Politica | Seilbahn Plose

Brixen, zurück in die Vergangenheit?

Das Volk hat entschieden. Enttäuschung bei den Seilbahnbefürwortern: "Stillstand für Wirtschaft und Tourismus", "Imageschaden", "zerplatzt ein Traum".

Moritz Neuwirth steht für 4.260 BrixnerInnen, die am Sonntag, 21. September, ihre Ja-Stimme gegeben hatten. Sie wollten eine Seilbahnverbindung vom Bahnhof Brixen bis zur Talstation St. Andrä. Die Drohung von Alessandro Marzola, Geschäftsführer der Plose-Seilbahn, („bei einem Nein werden ab 2015 Lifte abgebaut und spätestens 2026, wenn die Kabinenbahn St- Andrä-Plose aufgrund der technischen Fälligkeit erneuert werden muss, würde der Betrieb der letzten Liftanlage eingestellt werden") hatten viele WählerInnen im Ohr. Leicht war es nicht für alle Ja-Sager, sie kreuzten auch deshalb an, "damit endlich etwas passiert. Jetzt warten wir halt wieder."

"Ein Traum zerplatzt wie eine Seifenblase", postet Landtagsabgeordnete Magdalena Amhof, selbst Brixnerin. "34 Millionen Euro können nachhaltig investiert werden", frohlocken nun andere. Dass der Standort Bahnhof nicht das Gelbe vom Ei war, das war vielen Ja-Sagern bewusst. Doch lieber das, als gar nichts. Moritz Neuwirth drückt es so aus:

Viele Bürger, die heute gegen die Seilbahn gestimmt haben, sind sich nicht im Klaren, dass kein Projekt einer anderen Seilbahn in Brixen in Frage kommt! Es gibt keine Finanzierung für einen anderen Standpunkt, es gibt kein Projekt für einen anderen Standpunkt!! Brixen hat heute lediglich für einen Stillstand der Wirtschaft und eine Abnahme des Tourismus gestimmt. Wir sind enttäuscht über das Ergebnis aber Brixen hat gewählt.

Opportunistische Opposition?'
Eine Ausarbeitung für die Busverbindung, für die gestimmt wurde - darüber können viele nur schmunzeln. Mehr Verkehr in der Stadt, mehr CO2 Ausstoß - wo ist da die Nachhaltigkeit? Walter Blaas, Obmann der Freiheitlichen, freut "ein Sieg der Demokratie und der Vernunft." Doch war es vernünftig, für das Volk gut, dass die Freiheitlichen in Brixen, die Fragestellung für die Volksabstimmung positiv beurteilt haben? War nicht die Fragestellung selbst der Grund allen Übels, vielleicht gar Grund genug, für 7.065 BrixnerInnen  (über 40 Prozent) gar nicht abzustimmen?

Ein Vorschlag auf Facebook liest sich so:

...is Wohlergebniss widerspieglt die Niveaulosigkeit do Pro- und Contra Propaganda. I tat sogn olle Köpfe wieder zrug zum Schreibtisch und a ordntliches Konzept erstelln... des wos a no aktuell isch wenns realisiert wert.

Nochmal also das Konzept der Freiheitlichen ausgraben? Es liest sich wie folgt: "Wir Freiheitlichen haben uns mehrmals für den Standort ex Volksbank zusammen mit dem Areal der Fa. Alpenmöbel in der Industriezone ausgesprochen. Dieser Standort ist verkehrstechnisch geradezu ideal. In der Nähe der Autobahnausfahrt Albeins und im Süden der Brixner Umfahrungsstraße würde die Stadt von weiterem Verkehr geschont und der Überflug beträfe nur sehr wenige Gebäude. Zudem sind beide Immobilien derzeit leer und somit sofort verfügbar. Das Areal der ex Volksbank wurde zudem der Gemeinde angeboten."

Brixener Imageschaden
Die Diskussion ermüdet die BrixnerInnen, um das Image des Wirtschafts- und Investitionsstandortes Brixen fürchten einige, "In Brixen kannst du nichts in die Wege leiten, weil der Widerstand gegen alles, was irgendwie mit Wirtschaft zusammenhängt, enorm ist", schreibt Willy Vontavon. Ein Seitenhieb an die Oppositionsparteien - aufgeräumt gehört auch im Gemeinderat: "Leider ist die Opposition in Brixen  geprägt von Opportunismus und Populismus. (...). In vielen Realitäten hätte es vielleicht funktioniert. In Brixen, mit den Köpfen die derzeit im GR sind, sicher nicht, davon bin ich überzeugt."

Der junge Brixner Moritz Neuwirth formuliert seine Befürchtungen so:

DIE PLOSE WIRD ABBAUEN UND LANGSAM ABER SICHER SCHLIEßEN...Ist das die Zukunft, in der wir leben wollen, ist das die Zukunft, die wir unseren Kindern bieten wollen?"

Vizebürgermeister Gianlorenzo Pedron hatte im April 2014 mit Rücktritt gedroht .

"Ich werde nicht in einer Verwaltung bleiben, in der wir Gefahr laufen, die Plose zu schließen. Wir sind in der Hand der Überfolgenen. Aber ein Verwalter muss das Allgemeininteresse vertreten.

Ein Referendum kann viele Auswirkungen haben. Das Volk hat Lust bekommen mitzuentscheiden, ist das sinnvoll, fragen sich viele. Tut das gut?

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Willy Pöder Lun, 09/22/2014 - 13:55

Widersprüchliches: Über Meransen wurde wiederholt und verschiedenerseits geschrieben, die Kosten einer Neutrassierung, einschließlich der Verlegung der Bergstation hin zur Talstation der Gitschbergbahn, würden zu 90 Prozent von der Provinz übernommen, da die Bahn zwei Dörfer (Mühlbach mit Meransen) verbinde. Dieselbe Situation liegt zwischen Brixen und St. Andrä vor. Darum ist es völlig unverständlich, wieso Herr Moritz Neuwirth die Behauptung aufstellen kann, "es gibt keine Finanzierung für einen anderen Strandort". Nicht minder bemerkenswert ist die Aussage des Bürgermeisters von Mühlbach, Christoph Prugger, der öffentlich sagte, nun seien die Gegner der Neutrassierung am Zuge. Es träfe nun sie gleichsam als Sieger der Volksbefragung ein Finanzierungskonzept zu erarbeiten. Man könnte das auch anders sehen: Die Menschen haben sich mehrheitlich für den Beibehalt der derzeitigen Trassenführung (Mühlbach - Meransen) ausgesprochen. Sie haben damit der Gemeinde den zu begehenden Weg gewiesen. Ergo obliegt es den Herren der Marktgemeinde, so sie den Willen der Mehrheit zu respektieren gedenken, alles Nützliche und Notwendige in die Wege zu leiten, um die längst fällige Modernisierung der Bahn zu betreiben, insoweit dies überhaupt in ihre Zuständigkeit fällt. Jede andere Gangart wäre kontraproduktiv und höchst verwerflich drüberhin.

Lun, 09/22/2014 - 13:55 Collegamento permanente