Società | Jugendarbeit

Von der Zwangspause in die Zukunft

Nach knapp acht Wochen nun Aufatmen unterm Schlern: Die Jugendtreffs öffnen wieder. Die Basis für ein künftiges Miteinander von Jugendverein und Gemeinden scheint gelegt.
Allesclub
Foto: Allesclub

Die jungen Menschen strahlen über das ganze Gesicht, reißen die Hände in die Höhe. Ja, die Sommerferien haben begonnen. Aber das ist nicht der (einzige) Grund für die Freudenstimmung unterm Schlern. Die Nachricht verbreitete sich gestern Nachmittag wie ein Lauffeuer: Die Jugendtreffs sperren wieder auf.

In einem Schreiben teilen Bürgermeister und Jugendreferentin der Gemeinde Kastelruth am Mittwoch mit: Die Konzession für die Führung der Räumlichkeiten wird verlängert.

 

Zwei Monate Bangen

 

Am 28. April dieses Jahres war die zehnjährige Vereinbarung mit dem Jugend- und Kulturverein Allesclub, der die vier Jugendtreffs in Kastelruth, Seis, Völs und Völser Aicha führt, ausgelaufen. Und von den Gemeinden Kastelruth und Völs vorerst nicht verlängert worden. Weil die Überlegung im Raum stand, die Jugendarbeit in neue Hände zu legen und dem Jugenddienst Bozen Land zu übertragen. Aus rechtlichen Gründen waren die vier Räumlichkeiten infolge geschlossen, die Jugendarbeit ins Freie verlegt worden.

Doch im Schlerngebiet rührte sich großer Protest. Jugendlichen, Eltern, Jugendarbeitern und dem Vereinsvorstand selbst war es schleierhaft, weshalb die jahrelang funktionierende Offene Jugendarbeit des Vereins Allesclub nicht mehr fortgeführt werden sollte. Ja, es habe Schwierigkeiten gegeben, in der Zusammenarbeit und in der Kommunikation mit den Gemeindeverwaltung. Aber nichts, was nicht gemeinsam gelöst werden könnte. So der Tenor, der nicht zuletzt bei zwei Bürgerversammlungen zu hören war. Sogar Landesrat Philipp Achammer legte den beiden Gemeinden in einem Schreiben nahe, “dem Allesclub und allen beteiligten Jugendlichen die Chance zu geben und zu zeigen, dass er im Lichte der aufbauenden Arbeit der letzten 10 Jahre die Probleme der Gegenwart bewältigen kann und dass er imstande ist, die Offene Jugendarbeit am Hochplateau in eine gute Zukunft zu entwickeln”.

Zugleich schlugen Achammer und sein Amtsdirektor im Amt für Jugendarbeit, Klaus Nothdurfter, vor, ein Vereinbarungsprotokoll zu erstellen, in dem Verein, Gemeinden und Land gemeinsam ein Konzept für die Zukunft der Offenen Jugendarbeit im Schlerngebiet definieren. Das war Ende Mai. Da sich vonseiten der Gemeinden nichts rührte, wurde man beim Allesclub selbst aktiv, arbeitete einen ersten Vorschlag für ein Vereinbarungsprotokoll aus. Vergangene Woche wurde das Papier in den beiden Rathäusern hinterlegt. Doch das Sitzen wie auf Nadeln sollte noch andauern.

 

Eine wertvolle Lektion

 

Bis am gestrigen Mittwoch nun die befreiende Botschaft kam. Bis 31. Dezember dieses Jahres wird die Konzession für die Führung der Jugendtreffs verlängert. In den Sommermonaten wollen sich die zwei Gemeinderäte mit dem Entwurf für das Vereinbarungsprotokoll auseinander setzen und eventuell ergänzen. Voraussichtlich im Herbst wird es dann ein Treffen zwischen dem Verein Allesclub, den Gemeinden und dem Land geben, um die Offene Jugendarbeit im Schlerngebiet langfristig zu sichern.

Mit der jüngsten Entwicklung “hat sich ein Weg für eine gute Zukunft  des Allesclub und der Offenen Jugendarbeit aufgetan”, sagt Klaus Nothdurfter in einer ersten Stellungnahme zu salto.bz. Darüber sei er froh, meint der Direktor im Amt für Jugendarbeit, der sich wünscht, “dass nun miteinander Schritt für Schritt alle kritischen Fragen, die sich in den vergangenen Monaten aufgetaucht sind, fair diskutiert und in lösungsorientierten Handlungen umgesetzt werden”. In dieselbe Kerbe schlägt Karin Husnelder. Als Geschäftsführerin des Dachverbandes für Offene Jugendarbeit n.e.t.z. hat sie die Ereignisse rund um den Allesclub aufmerksam verfolgt. Und meint: “Das n.e.t.z. begrüßt die Entscheidung der Gemeinden Kastelruth und Völs. Das Entgegenkommen darf aber keine Entscheidung mit Verfallsdatum sein. Die Jugendräume des Hochplateaus sind beim Jugend- und Kulturverein Allesclub gut aufgehoben. Wir sind jetzt auf Rückmeldungen der Gemeinden gespannt.” Zugleich müsse “die inhaltliche Arbeit nun fortgesetzt werden, um eine langfristige Lösung für den Allesclub und eine gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden zu gewährleisten”, unterstreicht Husnelder.

Klaus Nothdurfter geht über die Aspekte, die unmittelbar den Verein Allesclub und die Jugendarbeit betreffen, hinaus. Das Engagement, das Jugendliche, Eltern, Jugendarbeiter und die Dorfbevölkerungen in den vergangenen Wochen an den Tag gelegt haben, “freut mich, da ganz generell die jungen Menschen, ihre Bedürfnisse und Interessen in den Mittelpunkt der Debatte gerückt wurden”.
Für die meisten zählt vorerst nur eines: In Kürze werden die Jugendtreffs wieder ihre Türen öffnen. Nach einer zweimonatigen Zwangspause eine gute Nachricht.