Politica | Putins Weihnachtsgeschenk

Michail Chodorkowski in Berlin gelandet

Update: Die Lagerhaft ist um. Michail Chodorkowski ist in Berlin angekommen. Der Kreml-Kritiker hat nach zehn Jahren die Strafkolonie am Freitag, 20. Dezember, verlassen. Doch wo ist seine Mutter?

Update: Medienberichten zufolge will der 50-JährigeChodorkowski seine Mutter besuchen, die in Berlin behandelt wird. Beim ehemaligen deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher bedankt sich der Russe. „Ich habe im Auto, obwohl ich Russisch nicht verstehe, die Gespräche miterlebt mit seinen Familienangehörigen. Das war schon anrührend. Und man kann das gut verstehen nach den zehn Jahren, die er durchzustehen hatte“, sagt Genscher den ARD-"Tagesthemen".

Nach eigenen Angaben ist die krebskranke Mutter jedoch nicht in Deutschland, sondern in Russland. Sie sei zwar vor einiger Zeit in Deutschland behandelt worden. "Aber ich bin in Romaschkino im Gebiet Moskau", sagte Marina Chodorkowskaja am Freitag der Staatsagentur Itar-Tass. Bislang habe sich ihr Sohn nicht gemeldet. Wer ist also wo? Und welche Medienberichte stimmen?

Michail Chodorkowski, der einst mächtige russische Öl-Magnat und aufgrund seines westlich orientierten Unternehmes Jukos Erzfeind von Wladimir Putin, ist frei. Putin lässt sich feiern, die Überraschung war ihm gelungen. Die Freilassung der Pussy-Riot-Aktivistinnen hingegen war dem russischen Präsidenten nur einen knappen Nebensatz wert, schreibt Spiegel-Online. "Die Frauen von Pussy Riot fallen unter die Amnestie. Das ist nicht meine Entscheidung, sondern die des Parlaments", so Putin. Weitere Fragen dazu waren unerwünscht - dem Journalisten wurde vom Moderator mitten im Satz das Wort entzogen.

Freilassung unbeliebter Frauen, Freilassung unbeliebter Gegner.

Chodorkowski nutzte – wie ausnahmslos alle anderen Oligarchen und die meisten Staatsfunktionäre – den rechtsfreien Zustand, der manche steinreich werden ließ und andere in Angst um ihr tägliches Einkommen trieb.Es war eine Zeit, in der die Russen zusehen mussten, wie sich ihre Ersparnisse in Luft auflösten und wenige daraus auch noch Profit zogen. Diese Bereicherung kann man dreist und skrupellos nennen, zynisch und unmoralisch auch. Aber illegal war sie damals nicht. Den ganzen Beitrag lesen Sie in der BerlinerZeitung.de

Chodorkowskis Verurteilung stieß international bei Menschenrechtsorganisationen und auch in politischen Kreisen auf Kritik. Da seine Mutter schwer erkrankt ist, reichte Chodorkowski ein Gnadengesuch ein, dem er sich bisher verweigert hatte. Das Ansuchen geht mit einem Schuldeingeständnis einher.

Nun überschlagen sich die Ereignisse. Nach der sofortigen Begnadigung durch Präsident Wladimir Putin wurde Chodorkowski per Helikopter ausgeflogen. Er ist unterwegs zu seiner Mutter in Deutschland.

Die Familie des ehemals reichsten Mannes Russlands kann es kaum glauben. «Wir sitzen hier und warten», sagte sein Vater Boris Chodorkowski. Auch Chodorkowskis 80-jährige Mutter Marina Khodorkovskaya äusserte sich. Ihr Sohn soll jetzt frei sein? Hatte sie darauf noch gehofft? Gegenüber dem Sender «Russia Today» sagt sie: «Ich bin ein bisschen verwirrt, ich habe noch nicht richtig realisiert, was passiert ist. Das war alles ein bisschen viel für mich seit gestern Nachmittag.»

Angriff und Verteidigung, Putin lässt einmal mehr die Menschen tanzen. Glück und Unglück, alles ist zentral steuerbar. Wie lange noch?