Società | Sanität

Der Aufschrei der Ärzte

Die ärztlichen Führungskräfte des Krankenhauses Sterzing machen in einem Schreiben an die Sanitäts- und Bezirksspitze ihrem Ärger über die derzeitige Situation Luft.
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Foto: Sabes
Florian Zerzer hat bereits vor zwei Wochen in einem Athesia-Interview seine Lesart unverblümt wiedergegeben. Angesprochen auf die Aufregung um eine mögliche Schließung des Krankenhauses Sterzing, meinte der Generaldirektor: „Das ist politisches Vorwahlgeplänkel. Es wird hier eine Polemik geschürt und am Laufen gehalten, die absolut nicht der Wahrheit entspricht“
Vorvergangenen Freitag hat Zerzer einen Brief aus Sterzing erhalten auf dem er laut Tageszeitung Dolomiten jetzt mit „Verwunderung“ reagiert. Dabei macht das von 14 am Krankenhaus Sterzing tätigen Primaren und ihren Stellvertreterinnen unterzeichnete Schreiben deutlich, dass es sich bei der halböffentlichen Diskussion um alles andere als ein „politisches Vorwahlgeplänkel“ handelt.
In dem Schreiben, das an Generaldirektor Florian Zerzer, Sanitätsdirektor Josef Widmann, die Direktorin des Gesundheitsbezirkes Brixen Christine Zelger, die ärztliche Direktorin Elisabeth Montel, den Sanitätsdirektor Markus Markart, den ärztlichen Leiter des Krankenhauses Sterzing Michael Engl aber auch an den für den Gesundheitsbereich zuständigen Landesrat Arno Kompatscher ging, wird die derzeitige Situation am nördlichsten Südtiroler Krankenhaus anschaulich geschildert.
Es ist ein Dokument des kollektiven Unmutes.
 

Das Schreiben

 
Die Primarinnen und Primare, deren Vertreterinnen und Vertreter, die ärztlichen Leiterinnen und Leiter der einfachen Strukturen des Krankenhauses Sterzing möchten angesichts der Entwicklungen der letzten Monate ihre Meinung und Position zu sehr wichtigen Themen des Krankenhauses, aber auch zur allgemeinen Gesundheitsversorgung der Bevölkerung Im Wlpptal und im gesamten Gesundheitsbezirk zum Ausdruck bringen. Als ärztliche Führungspersonen sehen wir uns hierzu in der Verantwortung.
 

Die Presse und öffentliche Berichte über das Krankenhaus

 
In der Presse sind zuletzt zahlreiche Berichte über das Krankenhaus erschienen, die aus unserer Sicht die Realität nicht korrekt wiedergeben und eine Gefahr für das Haus darstellen. Dabei sind die Negativ- Schlagzeilen genauso problematisch wie die beschönigenden Artikel.
Es braucht eine professionelle Berichterstattung mit einer klaren Darstellung über die tägliche, in vielen Bereichen gute und funktionierende Arbeit; Probleme sollen dabei genauso angesprochen werden wie die Maßnahmen, welche konkret dagegen ergriffen werden. Ansonsten sehen wir die Glaubwürdigkeit des ganzen Hauses und deren Vertreter in Gefahr.
 
 
 

Kommunikation mit und Mitsprache für die Primare

 
Wir kritisieren, dass wir in die strategischen Entscheidungen nicht involviert werden, kein Mitspracherecht haben und nicht transparent informiert werden.Und dass obgleich wir aufgrund unserer Position die internen Abläufe und Notwendigkeiten des Hauses gut kennen und eine Verantwortung für die medizinischen Versorgung sowie für die Entwicklung
unserer Abteilungen haben.
 
Wir kritisieren, dass wir in die strategischen Entscheidungen nicht involviert werden, kein Mitspracherecht haben und nicht transparent informiert werden.
 

Primariat Chirurgie Krankenhaus Sterzing

 
Die Allgemein-Chirurgie In der jetzigen Form ist für das Krankenhaus Sterzing von essenzieller Bedeutung. Die adäquate chirurgische Versorgung in der Ersten Hilfe über 24 h/7 Tage, die Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Inneren Medizin, die einen besonderen Schwerpunkt in der Gastroenterologie hat, aber auch die Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Ergänzung der anderen Fächer wie Pädiatrie, Gynäkologie, Orthopädie und Neuro-Reha ist für das Krankenhaus unverzichtbar, wenn es ein Krankenhaus der Grundversorgung mit Spezialgebieten bleiben soll.
Die Personalfindung ist trotz aller Bemühungen wenig effizient.
All diese Aufgaben sind unserer Meinung nicht mit einer einfachen Struktur ohne Primariat vor Ort zu bewerkstelligen. Gerade in so schwierigen Zeiten wie jetzt mit Corona-Pandemie und Personalmangel ist der Primar einer der wichtigsten Player, um die chirurgische Versorgung und einen Dienst aufrechtzuerhalten.
 

