Società | Interview
„Vorurteile sind hartnäckig“
Foto: oew
Die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt präsentiert im Rahmen der Südtiroler Aktionswochen gegen Rassismus „Stop Racism“ am Freitag, 24. März, mit Autorin Asmaa Abdelfattah das erste Buch der Jugendbuchreihe „Revolutionary Stories“. Dem aktuellen Zeitgeist folgend rückt das Buch die Lebensgeschichte des ägyptischen Widerstandskämpfers Saad Zaghloul in den Mittelpunkt, Held des antikolonialen Widerstands um 1900. Die 33-jährige Autorin lebt in zweiter Generation in Brixen, ihre Eltern migrierten aus Ägypten nach Südtirol.
salto.bz: Welche Bedeutung hat der ägyptische Widerstandskämpfer Saad Zaghloul für Sie?
Asma Abdelfattah: Saad Zaghloul ist eine bekannte historische Figur in der ägyptischen Kultur und Geschichte. Die Menschen verwenden seine Zitate immer noch in der Alltagssprache. Er glaubte fest an die Macht des Wortes und suchte das Gespräch mit allen und jede*m, die Türen seines Hauses waren immer offen. Er wusste, dass seine pazifistische Methode zur Bekämpfung von Ungerechtigkeit besser war als der Einsatz von Waffen.
Auch heute noch können diese Länder den Staub und die Armut, die die Kolonialisierung hinterlassen hat, oft nicht abschütteln.
Welchen Stellenwert haben aus Ihrer Sicht die Kolonialisierung und die Widerstandsbewegungen dagegen in unseren Schulen?
Diese Themen werden im Unterricht meist nicht besonders ausgiebig behandelt. Der Lehrplan sieht zwar ab der achten Klasse einen kurzen Schwerpunkt zu Imperialismus und Kolonialismus vor, aber ich fürchte, dass das Thema nicht immer sehr ausführlich behandelt wird. Ein Grund dafür könnte sein, dass es immer noch viele Stereotypen und Vorurteile über Länder gibt, die aus europäischer oder Südtiroler Sicht weit entfernt erscheinen. In diesem Buchprojekt mit der OEW ging es uns daher darum, genau diesem Bild entgegenzuwirken, indem wir einen Menschen zeigen, der auf der Basis universeller Ideale eine tiefgreifende Veränderung bewirkt hat. Gleichzeitig ist dies eine wichtige Botschaft für Menschen (und vor allem Jugendliche) mit Migrationshintergrund, die ihre Herkunftsländer in den westlichen Medien selten positiv dargestellt finden und denen dann Identifikationsfiguren fehlen.
Wie beurteilen Sie die Erfolge der Widerstandsbewegungen gegen die Kolonialisierung?
Ägypten stand schon zur Zeit der Pharaonen und dann auch zu anderen Zeiten in seiner Geschichte immer wieder unter der Herrschaft westlicher und asiatischer Völker. Seine geografische Lage machte es für ausländische Mächte attraktiv. Mit dem Suezkanal verbindet Ägypten den afrikanischen Kontinent mit Asien und Europa, viele Rohstoffe und andere Waren werden dorthin transportiert. Wie andere kolonisierte Länder wurde auch Ägypten ausgebeutet. Auch heute noch können diese Länder den Staub und die Armut, die die Kolonialisierung hinterlassen hat, oft nicht abschütteln. In der Tat sind sie fast ihres gesamten Reichtums beraubt worden. Und das wirkt sich bis heute auf die Lebensbedingungen aus.
Heute sind die meisten dieser Länder unabhängige Staaten. Welche Möglichkeiten gibt es heute, sich gegen die Postkolonialisierung zu wehren?
Es gibt viele Möglichkeiten des Widerstands. Wir können den negativen Folgen des Kolonialismus auch durch Kultur begegnen. Die Jugendbuchreihe „Revolutionary Stories“ ist ein gutes Beispiel, aber auch Workshops verschiedener Organisationen zum Thema können den Horizont junger Menschen erweitern. Hier haben sie die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu entwickeln und sich Ideen für die Lösung heutiger Probleme zu überlegen.
Diese Dinge müssen diskutiert werden, auch über die Medien, die sich immer mehr mit diesem Thema zu beschäftigen scheinen.
Wie hängt der Rassismus mit der Kolonialisierung zusammen?
Es besteht ein enger Zusammenhang. Viele arabische und afrikanische Länder sind immer noch sehr stark von der Kolonialisierung geprägt. Die afrikanische Bevölkerung wird oftmals noch als Menschen zweiter und dritter Klasse behandelt. Denn auch wenn seither viel Zeit vergangen ist, gibt es auch heute noch negative Stereotypen gegenüber Menschen aus ehemals kolonisierten Ländern.
Gerade laufen in Südtirol die Aktionswochen gegen Rassismus. Wie sensibel ist unsere Gesellschaft Ihrer Meinung nach für dieses Thema?
Die Aktionswochen sind ein starkes Signal und weisen in die richtige Richtung. Ich freue mich, dass sich so viele Organisationen daran beteiligen und darauf hinweisen, dass das Leben in der Südtiroler Gesellschaft immer noch zu vielen Zeiten und auf vielen Ebenen von Rassismus geprägt ist. Diese Dinge müssen diskutiert werden, auch über die Medien, die sich immer mehr mit diesem Thema zu beschäftigen scheinen. Wir bewegen uns in die richtige Richtung der Solidarität.
Was sind die Herausforderungen dabei?
Der Prozess selbst ist schwierig. Stereotype und Vorurteile sind hartnäckig.
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