsseen erstrecken sich auf einer Länge von knapp zwei Kilometern über eine zweifach abgestufte, von Blockschutt und Festgestein geprägte Landschaft. Je nach Lichteinfall und Wolkenstimmung entfaltet sich hier eine ganz besondere Atmosphäre. Unterschätzen darf man diese Tour aber nicht, stabile Wetterverhältnisse und Trittsicherheit sind hier unbedingte Vorraussetzung.

Logenplatz mit wechselnden Hüttennamen

Die Oberetteshütte wurde von 1987 bis 1988 als letzte Schutzhütte im Bauprogramm des AVS errichtet, Namensgeber war der nahe Oberettesferner. Der Steinbau mit Satteldach entstand unter maßgeblichem Engagement der Sektion Mals (heute Sektion Obervinschgau) und wird von der Ortsstelle Matsch betreut. Aber die Hütte ist kein junges Gebäude und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits im Jahr 1880 fassen Mitglieder der alpenfernen Sektion Prag des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins den Plan, im hintersten Matscher Tal eine Hütte zu erbauen.  1883 wird die Carlsbader Hütte errichtet, dort wo heute die Oberetteshütte steht. Das Bauwerk wird um 1900 erweitert, zwei Jahre später erhält das nunmehr großzügig ausgestattete Domizil den Namen „Höllerhütte“, um die Verdienste des wohlhabenden Förderers Franz Höller zu würdigen. Nach dem Ersten Weltkrieg fällt die Hütte an die Schutzhüttenkommission des CAI, erhält den Namen „Rifugio Monza“ und wechselt aber kurze Zeit später erneut Besitzer und Namen. Die CAI-Sektion Mailand verleiht ihr als Inhaber den Namen „Rifugio Maresciallo Armando Diaz“. 1945 wird die Hütte schließlich durch einen Brand zerstört. Die markanten Ruinenreste prägen den Standort für viele Jahre. Erst durch den Neubau der Oberetteshütte vor 30 Jahren steht den Alpinisten und Wanderern wieder ein bewirtschafteter Stützpunkt im hinteren Matscher Tal zur Verfügung. Das runde Jubiläum wird im kommenden Herbst gebührend gefeiert.

Drei Hütteninitiativen der Alpenvereine

Für die Hüttenwirte Karin und Edwin Heinisch ist es eine spontane Entscheidung, als sie 2010 beschließen, die Oberetteshütte als Pächter zu übernehmen. Seither führen sie die Schutzhütte mustergültig und unter tatkräftiger Unterstützung ihrer Familien und des Hüttenteams. Die Oberetteshütte nimmt an allen drei Hütteninitiativen der Alpenvereine DAV, ÖAV und AVS teil: „So schmecken die Berge“, „Mit Kindern auf Hütten“ und „Bergferien für Familien“.
Die Wirtsleute Karin und Edwin legen großen Wert auf regionale und saisonale Produkte. Edwin betreibt in Matsch die Zucht von Schottischen Hochlandrindern. So kommt vorwiegend Fleisch aus eigener Produktion auf den Tisch. Eine Vielzahl von Erzeugnissen stammt von lokalen Lieferanten. Selbstgemachte Säfte wie Holunder- Melisse und Pfefferminz-Zitrone werden ebenso angeboten. Ganz im Sinne der auf Direktvermarktung und kurze Transportwege ausgerichteten Kampagne „So schmecken die Berge“.
Geeignet ist die Hütte auch für bergerprobte Familien mit Kindern (ab 8 Jahren). Die Ausstattung und Verpflegung ist entsprechend den Vorgaben von „Mit Kindern auf Hütten“ gestaltet, ein Hüttenlager wird gemeinsam mit der Ortsstelle Matsch organisiert.
Erstmals wird heuer das Programm „Bergferien für Familien“ angeboten – jeweils eine Woche Anfang Juli und Anfang September. Unter aktiver Begleitung erkunden die Kids mit und ohne Eltern die nähere Umgebung und erfahren Wissenswertes zur Bergnatur. Eine abenteuerliche Schatzsuche darf da natürlich nicht fehlen.

Infos Oberetteshütte, 2.670 m:

Hüttenwirte:  Edwin und Karin Heinisch

Geöffnet:  von Mitte Juni bis Ende September

Schlafplätze:  46 im Mehrbettzimmer, 23 im Matratzenlager, 20 im Winterraum

Kontaktdaten: Tel. Hütte: +39 0473 830280, +39 340 6119441 (Edwin)

Infos: [email protected]; www.oberettes.it

Hüttenzustieg:  Talschluss in Matsch ab den Glieshöfen (1.810 m); Zeit: ca. 2,5 Std.

Tourenmöglichkeiten:

Weißkugel (3.739 m)

Saldurspitze (3.433 m)

Schwemser Spitze,

Oberettesspitze (3.459 m)

Valvelspitze (3.359 m)

Saldurseen

Nachbarhütten:

Weißkugelhütte (2.557 m)

Schutzhütte Schöne Aussicht (2.842 m)

Anreise mit Bahn & Bus:

Vom Bahnhof Mals mit dem Citybus Linie 278 nach Matsch. Wandertaxi vom 18. Juni bis 6. Oktober: Matsch–Glieshöfe um 8.35 und 10.35 Uhr, Glieshöfe–Matsch um 15.15 und 17.15 Uhr.

 

Mehr Informationen zu den AVS-Hütten und den Kampagnen finden Sie unter: www.alpenverein.it