"Stocker verkauft die Sache besser als sie ist"
Bozens Bürgermeisterkandidat Carlo Vettori bleibt bei seinem Standpunkt: „È troppo facile essere tolleranti e caritatevoli con le città e le risorse degli altri.“ Entsprechend missbilligend nimmt der Lega-Mann das Versprechen von Landeshauptmann Arno Kompatscher auf, dass Südtirol angesichts der Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer weitere Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit setzen wird. „Wenn Kompatscher die Absicht hat, weitere Flüchtlinge im Land aufzunehmen, soll er sie doch in sein Haus nach Völs oder nach Schloss Prösels einladen“, polemisiert der Bürgermeisterkandidat in einer Aussendung. In Bozen haben dagegen nicht ein einziger weiterer Flüchtling Platz. „A meno che non si voglia volutamente scatenare una vera e propria guerra fra gli immigrati e gli onesti cittadini esasperati da questa situazione che evidentemente è sfuggita di mano a provincia e comune”, meint Carlo Vettori.
In eine ganz andere Richtung geht die Aufforderung, die Armin Mutschlechner in einem offenen Brief an den Landeshauptmann richtet. „. „Zeigen Sie im Namen der Südtiroler Zivilcourage. Zeigen Sie, dass unser Land gastfreundlich ist“, appelliert der politisch engagierte Jugendarbeiter unter einem Lokalaugenschein am Brenner an Arno Kompatscher.
„In der ehemaligen Bar am Bahnsteig, in einem Raum ohne Sitzgelegenheiten, zwischen Cafe-, Softdrinks- und Süßigkeitenautomaten drängen sich dutzende Menschen. Hocken oder liegen am Boden. Kein Tisch. Keine Sanitäranlage. Keine Steckdose zum Aufladen von Handys. Kein Erstehilfekasten. Ich stand im Raum, inmitten Männern, Müttern mit Kleinkindern und Schwangeren im achten Monat. Ich habe – nicht nur wegen der Sprache – Bahnhof verstanden. Es wird Arabisch kommuniziert. Die Helfer sind dessen mächtig. Sie bemühen sich. Sie sind heillos überfordert, wegen der Anzahl der Flüchtlinge.“
„Ohne Umschweife: Frau Landesrätin Stocker verkauft im Namen der Landesregierung die Tatsachen besser als sie sind“, kritisiert Armin Mutschlechner. Denn was am Brenner als Hilfe geboten werde, spotte humanitärer Standards. „Der Verein Volontarius mit wenigen Mitarbeitern ist überfordert. So wie ich es erlebt habe, kann man es nicht einmal improvisiert nennen“, beschreibt Armin Mutschlechner. Das liege allerdings nicht am Verein, als vielmehr an den fehlenden Zuwendungen der öffentlichen Hand. Wegschauen geht nicht, macht er dem Landeshauptmann einmal mehr bewusst: „Wir wohnen einer Tragödie bei, und als Fluchtroute sind wir mitten drinnen.“
„Wir wohnen einer Tragödie
„Wir wohnen einer Tragödie bei, und als Fluchtroute sind wir mitten drinnen.“ Es mag gerade besonders schlimm sein, aber die Menschen stumpft eine "ständige" Ausnahmesituation ab. Die wenigen freiwillig Aktiven werden das auch nicht lange durchhalten. Solange Leid in diesen Ausmaßen anderswo erzeugt wird, werden wir hier nicht imstande sein dies auszugleichen. *ratlos*