Sigmundskron 17.11.1957
Am 17.November 1957 war ich in Sigmundskron und applaudierte dem „Los von Trient“. Es war Hans Dietl aus Göflan, der dieses Los von Trient erfunden hatte und als erster (auch gegen starke Bedenken innerhalb der SVP) propagierte. Ich besuchte gerade die 4.Klasse ITI (italienische Gewerbeoberschule, eine deutsche gab es noch nicht und ich sollte nach der Matura im Landmaschinenbau M&K Trojer in Schlanders mitarbeiten). Wir waren nur zwei deutschsprachige Schüler in dieser Klasse und öfters musste von uns der Streit zwischen neufaschistischen Mitschülern und einem Trentiner, der vom Preußenkönig, Friedrich dem Großen, begeistert war, geschlichtet werden. An diesem Tag war die Stadt Bozen voller Militärs. Soldaten in Kampfausrüctung bildeten ein Spalier bis zur Burgmauer von Sigmundskron und Magnago kam etwas verspätet an, da sein PKW Mühe hatte durchzukommen. Es war die Gestalt Magnagos, dieses hageren Mannes mit markantem Gesichtszügen, der schließlich mit dem Vorschlag eines von Trient losgelösten Landes Südtirol stürmischen Applaus erhielt. Es ging nicht mehr um ein „fort von Italien“, das mit einem Marsch auf Bozen blutig erstickt worden wäre, sondern um eine Autonomie, die nicht mehr von der trientner .Regionalregierung gehänselt werden konnte. 1972, dann konnte, mit dem auf der Landesversammlung der SVP mit knapper Mehrheit genehmigten „Paket“ , das gedeihen , was Südtirol heute ist : ein europäisches Modell für friedliches Zusammenleben verschiedener Ethnien und Sprachgruppen. Wir hatten Glück, dass gleichzeitig autonomiefreundliche Italiener wie Berloffa, Pasquali und andere hier in Südtirol und solche auf Staatsebene einerseits und Österreichs Regierung andererseits dieses Autonomiemodell unterstützten und es, von Österreich garantiert, in die Verfassung einfließen konnte. Selbstbestimmung ergibt sich eben auch aus einem Ja zu einer so gearteten und ausbaufähigen Autonomie.