Am späten Nachmittag hat der Kandidat der Südtiroler Volkspartei Herbert Dorfmann seinen Auftritt. Am Vormittag präsentierten die EU-Neulinge Freiheitlichen ihr 20-Punkte-Programm für die Wahl im Mai. An der Seite von Spitzenkandidat Pius Leitner: Maurizio Fugatti vom Wahlpartner Lega Nord sowie der Obmann der Tiroler FPÖ Markus Abwerzger als Vertreter der österreichischen Freiheitlichen. Also jener Kraft, die den Südtirolern laut früheren Aussagen Pius Leitners trotz mancher interner Turbulenzen im Wahlkampf in der rechtspopulistischen Allianz für die Europawahlen am nächsten steht. Im Gegensatz zu seinen Südtiroler Partnern spielte Lega-Kandidat Lorenzo Fontana die Tatsache nicht herunter, dass sich das Wahlbündnis mit den Freiheitlichen auch in eine europaweite Zusammenarbeit mit Kräften wie den Front National von Marine Le Pen und der Partei für die Freiheit (PVV) von Geert Wilders eingliedert. Eine Bündelung von rechtspopulistischen Kräften, die unter anderem ein  Referendum gegen den Euro plane, wie Fontana erklärte.

Genugtuung über das gemeinsame Abkommen zeigte auch Lega-Kommissar Maurizio Fugatti. Während ihm der Tiroler Freiheitliche Abwerzger versprach, seinen nächsten Urlaub in Padanien zu verbringen, hob Fugatti die gemeinsamen Ansichten zu Themen wie Einwanderung, Islam, Selbstbestimmung und Autonomie mit den Freiheitlichen diesseits und jenseits des Brenners hervor.

Leitner: Keine Angst vor Le Pen oder Wilders, sondern vor dem „Europa, das wir derzeit haben“

Nichtsdestotrotz lautet die wichtigste Aussage von Kandidat Pius Leitner: Zuerst Südtirol, dann Europa!” Um die Rahmenbedingungen im eigenen Land besser gestalten zu können und die eigene Position als Bindeglied zwischen Nord und Süd besser leben zu können, brauche es ein neues Europa, so Leitner. Deshalb habe er auch keine Angst vor Kräften wie Le Pen oder Wilders, sondern vor dem „Europa, das wir derzeit haben“. Umso wichtiger sei es, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die das Interesse des Menschen wieder in den Vordergrund stellen und an einem Europa arbeiten wollen, in dem selbstbestimmte freie Völker in Eigenverantwortung zusammenarbeiten. „Denn ich gehe nun einmal davon aus, dass die Menschen in ihren eigenen Ländern besser gerüstet sind, ihre Probleme zu lösen als Brüssel.“

Dementsprechend nahm der Freiheitliche Kandidat den Kritiken seiner EU-freundlicheren GegenkandidatInnen schon vorbeugend ein wenig Wind aus den Segeln: „Wenn man uns als EU-kritische Partei bezeichnet, dann trifft man damit sicherlich den Nagel auf den Kopf.”