Alpenslalom Wintersport
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In der Podcast-Diskussion sprechen Linda Schwarz (Protect Our Winters), Marco Pappalardo (Marketingdirektor Dolomiti Superski) und Florian Trojer (Heimatpflegeverband Südtirol) über die Zukunft des Wintersports in den Alpen und die Frage, wie viel Skitourismus der Alpenraum langfristig verträgt. Zunächst taucht die Runde aber kurz in die Vergangenheit ein und es werden persönlichen Erinnerungen an die Kindheit und das Skifahren ausgepackt: oft in kleinen, lokalen Skigebieten, die heute teilweise nicht mehr existieren oder stark unter Schneemangel leiden. Skifahren sei damals selbstverständlicher Bestandteil des Aufwachsens gewesen. Und heute?
Ist klassischer Skisport in Zeiten des Klimawandels überhaupt noch zukunftsfähig, oder muss er sich grundlegend neu erfinden?
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Der Rückgang an jungen Skifahrern und Skifahrerinnen liege weniger an den Kosten, sondern am veränderten Freizeitverhalten, betont Marco Pappalardo. Auch Florian Trojer sieht diesen Trend. Er bevorzugt kleine Skigebiete, weil ihm der große infrastrukturelle Aufwand großer Skigebiete zunehmend missfällt. Nachdem die Temperaturen im Alpenraum überdurchschnittlich zunehmen, führe dies zu immer größerem Aufwand für Beschneidung und Infrastruktur, ist Trojer überzeugt und stellt die Frage, ob kurzfristiger wirtschaftlicher Profit die massiven Eingriffe in die sensible Kulturlandschaft rechtfertige. Speicherbecken, Erweiterungen und technischer Ausbau beeinträchtigten Natur und Landschaft – jene Ressource also, von der der Tourismus lebt.
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Linda Schwarz: „Ich habe mit sieben Jahren angefangen, Skifahren zu lernen. Es war auf der Mendel, also ein Skigebiet, das relativ klein ist. Leider ist der Winter in dieser Jahreszeit, 2025, nicht mehr der gleiche auf der Mendel, wie er früher war. Das bricht ein bisschen mein Herz“. Foto: Andy Odierno/SALTO -
Linda Schwarz sieht große Möglichkeiten im Mobilitätsverhalten der Gäste und in einer diversifizierten Nutzung des Winters. Sie erzählt von Anreizen für die ökologische Anreise bis hin zu Alternativen zum klassischen Skitourismus, etwa eigens ausgewiesenen Tourenskigebieten ohne Aufstiegsanlagen. Für mehr Nachhaltigkeit brauche es auch politische Rahmenbedingungen.
Ich wünsche mir eine Bergwelt, in der Output wieder von Menschen generiert wird und man sich freut, auf den Gipfel zu steigen, ohne ein Selfie zu machen.
[Linda Schwarz]
Marco Pappalardo spricht u.a. zum Nachhaltigkeitsprogramm von Dolomiti Superski „We care about the Dolomites“. Seit 2021 arbeiten sogenannte Ranger in den zwölf beteiligten Regionen an acht definierten Nachhaltigkeitsschwerpunkten (Energie, Mobilität, Mitarbeiterstrukturen, ect). Ziel sei es, die Verantwortung für die Landschaft wahrzunehmen, die die wirtschaftliche Grundlage des Tourismus bildet. -
Der Berg bleibe zwar Anziehungspunkt, doch müsse der Fokus künftig stärker auf naturverträgliche Erlebnisse statt neue Infrastruktur gelegt werden. Linda Schwarz plädiert außerdem für ein Umdenken im Konsumverhalten: Viele Menschen suchten heute ständige Reize und aufbereitete Erlebnisse. Der Mensch müsse lernen, wieder einfachere Naturerlebnisse zu schätzen, statt immer mehr Angebote einzufordern.
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Die Gäste in Folge 68
Linda Schwarz (Protect Our Winters)
Marco Pappalardo (Marketingdirektor Dolomiti Superski)
Florian Trojer (Heimatpflegeverband Südtirol)
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Gesamte Serie - la serie completa:
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habe den Podcast noch nicht…
habe den Podcast noch nicht gehört, dennoch muss Herr Pappalardo Daten präsentieren, wenn er seine Doktrin aufstellt, denn: schon mit der Umstellung von Lire auf Euro ist die Kaufkraft zurückgegangen. Die Mittelschicht ist zunehmends ärmer. Ich werde nicht für einen Tag mein Gehalt für einige Arbeitstage ausgeben, um mich auf Kunstschnee im Gemenge zu stressen.
Mein Verständnis für Natur ist ein grundsätzlich anderes.
Im Prinzip gilt für mich: die Natur ist kein antropisierter Spielplatz auf dem wir mit Hilfe technischer Tricks raufgeliftet werden und hinunterdüsen können (Ski, E-Bikes, usw.).
Das ist in meiner Ansicht doch keine Erholung, sondern eher Bespaßung. Ausserdem darf die Umwelt nicht zerstört werden um Sport zu betreiben (Olympia docet).
Aus einer Tourismusbranche ist ein Mega-Business mit allem Schnick-Schnack geworden, so wie sich die Tante-Emma-Läden von den Supermärkten und diese wiederum von Einkaufszentren verdrängt wurden.
Business.
mit Greenwashing.
Mahlzeit