Pappalardo soll’s richten
“Leider kein Novum” und “äußerst peinlich”. So kommentiert Landeshauptmann Arno Kompatscher den jüngsten Angriff auf Südtirols Autonomie, der vergangene Woche über die italienischen Fernseher flimmerte. Mit einem Referendum sollen die Sonderautonomien, die den Staat jährlich Unsummen von Geld kosteten, abgeschafft werden. Das forderte kein geringerer als der PD-Senator Stefano Esposito. “Er scheint die italienische Rechtslage nicht zu kennen”, kontert Arno Kompatscher, “denn ein solches Referendum ist laut Verfassung gar nicht möglich”. Klar, er werde, wie immer, wenn Falschmeldungen und Unwahrheiten über Südtirol verbreitet werden, Klärung in Rom suchen, beteuert der Landeshauptmann – “auch mit dem PD”. Und ja, auch in Zukunft werde man sich “zur Wehr setzen”, wenn derartige Attacken über Südtirol und seine Autonomie niedergehen. Politische Stellungnahmen und klärende Gespräche allein scheinen bisher jedoch nicht die gewünschte Wirkung erzielt zu haben: nämlich, die italienische Öffentlichkeit mit Fakten über die tatsächliche Situation zu füttern. “Desinformation und entsprechende Empörung über angebliche Privilegien gibt es immer wieder in Wellen”, bestätigt Kompatscher. Und er könne niemandem einen Vorwurf machen, wenn er Vorurteile unserem Land gegenüber habe: “Wenn man gewisse Meldungen hört…” Doch das soll sich nun ändern. Anstatt stets nur aus der Defensive zu reagieren, will die Landesregierung in die Offensive gehen. Und fährt dazu schweres Geschütz auf.
Ab 2. Mai wird sich kein geringerer als Marco Pappalardo darum kümmern, das Image der Südtirol-Autonomie in Italien aufzupolieren. Noch leitet Pappalardo, ehemaliger SMG-Direktor, die Kommunikationsabteilung von IDM Südtirol. Von dort hat ihn sich die Landesverwaltung nun sozusagen ausgeliehen – und als Direktor an die Spitze der “Agentur für Presse und Information” gestellt, in die das Landespresseamt (LPA) inzwischen umgewandelt worden ist. Chefredakteurin der neuen Kommunikationsagentur wird die bisherige LPA-Mitarbeiterin Johanna Wörndle, Michele Bolognini, ebenfalls LPA-Mitarbeiter, wird ihr Vize. Die beiden Journalisten tragen auch die presserechtliche Verantwortung. Über allem wacht jedoch, mit Marco Pappalardo als Direktor, ein ausgewiesener Marketingfachmann. Während die “Agentur für Presse und Information” ganz allgemein die Aufgabe, hat, “die Bürger effizient, zeitnah und professionell über die Tätigkeiten der Landesregierung und der Landesverwaltung zu informieren”, wird sich Pappalardo mit der etwas spezifischeren Frage beschäftigen, “wie es gelingen kann, der Öffentlichkeit korrekte Informationen näher zu bringen”, erklärt Landeshauptmann Kompatscher. Etwa, dass die 5 Milliarden Euro im Landeshaushalt, über die sich Senator Esposito vergangene Woche echauffiert hatte, “vollständig mit Südtiroler Steuergeldern finanziert werden”, macht Kompatscher ein Beispiel für die geplante Autonomie-Offensive.
Der Grundstein dafür wurde übrigens am 15. September 2016 gelegt, als der Landtag mit überwältigender Mehrheit einen Beschlussantrag von Elena Artioli annahm, der eine “Kampagne für die Bewerbung der Südtiroler Sonderautonomie” vorsieht. “Wir wollen diesen Auftrag ernst nehmen”, betont der Landeshauptmann, “auch weil es zunehmender Anstrengungen bedarf, um für Sympathie zu werben und von der Effizienz des Südtiroler Modells zu überzeugen”. Das sei man nicht nur der italienischen Öffentlichkeit schuldig, sondern auch der eigenen Bevölkerung, fügt Kompatscher hinzu: “Die Menschen in Südtirol sollen nicht den Eindruck haben, dass sie Schmarotzer wären.” Über welche Wege und Kanäle die Informationskampagne laufen soll, steht noch nicht fest. Ebenso wenig, was man sich das Ganze kosten lassen will. Pappalardo selbst wird “in etwa 100.000 Euro brutto verdienen”, verrät der Landeshauptmann. Der Verwaltungsrat der IDM wird nun entscheiden müssen, mit wem sie Pappalardos Stelle provisorisch bis zum Ende seiner “Mission: Image-Offensive” besetzen wird. Einige Fragen, die es in den kommenden Wochen also noch zu klären gilt. Eines ist für den Landeshauptmann jedoch heute schon klar: “Auf die Angriffen aus verschiedensten Richtungen, denen unsere Autonomie ausgesetzt ist, wollen wir mit Information und nicht mit Propaganda antworten.”
“Die Menschen in Südtirol
“Die Menschen in Südtirol sollen nicht den Eindruck haben, dass sie Schmarotzer wären.” Als Schmarotzer fühlt sich wohl kaum ein Südtiroler. Ob die Landesregierung Steuergelder sinnvoll einsetzt, wenn sie eine solche "Propaganda" oder "Informationsagentur" einrichtet, wage ich zu bezweifeln.
Für die journalistische Seite
Für die journalistische Seite des Amtes wurde der neue Posten der Chefredakteurin geschaffen, wie die Leitungsaufgaben zwischen diesen beiden Führungskräften aufgeteilt werden, muss sich zeigen!