Società | Ernennung des Familienbeirates

Giftpfeil der Frauen

Was schön klingt, ist schlecht durchdacht. Bei der Ernennung des neuen Familienbeirates hat die Landesregierung etwas Entscheidendes vergessen: die Frauen. Ulrike Oberhammer ist verärgert.
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Foto: © Südtirol schmeckt

Mitte Juli war es soweit. Nach monatelanger Arbeit in der Steuerungsgruppe, vielen Sitzungen, Besprechungen, Sich-Gedanken-Machen und Ideen-Einbringen - die Verkündung der elf Mitglieder des neuen Familienbeirats. Neben der Familienagentur ist der Beirat die zweite Einrichtung, die das neue Familiengesetz vorsieht. Nicht unwesentlich seine Handhabe: der Beirat koordiniert und begleitet die Umsetzung des neuen Familiengesetzes. Richard Theiner: „Die erste Aufgabe des Beirates ist die Ausarbeitung der Geschäftsordnung bis Legislaturende, er muss rasch eingesetzt werden weil er die Umsetzungsprioritäten erarbeitet und diese dann der Landesergierung vorschlägt."

Männer vor

Ulrike Oberhammer, Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit, überzeugt die Zusammensetzung des Beirats überhaupt nicht. Von den elf Mitgliedern sind zwar sechs Frauen ernannt (Jugendanwältin Vera Nicolussi Leck, Gewerkschafterin Ulrike Egger, von den Interessensgruppen Irmgard Pörnbacher vom Bündnis für Familien, Christa Ladurner von der Allianz für Familien, Angelika Miterrutzner vom KFS sowie Elena D'Addio). Doch die Fadenzieher sind männlicher Natur. „Wie immer, die Vertreter von Land, Gemeinden und Wirtschaft sind Männer“, so Oberhammer. Zum Handkuss kommen die Frauen als Ersatzmitglieder. Doch nicht allein dies erregt den Unmut der Pustererin. „Ich war als Vertreterin des Landesbeirats für Chancengleichheit ja in der Steuerungsgruppe vertreten. Wir haben ein großes Netzwerk, beschäftigen uns seit Jahren mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dass wir jetzt nicht vertreten sein sollen im Familienbeirat, nicht mitwirken können, nicht mit diskutieren können wenn es um die gesetzliche Umsetzung geht, das finde ich einen Witz.“

Wer steuert wohin?

Dass die mühevolle Arbeit in der Steuerungsgruppe, einfach so versanden soll, das sieht Oberhammer nicht ein. Denn lediglich vier von 11 Mitglieder der Steuerungsgruppe, die ihre Aufgabe nun erfüllt hat und aufgelöst wird, wurden in den Familienbeirat übernommen. Kalkül, befindet die Rechtsanwältin, „die neuen Mitglieder im Beirat wissen ja nicht worüber in der Vergangenheit schon diskutiert wurde und was wichtig und wesentlich ist.“ Außerdem: Vergessen wurde im Familienbeirat auch auf reine Frauenorganisationen wie Frauen helfen Frauen, die Bäuerinnen, die Frauenhäuser „durch ein Mitglied des Chancenbeirats hätten diese Organsiationen effektiv vertreten werden können“, erklärt Oberhammer und findet klare Worte: „Wir hätten niemals die Zustimmung zum neuen Familiengesetz gegeben, wenn wir gewusst hätten, dass wir schlussendlich nicht mitreden können.“ Erfahren hat Oberhammer aus einer Pressemitteilung von der Nominierung der elf Mitglieder, „dass beim Familiengesetzt genau die Frauen aussen vorbleiben sollen, das finde ich schon recht extrem und schade.“ Einmal mehr kommt der Gedanke auf, dass Frauen dann lieber doch nicht mitreden sollen. Wenig Wertschätzung für Frauenwissen und -ressourcen.