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Wassernotstand: Verordnung unterzeichnet

Kurz vor dem Weltwassertag erklärt Landeshauptmann Kompatscher den Wassernotstand im Oberen Vinschgau. Damit darf mehr Wasser aus dem Haidersee abgelassen werden.
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Foto: suedtirolfoto.com

Am Abend des 21. März hat Landeshauptmann Arno Kompatscher eine Verordnung zum Wassernotstand im Einzugsgebiet der oberen Etsch bis Kastelbell unterzeichnet. Grund ist die anhaltende Trockenheit und Instandhaltungsarbeiten am Kraftwerk Glurns, dessen Wasser aktuell nicht für die Frostberegnung zur Verfügung gestellt werden kann. "Mit dieser Notstandsregelung reagieren wir auf den sich abzeichnenden Wassermangel im Oberen Vinschgau", erklärt Landeshauptmann Kompatscher. "Einerseits bleibt seit Wochen der Niederschlag aus, andererseits könnte bereits ab Ende März die Forstberegnung für die Apfelanbauflächen notwendig werden."

Betroffen sind circa 800 Hektar landwirtschaftliche Anbauflächen im Bereich Kastelbell-Laas, die von Wasserentnahmen aus der Etsch zu Frostschutzzwecken abhängig sind. Aufgrund der vorläufigen Außerbetriebnahme der Kraftwerke Glurns und Laas kann die zwischen Bonifizierungskonsortium Vinschgau und Alperia vereinbarte Wasserlieferung für die Frostschutzberegnung nicht wie üblich sichergestellt werden. Mit der Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks Glurns ist erst in der Woche vom 4. bis 10. April zu rechnen.

 

Nutzung des Haidersees

 

Die am 21. März unterzeichnete Verordnung sieht vor, dass im Falle prognostizierten Frosts im Einzugsgebiet dieser Flächen mit entsprechender Vorlaufzeit eine zusätzliche Wassermenge von bis zu 6 Kubikmeter pro Sekunde aus dem Haidersee in die Etsch abgelassen werden darf. Der Wasserpegel im Haidersee ist bei Frostgefahr über eine längere Einspeisung von 3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus dem Reschenstausee zu gewährleisten. Da es sich beim Ablass von 6 Kubikmetern Wasser in die obere Etsch um einen Eingriff in ein sensibles Ökosystem handelt, muss die Einspeisung von Wasser mit gradueller Steigerung der Wassermengen erfolgen, ebenso die Reduktion der eingespeisten Wassermengen. Auf dem betroffenen Flussabschnitt erfolgt ein Monitoring des Ökosystems und des Fischbestandes.

Der Wassernotstand zur Sicherstellung der Wassermengen für die Frostberegnung aus der Etsch gilt ab sofort bis zur Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks Glurns.

 

 

Weltwassertag

 

Der Weltwassertag (World Water Day) wurde 1992 von den Vereinten Nationen ausgerufen und wird jährlich am 22. März begangen. 2022 liegt der Fokus auf der Bedeutung des Grundwassers, um auf diese nicht sichtbare Wasserressource aufmerksam zu machen. In der aktuellen Trockenperiode sind die Wasserreserven des Grundwassers von großer Bedeutung für die Wasser- und Trinkwasserversorgung. Darauf weist die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz anlässlich des Weltwassertags hin.

 

Situation des Grundwassers in Südtirol

 

Grundwasser ist Wasser unterhalb der Erdoberfläche, das durch Versickern von Niederschlägen oder von Oberflächengewässern dorthin gelangt. Unter bestimmten Bedingungen kommt Grundwasser in Form von Quellen oder durch den Bau von Tiefbrunnen wieder an die Oberfläche. "Das Grundwasser ist ein Teil des Wasserkreislaufs und damit lebenswichtig für Mensch und Natur und die sozioökonomische Entwicklung. Es wird gespeist von langanhaltenden Regenfällen, der Schneeschmelze und versickerndem Wasser von Bächen und Flüssen, die hierzulande im Sommer wiederum durch die Schneeschmelze anschwellen", erklärt Thomas Senoner, Direktor des Landesamtes für nachhaltige Gewässernutzung in der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz.

"Der Klimawandel und damit verbunden das immer häufigere Auftreten von Starkregen, der schnelle Temperaturanstieg im Frühjahr und das Abschmelzen der Gletscher stellt auch in Südtirol eine Gefahr für dieses kostbare Gut dar", so Senoner. "Die extreme Trockenheit im Frühjahr hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt", sagt Klimaforscher Klaus Haslinger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gegenüber Ö1 im Morgenjournal (22.03.2022, 7 Uhr). "Gerade in dieser Jahreszeit ist die Vegetation für ihr Wachstum auf ausreichend Feuchtigkeit angewiesen. Die starke Erwärmung des Atlantiks im Bereich der Ostküste der USA verursacht ostwärts ein Tiefdruckgebiet, das ein Hochdruckgebiet über Europa zur Folge hat." Und der Hochdruck verhindert die Niederschläge, das dürfte laut Prognosen in den nächsten zwei Wochen so bleiben.