Economia | Meran

„Banalste Konsumgesellschaft“

Das Komitee SOS Kavernengarage gibt sich mit den Zugeständnissen der Investorengruppe nicht zufrieden und übt Systemkritik. Meran verliere seine Geheimnisse.
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Foto: Reisetopia on Unsplash
Die gegenseitigen Vorwürfe von Anrainer und Investorengruppe Meran Centrum Parking AG des Meraner Großbauprojekts Kavernengarage sind weiterhin noch nicht vom Tisch. Nach einem salto.bz-Interview mit dem Präsidenten der Meran Centrum Parking AG, Georg Oberrauch, wendet sich das Komitee SOS Kavernengarage in zwei Aussendungen erneut an die Medien, die in Auszügen hier wiedergegeben werden:
 

Die Stellungnahme der SOS Kavernengarage

 
Nachdem wir das Interview von Herrn Oberrauch auf salto.bz gelesen haben, möchten wir Anrainer gerne einiges richtigstellen. Im Interview wird behauptet bezüglich anfallender Lärmbelästigung, dass wir Bürger am Küchelberg und Meran im Vergleich zum Tunnelbau weniger Lärm hören werden. Wie soll weniger Lärm möglich sein, wenn mit der gleichen Baufirma gearbeitet wird, mit denselben Bautechniken und es sich außerdem um denselben Felsen handelt?
Es ist absurd, von den Anrainern am Küchelberg, am Pfarrplatz und in den Lauben Geduld und Toleranz zu verlangen für eine viele Monate, vielleicht Jahre dauernde Tortur. Wir wollen vor dem Bau Lösungen und nicht erst, nachdem der Bau begonnen hat.
Es ist nicht nachvollziehbar, dass Bürgermeister Dario Dal Medico nicht verstehen will, dass eine Nachtarbeit über so lange Fristen mit Bohren und Hämmern im Inneren des Küchelbergs den Anrainern nicht zugemutet werden kann. Zu beteuern, dass der Lärm eingegrenzt werden soll, ist keine Garantie für Nachtruhe und Gesundheit der Bürger.
 
 
Bezüglich der Aussagen über Schäden bedarf es auch einer Richtigstellung. Es wird immer wieder von den Aktionären der Meran Zentrum Parking in den Medien betont, dass es keine Schadensmeldung gegeben hat. Erstens gibt es bis jetzt mindestens eine Schadensklage, wo unter anderen die bis dahin entstanden Schäden/Sprünge aufgelistet wurden. Des Weiteren, wie schon mehrmals in den Medien berichtet wurde, gibt es erhebliche Risse in der landschaftsgeschützten Natursteinmauer am Tirolersteig Richtung Tappeinerweg und auch die Statue von Dr. Franz Tappeiner weist Sprünge auf. Es kam auch zu Senkungen in einigen Grundstücken, die gerade von Geologen genauer unter die Lupe genommen werden.
 

Mangelnde Teilhabe

 
Was die fehlende Information und Transparenz dieses Projektes betrifft, geben wir Herrn Oberrauch recht. Eine Bürgerversammlung und ein anschließendes Referendum hätten schon vor langer Zeit stattfinden sollen, aber dafür ist es ja noch nicht zu spät. Wir erwarten das baldige Aktivwerden der Gemeinde Meran.
Wurden jemals die Touristiker in diesen geplanten Mammutsvorhaben, die die ganze Stadt verändern werden, miteinbezogen oder gar die Bevölkerung?
Wie sieht es mit der Positionierung Merans als touristische Destination für die folgenden 30 Jahre aus?
Wurde je eine Studie von Fachleuten gemacht?
Wo will Meran in 30 Jahren und mehr stehen?
 

Stadtentwicklung

 
Meran wird bereits vom Massentourismus überflutet und driftet immer mehr in die banalste Konsumgesellschaft ab. Nischen und Geheimnisse gibt es kaum mehr, ebenso wenig die Gäste, die die Besonderheiten und das Lokalkolorit Merans zu schätzen wussten, eine Einheimischen-Atmosphäre. Alteingesessene Gasthäuser in den Lauben wie die ‚Rose‘, der ‚Haisrainer‘, die ‚Terlaner Weinstube‘ mussten dem ‚Sportler‘-Kaufhaus, einer italienischen Gasthauskette und einer Boutique weichen. Als Verlust für die Stadt ist auch das Aus für den alten Gasthof ‚Parthanes‘, das Verschwinden der Buchhandlung Poetzelberger am Pfarrplatz, der Feinkost Seibstock, der Drogerie Ladurner und die Verbannung der früheren Stadtapotheke, der Central Apotheke, in den Mühlgraben zu bezeichnen.
 
 
Während eine Klimakrise immer deutlicher wird, steht schon die Klimakatastrophe im Raum. So gesehen ist dieses Projekt nicht zeitgemäß. Die Türme im Tappeinerweg-Bereich für Ab- und Ansaugluft, deren Errichtung aus der Luft bewerkstelligt werden müsste, würden nach Fertigstellung einen Dauerlärm erzeugen, zusätzlich zu dem besonders nachts störenden Lärm durch Generatoren für die Klimaanlagen großer Geschäfte unter den Lauben.
Wir wollen keine Kavernengarage, keinen Aufzug zum Tappeinerweg und keine Seilbahn nach Dorf Tirol und Schenna! Wir wollen nicht mehr Menschenmassen, die die Stadt überrennen, den langfristig gesehen sind die Interessen weniger Unternehmer der Ruin unserer Stadt Meran: Denn selbst die Aktionäre sowie die Politiker wissen, dass der Bau der Kavernengarage nicht nachhaltig, nicht zeitgemäß, nicht zukunftsorientiert und kein Gewinn für Meran ist.
Es ist klar, dass es sich bei der Centrum Parking AG um Geschäftsleute handelt, die ein Geschäft machen wollen. Selbstbewusste Bürger der Stadt und Anrainer der Gemeinde Dorf Tirol achten jedoch mit Recht auf ihre Lebensqualität und sind selbstverständlich verpflichtet, sich in dieser Angelegenheit zu verteidigen. Nach Meinung des Komitees SOS Kavernengarage darf die Garage nicht gebaut werden. Die Argumente dagegen sind in sieben Punkten in einem Statement von Anfang August festgehalten. Es schließt u.a. mit der Forderung, unabhängige Techniker und Sachverständige mit einer Studie zu beauftragen.
Die Unternehmergruppe hat einiges investiert. Sollte die Garage nicht gebaut werden, müsste die Centrum Parking dafür mit Mitteln der Stadt entschädigt werden.