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Öfter ganz oben

Was machen 3.000 Deutsche und Österreicher auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt? Zahlen und Fakten zu Ausländern, die anders als andere sind.
Bretzel
Foto: Markus Spiske on Unsplash

Sie werden häufig als weniger fremd wahrgenommen als andere Mitbürger mit ausländischem Pass. Das mag neben der vertrauten Muttersprache auch daran liegen, dass Österreicher und Deutsche in Südtirol in denselben Sektoren arbeiten wie Einheimische – im Unterschied zu fast allen anderen ausländischen Beschäftigten. 3.000 deutsche und österreichische Staatsbürger arbeiteten 2020 in Südtirol. Schweizer so gut wie keine. Das geht aus der jüngsten Ausgabe der Arbeitsmarkt-News des Landes hervor, die der Frage nachgeht: Was machen die etwa 2.000 Deutschen und die rund 1.000 Österreicher hier?

 

Es waren schon mal mehr

 

Ein Blick zurück zeigt: Von 1998 bis 2008 gab es eine vergleichsweise starke Zunahme an österreichischen und deutschen Arbeitnehmern in Südtirol, mit einem Höchststand von 3.300 im Jahr 2008. Seither gibt es eine rückläufige Entwicklung. Von 2009 bis 2019 haben die österreichischen Arbeitnehmer moderat zugenommen (+0,4%), die deutschen leicht abgenommen (-0,4%), während die Anzahl der inländischen Arbeitnehmer jährlich um 1,5% gestiegen ist.

Entwicklung Ö-D-CH

 

Warum Deutsche und Österreich nach Südtirol zum arbeiten kommen, erklärt der Direktor der Landesabteilung Arbeit Stefan Luther folgendermaßen: Es handle sich weniger um einen generellen Arbeitskräftezuzug, sondern sehr gezielten. In den 2000er Jahren führten Push-Faktoren wie Arbeitslosigkeit, und Arbeitskräfteüberschuss durch die Generation der Babyboomer Deutsche ins deutschsprachige Ausland. Heute spielen vor allem Pull-Faktoren wie die Nachfrage nach sehr hoch qualifizierten Arbeitskräften durch Südtiroler Betriebe – öffentlich wie privat – eine Rolle. Bei den österreichischen Arbeitnehmern kommt in den nördlichen und östlichen Grenzregionen Südtirols – Wipptal und Oberpustertal – eine gewisse natürliche Mobilität dazu.

Aktuell bzw. im Jahr 2020 machen die 3.000 Österreicher und Deutschen, die in Südtirol angestellt sind, etwa 1,5% der Arbeitnehmer und 11% aller ausländischen Beschäftigten aus. Und die allermeisten arbeiten auch dort, wo man sie vermutet.

 

Wo sind sie zu finden?

 

Direktor Luther schickt voraus: “Bemerkenswert ist, dass die österreichischen und deutschen abhängig Beschäftigten vor allem höher qualifizierte Berufe ausüben. Das gilt vor allem für die hier ansässigen Arbeitnehmer: Über 40 Prozent der Österreicher (46%) und Deutschen (44%) sind entweder Führungskräfte, Hochspezialisierte oder in technischen Berufen tätig. Zum Vergleich: Von den Inländern ist es ein knappes Drittel (29%).” Bei Ausländern ohne deutsche und österreichische Staatsbürgerschaft dominieren hingegen die Inhaber nicht qualifizierter Berufe.

Beschäftigung Ö-D

 

Bedeutendster Arbeitgeber für die österreichischen und deutschen Staatsbürger ist das Land Südtirol. Dort waren im Jahresmittel 2019 159 Österreicher (17% aller österreichischen Arbeitnehmer) und 224 Deutsche (10% aller deutschen Arbeitnehmer) beschäftigt. Es folgen der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit 30 österreichischen und 88 deutschen Staatsbürgern, die Freie Universität Bozen (44 bzw. 9) und die Eurac (36 bzw. 12). Unter den privaten Arbeitgebern liegen die Leitner AG (15) und die Prinoth AG mit 15 beziehungsweise 9 österreichischen Beschäftigten vorn. Was die deutschen Arbeitnehmenden angeht, sind es die Fercam (36) und Autotransporte Günther (25) sowie die Unternehmen Fielmann (22) und Alupress (17).

Rund ein Viertel der Österreicher und Deutschen ist in Bozen beschäftigt. Ansonsten verteilen sie sich gleich den ansässigen inländischen Arbeitnehmenden auf das gesamte Landesgebiet – mit Ausnahme der ladinischen Täler, in denen der Anteil niedriger ist. Vergleichsweise hoch ist der Anteil in den grenznahen Regionen Sterzing und Innichen: Im Raum Sterzing liegt er bei 2,5 Prozent und im Raum Innichen sogar bei 2,9 Prozent.

Ö-D

 

Die gegenwärtig am häufigsten von österreichischen und deutschen Arbeitnehmern in Südtirol ausgeübten Berufe (Jahresmittelwerte 2019)
  • Beruf im Bereich Verwaltung und Büro (jeweils knapp 20%)
  • Lehrer/in (DE: 9% AT: 15%)
  • Berufskraftfahrer (DE: 5% AT: 3%)
  • Kellner/in (DE: 5% AT: 6%)
  • Koch/Köchin (jeweils 3%)
  • Arzt/Ärztin (DE: 3% AT: 2%
  • Verkäufer/in (DE: 4% AT: 5%)

Mit einem arbeitnehmerähnlichen Vertrag sind vor allem Universitätsprofessoren/innen und Forscher/innen beschäftigt.