Cultura | Würdigung

Innsbrucker Ehrenbürgerschaft

Der Schriftstellerin Sabine Gruber wird am 15. Oktober die "Ehrenbürgerschaft der Universität Innsbruck" verliehen. Eine große Ehre für die einstige Innsbrucker Studentin
Gruber, Sabine
Foto: ÖVGH

„Ich bin die erste und einzige Akademikerin meiner Generation in meiner Familie, sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits. Diesen Bildungsweg beschreiten zu können, war mit viel Verzicht meinerseits und von Seiten meiner Eltern verbunden, insofern freut es mich, diese Ehrenbürgerschaft der Universität Innsbruck verliehen zu bekommen“ kommentiert Sabine Gruber die akademische Würdigung, die ihr in wenigen Wochen offiziell zuteilwerden wird. Am 15. Oktober, dem Tag der Akademiker*innen, erhält sie im Rahmen eines Festaktes in Innsbruck die Ehrenbürgerschaft.
Jedes Jahr werden am sogenannten Dies Academicus der Universität Innsbruck Persönlichkeiten aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft ausgezeichnet – seit einigen Jahren auch junge Nachwuchsforscherinnen und -forscher. Neben Sabine Gruber wird auch der Südtiroler Landeshauptmann Mag. iur. Arno Kompatscher einer der Geehrten sein. Er erhält am Dies Academicus 2022 die Ehrensenatorenwürde
 

Für jemanden wie mich ist das keine Selbstverständlichkeit. Ich habe nicht vergessen, woher ich komme. Und ich weiß auch, daß es für die Ausbildung – leider! – noch immer einen Unterschied macht, aus welcher Gesellschaftsschicht man kommt.
[Sabine Gruber]


„Das Studium in Innsbruck und Wien empfand ich als befreiend,“ erinnert sich die bekannte Schriftstellerin, auf ihre eigene Studienzeit angesprochen, „endlich konnte ich mich jenen Wissenschaftsbereichen widmen, die mich immer schon interessiert hatten. Und ich traf auf Kollegen und Kolleginnen mit ähnlichen Interessen und Vorlieben, das hat mich in meiner literarischen und literaturwissenschaftlichen Arbeit bestärkt.“ Und eine Karriere an der Universität? Akademisch tätig war sie einmal „vier Jahre lang als Lektorin an der Universität Venedig“, erzählt sie, und „im Semester 2020/21 war sie auch mit einer Poetik-Vorlesungen an der Universität Duisburg/Essen“ präsent. Eine mögliche Laufbahn als Akademikerin kam für Gruber aber nie in Frage. „Ich habe mir den Uni-Betrieb genau angesehen, die hierarchischen Strukturen, die Bürokratie“, bemerkt sie leicht kritisch und fügt hinzu: „Zudem habe ich mich schon in der Schule mit Gruppenarbeiten schwer getan, bin zu ungeduldig, eigensinnig, arbeite lieber allein. Insofern war es nur richtig, den freiberuflichen Weg einzuschlagen, so konnte und kann ich schriftstellerisch und literaturwissenschaftlich tätig sein.“
Vor kurzem erschien ihr Lyrikband Am besten lebe ich ausgedacht. Journalgedichte, im Herbst 2023 kommt der nächste Roman. „Das hätte ich als Universitätsbedienstete zeitlich nicht zustande gebracht“, meint die neue Ehrenbürgerin der Universität Innsbruck.