Vom Bleiben und dem Sichauflösen
-
Vor gut fünf Jahren, im Oktober 2020, hat der österreichische Filmemacher, Fotograf und Kameramann Thomas Radlwimmer das erste Video zu seiner Reihe „timelessness“ via YouTube veröffentlicht. Darin stellt er auch gleichzeitig das Konzept hinter dieser Reihe vor: „‚timelessness‘ ist ein Videokunstprojekt, bei dem Musiker dazu eingeladen werden, direkt zu ungeschnittenen Bildsequenzen von Thomas Radlwimmer zu improvisieren oder Musik zu komponieren. Der Kerngedanke war immer, sowohl der Musik als auch den Bildern Raum zu geben, sich gemeinsam zu entfalten, ohne um Aufmerksamkeit zu konkurrieren, sondern zusammen zu wachsen.“
Und weiter: „Der Ansatz ist sehr meditativ. Bereits bei der Aufnahme: Die Kamera wird stunden- oder sogar tagelang an derselben Stelle aufgestellt. Nach weiteren vielen Tagen intensiver Computerbearbeitung sind die Bilder bereit, Musiker zu inspirieren – sie können direkt auf die Bilder reagieren, während sie live dazu spielen, oder sich das Video ansehen und später Ideen in Klang umsetzen.“
Vor kurzem ist nun die Zusammenarbeit von Radlwimmer und dem Meraner Musiker und Landart-Künstler Jan Langer erschienen. Das konkrete Konzept dieses Mal: Radlwimmers Kamera nimmt – vor einem imposanten Bergpanorama im Hintergrund – über den Zeitraum von 24 Stunden alle acht Sekunden ein Bild auf. Diese Bilder ergeben dann einen siebenminütigen Film, in dem gleichzeitig das Sichauflösen eines Landart-Kunstwerks von Jan Langer zu beobachten ist, das Langer mit Eis und Schnee auf der Oberfläche eines Felsens geschaffen hat.
-
Jan Langer & Thomas Radlwimmer: „t i m e l e s s n e s s“ (Official Music Video)(c) Thomas Radlwimmer
-
Das Dahinziehen der Wolken, das Einbrechen der Nacht, die Bewegung der Sternenbilder, das Kommen des neuen Tages und das langsame Verschwinden des Landart-Kunstwerks werden von der Musik begleitet, die Jan Langer diesem Video beigesteuert hat.
Langer ist als Musiker zwar vor allem als Gründungsmitglied und Perkussionist von Opas Diandl geläufig, aber er hatte schon vor Opas Diandl seine Bands, etwa Shin oder das Electronic-/Worldmusic-Projekt Loa Grooves, und, wie er uns erzählt, stets auch an Solosachen gearbeitet, wenngleich er sich in musikalischer Hinsicht in den letzten zehn Jahren ausschließlich auf Opas Diandl konzentriert hat.
„Timelessness“ ist ein folkiges, ambientartig angelegtes Musikstück, in dem Langer sämtliche Instrumente selbst spielt: Akkordeon, Maultrommel und unterschiedlichste Perkussioninstrumente. Es verändert sich im Laufe der knapp sieben Minuten ständig, und bleibt dennoch gleich, ganz so wie das Video.
Ein Widerspruch, auf den Radlwimmer wohl selbst mit dem Titel seiner Reihe – Timelessness/Zeitlosigkeit – verweist.
-
Links
Jan Langer: https://www.landart.vision
Thomas Radlwimmer: https://thomas.radlwimmer.at
Thomas Radlwimmer „timelessness“: https://timelessness.radlwimmer.at
Acconsenti per leggere i commenti o per commentare tu stesso. Puoi revocare il tuo consenso in qualsiasi momento.