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Foto: renate mumelter
Società | #ALSODANN

Migranten kicken besser

Keine Sorge, ich behaupte nicht, etwas von Fußball zu verstehen. Aber reden kann ich darüber wie andere auch.

Da beschwören sie „klare Worte“ samt Taten (Söder), wollen „Nägel mit Köpfen“ schmieden (Salvini, Strache, Mair), sie reden von Gesöcks (Trump), schließen virtuell Grenzen, misshandeln Kinder so lange, bis es nicht mehr geht und tun damit vor allem eins: sie bleiben im Gespräch und damit in Erinnerung für den nächsten Termin in der Wahlkabine. Natürlich ist alles komplizierter. Aber diese erfundenen Geschichten, die glatten Lügen, die vorgeben, Probleme zu lösen, sind für die Masse attraktiver als die komplexe Realität, wie Hannah Arendt schon sagte.

Auch Fußball ist wenig komplex - vom Abseits einmal abgesehen, und deshalb schaut die Welt so gerne auf die WM. Dabei bekommt sie ein Europa zu sehen, das nicht das „migrationsfreie“ ist, das die Klare-Worte-Männer aus der Politik so gerne herbeireden möchten, obwohl's nicht geht. Die Nationalmannschaften machen's deutlich.

 

 

Die Schweizer Nati zum Beispiel. Da spielt ein Lichtsteiner neben einem Mvogo aus Kamerun mit einem Djourou von der Elfenbeinküste und einem Fernandes von den Kapverden, dazu kommen noch die albanischen Stars Shaqiri und Xhaka. Alles Schweizer übrigens, Nationalmannschaft eben, und sie machen's gut. Das ist Europa heute, Heimat.

Für mich, die keine Ahnung vom Abseits hat, ist Fußball eben mehr als Bälle in Tore kicken. Es gibt Einblick in den Zustand der Welt, abseits der Wunschvorstellungen, und das kann spannend sein. Zwischendurch. Mein Tifo gilt Nigeria, einer Mannschaft, die vor dem Spiel singt und lacht anstatt bierernst auf Sieg zu meditieren.