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Blut geschwitzt

Wie kommt das im Obstbau eingesetzte Pestizid "Captan" nach Stilfs, wo es keinen Obstbau gibt? Erst die B-Proben beim Stilfser Kräutertee gaben Entwarnung.

In den vergangenen vierzehn Tagen hat Siegi Platzer Blut geschwitzt: Platzer baut in Stilfs und dort auf der Ebene unterhalb des Dorfes Kräuter an. Unter dem Label „Stilfser Bergkräuter“ hat sich Platzer gemeinsam mit seiner Frau Traude bei Liebhabern von Tee, von Gewürzmischungen, von Bergheukissen und vielen anderen Produkten einen Namen gemacht. Platzers Anbau ist biologisch, er ist Mitglied beim äußerst strengen Bund Alternativer Anbauer. Platzer ist drauf und dran, in Glurns eine Teestube zu eröffnen, als „Flagshipstore“ seines Bergkräuterprojektes, wie es auf seiner Internetseite heißt.

Vor 14 Tagen traf ihn eine Nachricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Bei einer Routinekontrolle von Biko-Tirol ist bei zwei Proben seiner Kräuter ein Mittel aufgetaucht, welches im Obstbau eingesetzt wird. In Stilfs wachsen aber keine Apfelbäume. Auf seinen grünen Kräutern wurde das Pestizid „Captan“ gefunden und zwar in einer Konzentration von 0,04 mg/kg. Im Bioanbau sind grundsätzlich Rückstände von maximal 0,01 mg/kg erlaubt. Nach der Trocknung steigt die an grünen Kräutern gemessene Konzentration um das Zehnfache. Die Kontrollstelle hat daraufhin den Verkauf der Teemischungen als „Bio“ untersagt. 14 Tage lang hat Platzer seinen Tee nicht mehr verkaufen können und er hat gebangt, nach Erklärungen gesucht – Sabotageakt? Wohl eher nicht. Luftverfrachtungen vom Tal her? Möglich. – und vor allem auf die Gegenproben, die er selbst in Auftrag gegeben hat gewartet. Gestern Dienstag (nach Redaktionsschluss beim Vinschgerwind, der die Geschichte recherchiert hat) kamen die erlösenden Befunde der Gegenproben: Fehlalarm. Gegenproben hat Platzer gleich mehrere anfertigen lassen – alle waren negativ. Eine Erklärung, warum „Captan“ in den ersten zwei Proben enthalten war, hat Platzer keine bekommen. Platzers Blutschwitzen hat – vorerst – ein Ende. 

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