½ Mittag im Lesehof
An drei sommerlich-herbstlichen Samstagen lesen lokale und internationale Schriftsteller*innen im Lesehof der Teßmann aus ihren aktuellen Werken und geben in den anschließenden Gesprächen Einblicke in ihre Arbeit. ½ Mittag6 präsentiert vielsprachige Lyrik und Prosa von etablierten und aufstrebenden Autor*innen und schafft Raum für interdisziplinäre Formate. Wagnisreiches Experiment trifft auf zurückhaltendes Erzählen, poetische Spielfreude auf engagierte Inhalte, performative Akte auf klassische Formen.
1.
Am 4. September soll auf sprachlich und stilistisch höchst unterschiedliche Weise in die Wirrnisse des Existenziellen eingetaucht werden. Greta Lauer aus Kärnten liest aus einem noch unveröffentlichten Romanmanuskript, in dem sie sprachgewaltig familiäre Strukturen zerpflügt. Der Bozner Gianluca Battistel präsentiert seinen 2020 erschienenen Roman Abissi paralleli, der Fragen nach politischer Haltung in einer gespaltenen Gesellschaft aufwirft. Ivan Senoner aus St. Ulrich durchforstet mit seinem spannungsreichen ladinischen Roman L testamënt dl lëuf Hinter- und Untergründe einer Welt in den Bergen.
2.
Am 11. September stehen interdisziplinäre Formen der Literatur im Mittelpunkt. Die in Mailand ansässige Bühnenliteratin Eugenia Giancaspro übersetzt ihre melodischen Sprechtexte simultan in Gebärdensprache und erschafft damit außergewöhnliche sprachliche Ereignisse. Das Duo neutro, bestehend aus dem Südtiroler Martin Troger und der Niederösterreicherin Anna Neuwirth widmet sich dem komplexen Zusammenspiel von Text und Bild und stellt das dazu heuer erschienene Buch [EIS] in einer genreübergreifenden Performance vor. Jörg Piringer aus Wien bewegt sich an der Schnittstelle von Literatur, Sound und poetischer Software und thematisiert in seiner Performance diskursive Kreaturen im digitalen Raum.
3.
Am 2. Oktober gehört die Bühne der Lyrik. Die in Wien ansässige und in der Türkei aufgewachsene Seda Tunç seziert in ihrem vor kurzem erschienenen Debütband WELCH mit kunstvoller Sprache und wachsamen Blick die Verstrickungen des Alltäglichen. Lilia Ianeva Satta, in Bozen lebende Sopran- und Wortkünstlerin bulgarischer Herkunft trifft in ihren Haiku-Sammlungen Frutto und Bocciolo sanfte Töne inmitten von Dissonanzen. Der Pfalzner Karl Tschurtschenthaler liest aus seinem Debüt Der Dämmrung ins Maul und sucht in den großen Fußstapfen der Tradition nach den übersehenen Kleinigkeiten im großen Ganzen.
Kuratiert und moderiert wird ½ MITTAG6 von Eeva Aichner und Matthias Vieider im Auftrag der SAAV.