Personalmangel und Personalfindung


Die Personalfindung ist trotz aller Bemühungen wenig effizient. Unserer Meinung nach fehlt unter anderem der Kontakt und Austausch der personalanwerbenden Stellen und Abteilung mit den jeweiligen Primaren und Koordinatoren, um eine rasche, standort-orientierte und erfolgsversprechendere Personalfindung zu erreichen. Unsere Hilfsangebote und Vorschläge hierzu wurden bislang kaum berücksichtigt, bzw. hintangehalten.
Besonders hat uns irritiert, dass bereits inoffiziell seitens der Verwaltung kommuniziert wird, dass das Krankenhaus aufgrund des Pflegemangels in dieser Form nicht zu halten wäre!
Wir sehen Nachbarregionen, welche eine deutlich bessere Pflegesituation aufweisen. Auch die bezirksübergreifende Pflegeleitung möchten wir aufrufen, im direkten Kontakt mit den Primaren und Koordinatoren Maßnahmen zu ergreifen, welche rasch den besonderen Pflegemangel am Krankenhaus Sterzing lindern und in weiterer Folge beheben.
Besonders hat uns irritiert, dass bereits inoffiziell seitens der Verwaltung kommuniziert wird, dass das Krankenhaus aufgrund des Pflegemangels in dieser Form nicht zu halten wäre!
 

 

Zusammenfassende Forderungen

 
  1. Wir fordern eine transparente Information und ein Mitspracherecht in wichtigen und strategischen Entscheidungen das Krankenhaus und den Bezirk betreffend.
  2. Wir fordern mit großer Vehemenz den Erhalt des Chirurgie-Primariates im KH Sterzing.
  3. Wir unterstützen die Umwandlung eines Primariates ( Radiologie? Labor?), damit ein neues Primariat für. Orthopädie und Traumatologie geschaffen werden kann.
  4. Wir fordern eine verbesserte und standort-orientierte Personalfindung für unser Krankenhaus und wollen auch hier maximal unterstützend mitwirken.
Wir fordern eine transparente Information und ein Mitspracherecht in wichtigen und strategischen Entscheidungen das Krankenhaus und den Bezirk betreffend.
 

Die Unterzeichner

 
Unterzeichnet ist das Schreiben von Dr. Peter Bacca, Primar Anästhesie Dr.in Micol Cont, Primaria Pädiatrie, Dr. Robert Pfitscher, Primar Chirurgie, Dr.in Sonia Prader, Primaria Gynäkologie, Dr. Luca Sebastianelli, Primar Neuro-Reha, Dr. Hartmut Steinle, Primar Innere Medizin. Dr.in Rita Haller, Primarvertreterin Anästhesie, Dr. Manfred Kuppelwieser, Primarvertreter Medizin Dr.in Renate Oberstaller, Primarvertreterin Pädiatrie, Dr.in Viviana Versace, Primarvertreterin Neuro-Reha, Dr.in Katrin Zwerger, Primarvertreterin Chirurgie, Dr. Simon Demetz, Leiter Einfache Struktur Orthopädie. Dr. Paolo Rossi, Leiter Einfache Struktur Erste Hilfe und Dr. Arthur Scherer, Leiter Einfache Struktur Gynäkologie.
Generaldirektor Florian Zerzer hat für kommende Woche ein Aussprache in Sterzing angesetzt.
Ob das genügt, um wieder Ruhe am Sterzinger Krankenhaus einkehren zu lassen, darf bezweifelt werden.

 

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Karl Trojer Sab, 08/20/2022 - 10:11

Wenn ein so reiches Land wie Südtirol dem Hilferuf des Sanitätspersonals nicht Folge leistet, ist dies ein klägliches Versagen der Politik . Bitte hört endlich was Ärzte und Pflegepersonal dringend benötigen und schfft Anhilfe, die Gesundheit und die Lebensfähigkeit der Menschen haben Vorrang !

Sab, 08/20/2022 - 10:11 Collegamento permanente