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Regionaler Kurswechsel

Bauernbundpräsident Leo Tiefenthaler ist sich mit dem Landeshauptmann einig: “Die Förderung lokaler Produkte kommt Umwelt, Bauern und Verbrauchern zugute.”
Bauernmarkt
Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser

Als “Rapporteur” war Landeshauptmann Arno Kompatscher gestern (22. März) in Brüssel. Seine Mission lautete: die Mitglieder des Europäischen Ausschuss der Regionen von seinen Vorschlägen für eine neue, nachhaltigere EU-Lebensmittelpolitik zu überzeugen. In Südtirol kommt das Maßnahmenpaket bei jenen, die es am meisten betrifft, schon einmal gut an. “Wir können das nur unterschreiben”, sagt ein hörbar zufriedener Leo Tiefenthaler. Der Präsident von Südtiroler Bauernbund und Südtiroler Wirtschaftsring ist überzeugt, dass Kompatschers Vorschläge “in die richtige Richtung” gehen. Damit steht Tiefenthaler offenbar nicht alleine. Einstimmig hat der Ausschuss der Regionen des Landeshauptmanns Vorschläge am Mittwoch angenommen. Doch worum geht es darin?

Umdenken tut Not

Am Anfang steht die Einsicht, dass frische, regionale Produkte eine Reihe von Vorteilen haben: für die Umwelt, die Gesundheit der Menschen, die sie konsumieren, und nicht zuletzt die Betriebe, die sie produzieren. In den EU-Institutionen scheint diese Erkenntnis noch nicht ganz angekommen zu sein. “Die Förderung der Landwirtschaft verläuft aktuell nämlich nicht in diese Richtung”, vermerkt Landeshauptmann Kompatscher. Ein Problem von vielen sei etwa, dass es laut EU-Gesetz derzeit unmöglich ist, dass öffentliche Körperschaften bei Ausschreibungen regionalen Produkten den Vorzug geben können. Damit – “im Klartext”, so Kompatscher – Südtirols Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser in Zukunft mit Südtiroler Lebensmitteln beliefert werden können (“und nicht mit Käse aus Holland”), soll sich in der EU etwas grundsätzlich ändern.

“Der Schutz Umwelt und der regionalen Kreisläufe soll verstärkt als Kriterium für Gesetzesänderungen und finanzielle Anreize für die Landwirtschaft herangezogen werden”, erklärt der Landeshauptmann seinen Vorschlag. Er ist fest überzeugt, dass der Kurswechsel viele Vorteile bringen würde: “Von einem diesbezüglichen Umdenken der EU profitieren würden nicht nur die Verbraucher und die Umwelt sondern auch die Landwirtschaft. Auch kleinere Bauernhöfe könnten in Zukunft profitabler arbeiten – die familiär geführte Landwirtschaft würde auch für junge Leute attraktiver erscheinen. und wichtige Arbeitsplätze gesichert und die Pflege der Kulturlandschaften gewährleistet werden.”

Vor der eigenen Haustür essen

Eine Win-Win-Situation also? “Genau so ist es”, pflichtet Leo Tiefenthaler dem Landeshauptmann bei. Die von Kompatscher präsentierten und vom Ausschuss der Regionen angenommenen Vorschläge beinhalteten, so der SBB-Präsident “genau das, was wir und Bauernverbände in ganz Europa seit Jahren fordern und vorschlagen”. Nämlich: “Das, was vor der Haustür wächst, besser zu nutzen.” Soweit es geht, fügt Tiefenthaler hinzu: “Kilometer Null wird nicht immer möglich sein, aber wo es machbar ist, sollten lange Transportwege vermieden werden. Auch um die Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden und den Energieverbrauch zu verringern.” Nicht nur einer kleinstrukturierten Landwirtschaft wie jener in Südtirol würde das zugute kommen, auch die Verbraucher hätten inzwischen erkannt, dass lokal produzierte Lebensmittel auch für sie gut seien, so Tiefenthaler.

Zustimmung kommt vom SBB-Präsidenten auch für die restlichen Ideen, die Arno Kompatscher mit nach Brüssel genommen hat. Wie etwa den Abbau von bürokratischen Hürden bei der Eigenvermarktung von hofeigenen Produkten. “Dadurch würde die Direktvermarktung um einiges leichter für uns”, betont Tiefenthaler. Um einiges leichter ums Herz ist es nach der Zustimmung des Ausschuss der Regionen auch Arno Kompatscher. “Ich bin sehr zufrieden darüber, wie gut diese Vorschläge ankommen.” Nun werden seine gesammelten Vorschläge dem EU-Parlament präsentiert. Dieses könnte seinerseits die EU-Kommission auffordern, die Finanzmittel für die Maßnahmen bereitzustellen. Der Landeshauptmann ist guter Dinge: “ Ich hoffe, dass nun auch das EU-Parlament sein Einverständnis gibt. Mit einer solchen Politik könnte die EU erneut beweisen, dass sie letztlich für ihre Bürger da ist.”

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Martin Daniel Ven, 03/24/2017 - 07:42

Sehr guter Ansatz und eine ordentliche Hilfe für unsere Bauern, deren Vertreter dieses (weitere) Geschenk als Anlass für eine ökologische Wende nehmen sollten. Vielleicht macht der LH ja auch in diese Richtung Druck. Nur lokal reicht nicht und die übliche Schönfärberei mit der Landschaftspflege beeindruckt höchstens noch den Ersturlauber aus dem Flachland.

Ven, 03/24/2017 - 07:42 Collegamento permanente