Politica | Statement

Die Drei Richter.Ag

Brennercom-Präsident Ferdinand Willeit und Geschäftsführer Karl Manfredi verteidigen ihre Entscheidung, das Land aus dem Gesellschafterbuch gestrichen zu haben.

Der schönste Satz fiel gleich mehrmals. „Wir verstehen die ganze Aufregung nicht“, sagt Ferdinand Willeit und fügt dann hinzu: „Wir haben doch nur ein Staatsgesetz angewandt“. Das ganze erinnert verdächtig an den kleinen Jungen, der Fußball spielt, dabei das Fenster des Nachbarn einschießt und dann meint: „Das war doch ein guter Schuss, oder?“.

Die Brennercom Ag lud heute Mittag kurzfristig zur Pressekonferenz. Präsident Ferdinand Willeit und Geschäftsführer Karl Manfredi versuchten dabei, den spektakulären Schritt zu erklären, den sie zusammen mit Michl Ebner am vergangenen Freitag gesetzt hatten. Die Bekanntgabe des Verwaltungsrates, dass die über 42,35-Prozent-Beteiligung des Landes an der Brennercom erloschen sei.


Väter, Retter und Söhne

Ferdinand Willeit nutzte die Gelegenheit, vor versammelter Presse sprechen zu können, anfänglich zur Geschichtskorrektur. Der ehemalige Autobahnpräsident erinnerte daran, wie er vor fast 30 Jahren die Idee hatte und zusammen mit Athesias Dnet die Brennercom gegründet habe. „Die Väter dieses Unternehmens sind deshalb ich und Michl Ebner“, sagte Willeit.

Zudem dankte er dem neben ihm sitzenden Geschäftsführer Karl Manfredi als „Retter der Brennercom“. Denn Manfredi habe zu einem Zeitpunkt, als das Geld knapp war, an das Unternehmen geglaubt und selbst viel Geld investiert, indem er als Aktionär eingestiegen sei. Dass diese „Rettungsaktion“ Karl Manfredi innerhalb von wenigen Jahren einen Gewinn von rund 2 Millionen Euro einbrachte, vergaß Willeit wohlweislich hinzuzufügen.

Die Tonart der Pressekonferenz war eindeutig: Hier versuchen die Väter der Brennercom, das Unternehmen gegen den Angriff des respektlosen Sohnes Arno Kompatscher zu schützen. „Will der Landeshauptmann die Brennercom kaputt machen?“ stellte Willeit eine rhetorische Frage. Wie man weiß: Wenn Väter ihre Kinder verteidigen, schaltet das Gehirn manchmal eben aus.


Angebot und Majestätsbeleidigung

Dass das Klima zwischen den Brennercom-Vätern und dem Landeshauptmann nicht stimmt, wurde spätestens klar, als Ferdinand Willeit ausführlich über seine Versuche berichtete, mit Arno Kompatscher zu verhandeln. Er sei vor drei Monaten innerhalb von zehn Tagen zweimal im Büro Kompatschers vorstellig geworden. Die Themen: Sparkassen-Verlust (Willeit ist Stiftungsrat) und Brennercom.

Nach dem zweiten Mal habe er einen Termin bei Kompatschers Ressortdirektor Andrea Zeppa bekommen. „Ich rede aber nicht mit Beamten über so delikate Dinge“, beschrieb der ehemalige SVP-Parlamentarier seine Auffassung. Danach habe er auch versucht, Kompatscher mehrmals zwischen Tür und Angel zu informieren. Auch das sei nicht gelungen.

Ferdinand Willeit erklärte, dass er dem Landeshauptmann das Angebot machen wollte, dass das Land das Glasfaserkabelnetz übernehme. Auch heute erneuerte die Unternehmensspitze das Angebot. „Das Land braucht nicht einmal Geld dafür auf den Tisch legen, wenn man es mit den Anteilen verrechnet“, erklärten Manfredi und Willeit.

Gleichzeitig habe man den Landeshauptmann auch über den drohenden Schritt informiert. Weil das Gespräch aber nicht gesucht wurde, sei es zu dieser Überraschung gekommen.


Gestrichenes Land

Wenn es ein großes Tiroler Verdienstkreuz für Arroganz gäbe, man müsste es den beiden Brennercom-Vorständen verleihen. Selbstzweifel oder die Angst, den Bogen doch etwas überspannt zu haben, kennen Karl Manfredi und Ferdinand Willeit keine. Man ist sich sicher, auf der richtigen Seite des Gesetzes – sprich des Unternehmerrechtes – zu stehen.

Die Brennercom-Beteiligung sei für das Land keine strategische Beteiligung und hätte damit bis zum 1. Jänner 2015 abgegeben werden müssen. Als Beweisstück, dass das Breitband- und Glasfasernetz nicht von öffentlichem Interesse sei, zitierte Karl Manfredi den italienischen Strategieplan zum Breitband. Herausgegeben ausgerechnet vom Ministerrat. Gibt es ein höheres öffentliches Interesse?

