Società | Alpbach Diary

Auf zu neuen Abenteuern

Am Morgen wird man von Kuhglocken geweckt und eine Stunde später diskutiert man über die Regulierung künstlicher Intelligenz. Willkommen am Europäischen Forum Alpbach.
230819_dsc1791_efa23_opening_c_elisabeth_mandl.jpg
Foto: Elisabeth Mandl
Zwischen dem 19. August und 2. September transformiert sich ein kleines Bergdorf in Tirol zu einem „Ort des Denkens“, an dem sich Personen mit Expertise in Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, Zivilgesellschaft und Politik treffen, mit dem gemeinsamen Ziel, ein starkes und demokratisches Europa voranzutreiben. Unter dem diesjährigen Thema „Bold Europe“ gilt es für über 400 junge Menschen aus der ganzen Welt, gemeinsam eine Vision von einem mutigen Europa zu gestalten, welches für die Herausforderungen der kommenden Jahre gewappnet ist.
Dieser Text markiert den Beginn einer Tradition des Club Alpbach Südtirol Alto Adige (CASA): einer Reihe von Tagebucheinträgen, in denen CASA Stipendiat*innen persönliche Einblicke in das tägliche, aber definitiv nicht alltägliche, Leben hier in Alpbach geben. Es sind sehr persönliche Einblicke, die zum einen die Diversität von EFA widerspiegeln, aber auch gleichzeitig die Personen als Individuen in den Fokus setzen.
politcal-veranstaltungen-1200-x-677-px111.png

 
Die ersten 5 Tage des EFA sind Seminaren gewidmet. In meinem Fall heißt das “Verantwortungsbewusste KI” am Vormittag und Schauspiel am Nachmittag. Das Schauspiel-Seminar wird von der Royal Academy of Dramatic Art, kurz RADA, geleitet und versucht auf spielerische Weise einen fundamentalen Aspekt unserer demokratischen Gesellschaft aufzuzeigen: Zusammenarbeit.
Wie kann man sich das bildlich darstellen?
Ich komme in einen Raum mit 30 Personen, von denen ich niemanden kenne. Anfänglich sind diese Personen für mich nicht mehr als leere Gesichter. Unbekannte Elemente unserer Welt, die einen komplett irrelevanten Teil für mein persönliches Narrativ spielen, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Und nun muss ich gemeinsam mit diesen völlig unbekannten Personen diverse Probleme spielerisch lösen. Und alles, was wir dafür verwenden dürfen, ist nonverbale Kommunikation. Klingt schwer, und das ist es auch. Zumindest anfangs. Gemeinsam beginnt man, Aufgaben zu erfüllen. Durch diese Zusammenarbeit wachsen wir als Gruppe zusammen, und diese Verbindung verstärkt wiederum unsere Fähigkeit zusammenzuarbeiten. Nicht nur werden die Aufgaben damit leichter, sondern ich lerne sukzessiv, dass hinter jedem leeren Gesicht ein menschliches Leben voller Emotionen und Erfahrungen steckt. Und genau diese Verbindung zu anderen Personen erlaubt es mir, meine selbstbezogene Perspektive zur Seite zu stellen und dadurch den Ideen, die durch die Zusammenarbeit entstehen, Raum zu geben.
 
alpbach_diary_casa_bild_2.jpeg

 
Diese Verbindung zu anderen Personen erlaubt es mir, meine selbstbezogene Perspektive zur Seite zu stellen

Und wenn gerade keine Seminare stattfinden, dann findet alles andere statt. Man lernt faszinierende Personen mit unterschiedlichsten Hintergrundgeschichten kennen, diskutiert über aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen oder genießt es, mit herzensguten Menschen die Tanzfläche der Festhütte unsicher zu machen.
Das Seminar zum Schauspiel hat übrigens in der Volksschule Alpbach stattgefunden und ein Text auf der Schultafel beschreibt für mich ganz gut, was uns in den nächsten zwei Wochen hier in Alpbach erwarten wird: Auf zu neuen Abenteuern!