Società | Mobilität

Radelnd in die Zukunft

Neue Maßnahmen für Fahrradmobilität in Bruneck: Ausbau der Radwege, mehr Platz für Fahrräder in der Stadt sowie Bike-Sharing-Projekte angedacht. Pilotprojekte starten.
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Foto: STA

„Was Kopenhagen kann, kann Südtirol auch“, zeigt sich Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider überzeugt. Dänemarks Hauptstadt ist ein gutes Beispiel für gelingende Mobilitätskonzepte rund um das Fahrrad. Mit einem Mix von insgesamt 46 Maßnahmen will nun auch Bruneck mitsamt seiner Umlandgemeinden zu einer Vorzeigefahrradstadt- und Region aufsteigen. Dank der internationalen Expertise der renommierten Gehl-Architekten und mittels Inputs aus partizipativen Workshops wurden kurz-, mittel- und langfristige Konzepte für die Stadtregion Bruneck erarbeitet. Auf einer Pressekonferenz gaben Landesrat Alfreider, Brunecks Bürgermeister Roland Griessmair, STA-Präsident Martin Ausserdorfer und Green-Mobility Bereichsleiter Harald Reiterer erste Einblicke in die Vorhaben. 

„Wir haben uns in den letzten Jahren in Bruneck sehr intensiv beschäftigt mit dem Thema Mobilität und haben ein sehr innovatives Konzept ausgearbeitet, das eine großflächige Beruhigung des Stadtzentrums zum Ziel hat“, erzählt Bürgermeister Roland Griessmair. Laut ihm wird dieses Konzept auf den Säulen der öffentlichen Mobilität und vor allem auch der Radmobilität fußen. Vor allem für die kurzen innerstädtischen Strecken soll das Rad in Zukunft das Hauptverkehrsmittel werden. Bruneck sei ohnedies ideal für innovative Mobilitätskonzepte, unterstreicht Alfreider, viel sei auch schon gemacht worden in den letzten Jahren.  

 

Nun werden kurzfristig schon erste Pilotprojekte anlaufen. Im September und Oktober soll an den Hauptachsen den Fahrradfahrern bewusst die Vorfahrt gegeben werden. Übergänge sollen rot markiert werden, um den Autofahrern zu signalisieren, dass hier ein Radweg verläuft. Außerdem soll, gemäß dem neuen Straßenverkehrskodex, wie Griessmair versichert, entlang des Brunecker Grabens an beiden Seiten der Straße ein sogenannter Radstreifen für flinke Radfahrer eingerichtet werden.

Die Mobilität beginnt im Kopf.
Martin Ausserdorfer 

Weiters geplant sind Radabstellanlagen, beispielsweise am neuen Mobilitätszentrum, am Graben und der Universität. Für die Konzipierung und Gestaltung der innerstädtischen Stellplätze wurde in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Bruneck ein künstlerischer Wettbewerb initiiert. Außerdem soll es mehr fahrradfreundliche Kreuzungen, Radquerungen und generell eine klare Kenntlichmachung von Fahrradwegen- und Übergängen geben, meint Harald Reiterer. Langfristig soll durch die Errichtung einer verbindenden Radstrecke zwischen Schulzone und Mobilitätszentrum, in erster Linie den radelnden Schülern ein sicherer Schulweg ermöglicht werden. Auch sonst werden im restlichen Gemeindegebiet derzeit noch Streckenstücke verbessert, darunter letzte Streckenabschnitte des Fahrradwegs nach Reischach oder wichtige Verbindungsstücke wie am Paternsteig.

 

Doch nicht nur der innerstädtische Verkehr soll mithilfe der angedachten Konzepte in erträgliche Bahnen gewiesen werden. Auch der motorisierte Pendlerverkehr aus den umliegenden Gemeinden soll dank vermehrter Nutzung des Fahrrads möglichst in den Griff bekommen werden. Laut Landesrat Alfreider sei dieses nämlich längst nicht mehr nur für die Freizeit und den Tourismus da, sondern solle möglichst zur Alltagsmobilität werden. Dafür brauche es aber die nötige Infrastruktur, bekräftigt Martin Ausserdorfer, Präsident der Südtiroler Transportstrukturen AG. Das Einzugsgebiet müsse greifbar und erschließbar werden, um eine Verkehrsverlagerung zu bewirken, denn Busse und Züge sind zum Teil voll. Und, angesichts der fast täglich steigenden Verkehrszahlen auf Südtirols Straßen, wie Alfreider ausführt, kann die Lösung nicht die Schaffung einer immer größeren Straßeninfrastruktur sein.  

Die Frage morgens sollte nicht sein: Wo ist mein Autoschlüssel? Sondern: Wie komme ich am besten irgendwo hin und welche Alternativen habe ich?
Daniel Alfreider 

Der Pustertaler Hauptradweg soll also zum Beispiel in St. Lorenzen an den zwei Abschnitten Werfl und Klosterwald neue Streckenverläufe erhalten. Geprüft werden auch eine direkte Anbindung zwischen St. Lorenzen und der Brunecker Schulzone sowie Verbesserungen Richtung Percha (eigentliche Strecke an Rienz entlang derzeit nicht befahrbar) und Gais, während sich die Anbindung an Pfalzen noch als schwieriger erweise, so Ausserdorfer. 

Ein Problem bleibt indes der Transport von Fahrrädern in öffentlichen Verkehrsmitteln. „Das ist ein Grund, warum wir vermehrt für Bike-Sharing eintreten“, so Alfreider. In Bruneck und dessen Fraktionen sind, laut Griessmair, bereits Bike-Sharing-Konzepte mit Unterstützung des Landes und im Zuge eines Leader-Projektes eingeplant. Für den Bürgermeister geht es jedenfalls um „ein klares Bekenntnis, im Großraum Bruneck dem Fahrrad den Vorrang zu geben.“