Ambiente | Forschung

Biodiversität unter Beobachtung

Am Internationalen Tag der Biodiversität fällt der Startschuss für das erstmalige Biodviersitäts-Monitoring in Südtirol. Dazu gibt es ein politisches Versprechen.
Biodiversitäts-Monitoring
Foto: EURAC Research

Es war der sprichwörtliche Spatenstich, den Ulrike Tappeiner, David Gruber und Arnold Schuler am Mittwoch Vormittag setzen. Am Reiterhof oberhalb von Bozen, mitten in einem Weinberg, wurde heute, am Internationalen Tag der Biodiversität, der Auftakt für das erste landesweite Monitoring zur Biodiversität inszeniert. Offiziell präsentiert wurde das Vorhaben im August vergangenen Jahres.
Von dem erstmaligen und einmaligen Projekt erwarten sich die Beteiligten Erkenntnisse darüber, wie rasch sich die Artenvielfalt ändert und wo die Änderungen besonders schwerwiegend sind. “Die Ergebnisse werden Zusammenhänge zwischen Klima, menschlichem Einfluss und der Südtiroler Flora und Fauna aufzeigen”, heißt es am Mittwoch.

 

Basis für Wissenschaft und Politik

 

Dass auch in Südtirol etwas im Gange ist, das ahnen heimische Wissenschaftler schon seit Langem. Doch konkrete, flächendeckende und langzeitlich angesetzte Studien über den Zustand der Flora und Fauna, von den kleinsten bis zu den größten Lebewesen, deren Entwicklung und Gefährdung, “gibt es für Südtirol schlicht und einfach nicht”, erklärte Petra Kranebitter, Konservatorin für Zoologie am Südtiroler Naturmuseum, im Sommer 2017, als die Krefeld-Studie zum Insektensterben für großes Aufsehen sorgte.

Das ein Jahr später ins Leben gerufene Biodiversitäts-Monitoring soll nun “endlich systematisch und kontinuierlich den Zustand und die Entwicklung der biologischen Vielfalt in ganz Südtirol erfassen”, zeigt sich Ulrike Tappeiner, die das Forschungskonzept als Leiterin des EURAC-Instituts für Alpine Umwelt federführend ausgearbeitet hat, zufrieden. Das Monitoring soll nicht nur der Grundlagenforschung dienen, sondern soll auch die wissenschaftliche Basis für politische Entscheidungen liefern, besonders in Bezug auf Raumplanung, Landwirtschaft und Natur- und Umweltschutz.

 

“Ich werde das Thema Artenvielfalt in den Mittelpunkt meiner Legislaturperiode stellen”, so das Versprechen von Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, der am Mittwoch in den Weinberg am Reiterhof gekommen ist. Dort liegt einer der 320 Erhebungspunkte, an denen in den kommenden fünf Jahren geforscht wird.

 

Landwirtschaftliche Flächen im Fokus der Forscher

 

Besonderes Augenmerk legen die Forscher auf Lebensräume der Kulturlandschaft, also Weinberge, Obstanlagen oder Wiesen. Der Fokus auf landwirtschaftliche Flächen sei nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle spielt, wenn es um den Erhalt, aber auch die Zerstörung von Biodiversität geht, wie der Landesrat Schuler im August 2018 schonungslos eingestand.
Durchgeführt wird das Monitoring von der EURAC. “Wir betreten die Flächen jeweils für zwei bis drei Stunden. Die Erhebung wird für einige Tiergruppen im Laufe des Jahres wiederholt, um ein vollständiges Bild über ihre Vorkommen zu erhalte”, erklärt Forscher Andreas Hilpold. Und unterstreicht: “Alle Besitzer der landwirtschaftlichen Flächen, die wir beproben, haben natürlich ihr Einverständnis gegeben.”

 

Wichtiger Partner des Monitorings, das von der Landesregierung mit 500.000 Euro im Jahr finanziert, das Naturmuseum Südtirol. Dort werden die gesammelten Belege als auch die Daten zusammen. “Ich bin mir sicher, dass wir in Südtirol von Jahr zu Jahr äußerst wertvolle Erkenntnisse aus den gesammelten Daten ziehen werden”, erwartet sich Museumsdirektor David Gruber.