"Kleine werden bestraft"
Peppi Trenkwalder betreibt seit mehr als 30 Jahren ein Lebensmittelgeschäft in Stange bei Ratschings. Drei Familienmitglieder und eine Angestellte bewältigen den täglichen Aufwand, die Bürokratie erledigt der Kaufmann in der Nacht und am Wochenende. Die Krise bekommt er deutlich zu spüren, „man spürt einfach, die Leute haben kein Geld“, sagt er. Noch sei in den sieben Fraktionen in Ratschings nur eine ohne Nahversorgung. „Doch wenn es so weitergeht, fürchte ich, dass es mehr werden“.
„Menschlich handeln“ – unter diesem Motto trafen sich Südtirols Kaufleute und Dienstleister am Mittwoch Abend im Bozner Schloss Maretsch zu ihrer Hauptversammlung 2013. Und Menschen wie Trenkwalder stehen auch nach wie vor im Mittelpunkt der Lobbyarbeit des Verbandes. Bürokratieabbau und Steuersenkungen für Klein- und Mittelbetriebe mit unter zehn Mitarbeitern, die immerhin 93 Prozent aller Südtiroler Betriebe stellen, Sicherung der Nahversorgung und kleiner Kreisläufe – die Themen der diesjährigen Vollversammlung sind keineswegs neu.
Allerdings werden sie angesichts der immer engeren Lage für viele Kaufleute immer vehementer gestellt. Während Großbetriebe wie die Aspiag die aktuelle Kriese auch als Chance sehen ihre Position zu festigen, kommen die Kleinen arg in Bedrängnis, sagt hds-Präsident Walter Amort. Auf der einen Seite der Kaufkraftverlust der Konsumenten, auf der anderen die Liberalisierung der Großflächen sowie der Öffnungszeiten mit dem Dekret „Salva Italia“ der Regierung Monti. „All das kommt nur den Großen zugute und bestraft die Kleinen“, sagt der Verbandspräsident. Ohne Gegenmaßnahmen führe diese Entwicklung dazu, dass sich wenige Große den Markt untereinander aufteilen.
Was schlägt die hds-Führung als wichtigste Gegenmaßnahmen vor? Große Hoffnung wird auf das Comeback der Kleinen gesetzt, auf die steigende Nachfrage nach kleinen Kreisläufen, Nachhaltigkeit und persönlicher, menschlicher Beratung. Doch vor allem gelte es politisch gegenzusteuern. Wichtigste Forderung: Die steuerliche und bürokratische Entlastung von Betrieben mit bis zu zehn Mitarbeitern. „Denn es kann nicht sein, dass sie die selben Auflagen erfüllen müssen wie ein Betrieb mit 1000 Mitarbeitern“, so Amort. Hds-Direktor Dieter Steger forderte in dem Zusammenhang, dass künftig ein Mitglied der Landesregierung die Verantwortung für Verwaltungsvereinfachungen erhält und jede Gesetzesinitiative in einem systematischen Prozess auf den Prüfstand gestellt wird. Als bestes Rezept gegen die Liberalisierungstendenzen der letzten Jahre setzt auch der hds auf die Autonomie. Hier sollten die Provinz vor allem in Sachen Öffnungszeiten wieder primäre Zuständigkeiten erhalten.