Die Rechtsgutachten und das Schätzgutachten, die den Ausschluss des Landes als Gesellschafter untermauern, hat der Brennercom-Geschäftsführer persönlich in Auftrag gegeben. Weder der Verwaltungsrat noch der Aufsichtsrat oder die Gesellschafterversammlung wurden informiert. Es gibt auch keine Beschlüsse dazu. „Das ist meine Kompetenz“, erklärte  Manfredi.

Auch das Szenario, dass die öffentlichen Gesellschafter eine Aktionärsversammlung einberufen, den Verwaltungsrat abberufen und eine Haftungsklage gegen Michl Ebner, Ferdinand Willeit und Karl Manfredi einberufen, schmettert man einfach ab. Ferdinand Willeit: „Wir haben am Freitag das Land aus dem Gesellschafterbuch gestrichen, deshalb kann das Land das alles nicht mehr tun“.

Nach Auffassung der Brennercom-Rechtsakademie kann das Land selbst seine beiden ernannten Verwaltungsräte nicht mehr abberufen. Paulina Schwarz und Valentino Pagani werden somit in Zukunft als Privatpersonen in der Brennercom sitzen.


Der Rechtsstreit

Karl Manfredi, Ferdinand Willeit und im Hintergrund Regisseur Michl Ebner lassen die Muskeln spielen. Das zeigte man heute auch auf der Pressekonferenz. Manfredi und Willeit sagten wenig Falsches. Aber meist sagten sie nur die halbe Wahrheit.

Denn das Land wird vor dem Unternehmensgericht in Bozen per Dringlichkeitsverfügung die Streichung aus dem Gesellschafterbuch anfechten. Das Gericht dürfte dem Land – weil sonst ein immenser öffentlicher Schaden entstehen könnte – mit großer Wahrscheinlichkeit Recht geben. Unmittelbar darauf wird das Land den Brennercom-Verwaltungsrat auflösen und eine Haftungsklage gegen Ebner, Willeit und Manfredi einbringen. Die drei Herren der Brennercom werden vor Gericht wiederum das Vorgehen des Landes anfechten.

In drei Jahren wird man wissen, wer am Ende Recht hat. Wahrscheinlich die Landesregierung. Dann wird viel öffentliches Geld verbraten sein. Und Michl Ebner sein Ziel erreicht haben: Zeit zu gewinnen für die Umsetzung der eigenen Geschäftsstrategie. Doch das hat das Duo Willeit-Manfredi auf der Pressekonferenz nicht gesagt.

 

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Martin B. Lun, 06/22/2015 - 16:13

Allesamt Leute die jahrelang oder sogar jahrzehntelang mit schönen Summen aus öffentlichen Geldern entlohnt wurden und sich nun als "Wahrer der privaten Interessen", sprich ihrer, gerieren. Diese Generation der Selbstbediener nach Gutdünken trägt überproportional zur Politikverdrossenheit bei und hat somit auch eine sehr große gesellschaftliche/moralische Verantwortung für diese Entwicklung. Aber diese scheint sie nicht zu kümmern, bzw. bei den Summen an involvierten Geldern offenen Auges in Kauf genommen zu werden. Wenn nicht im engen Bekanntenkreis Druck bezüglich dieses ungeheuerlichen Benehmens gemacht wird, werden die Herren wohl immer so weiter machen. Unsere Jugend braucht andere Vorbilder inklusive der Erben der Involvierten!

Lun, 06/22/2015 - 16:13 Collegamento permanente
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Alfonse Zanardi Lun, 06/22/2015 - 17:51

Sie führen sich auf wie die Herren der Welt, aber sie haben keinen Funken Anstand und Ehrgefühl.
Der eine wurde auf wundersame Weise Aktionär eines öffentlichen Unternehmens das er leiten sollte, der andere hat jahrzehntelang in Trient auf den Casello runtergeschaut und dabei nach eigenen Angaben das Breitbandinternet erfunden.
Alles was sie sind und haben bekamen sie vom Steuerzahler, den sie als Dank jetzt enteignen wollen. Bagage.

Lun, 06/22/2015 - 17:51 Collegamento permanente
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Edo Plane Lun, 06/22/2015 - 20:40

Ach, was muß man oft von bösen
Kindern hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
Welche .... und ... und hießen;
Die, anstatt durch weise Lehren
Sich zum Guten zu bekehren,
Oftmals noch darüber lachten
Und sich heimlich lustig machten.
Ja, zur Übeltätigkeit,
Ja, dazu ist man bereit!
Menschen necken, Tiere quälen,
Aktien, Firmen, Gelder stehlen,
Das ist freilich angenehmer
Und dazu auch viel bequemer,
Als in Kirche oder Schule
Festzusitzen auf dem Stuhle.
Aber wehe, wehe, wehe!
Wenn ich auf das Ende sehe!!

Lun, 06/22/2015 - 20:40 Collegamento permanente