Der Aufpasser
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Der Südtiroler Energieverband (SEV) stellt sich neu auf. Bei der Hauptversammlung am Samstag (20. April) wählte die Mehrheit der anwesenden Mitglieder überraschenderweise nicht den amtierenden Präsidenten Hanspeter Fuchs, sondern Matthias Obrist als seinen Nachfolger.
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Der Rechnungsprüfer und Handelsrechtexperte erhält damit ein weiteres wichtiges Amt in der Südtiroler Verbandslandschaft. Denn Obrist sitzt bereits im Verwaltungsrat des Beratungsrings Berglandwirtschaft, er ist Kontrollausschussvorsitzender der Kellerei Eisacktal und Teil des dreiköpfigen Aufsichtsrates der Raiffeisenkasse Untereisacktal. Obrist ist also kein unbekannter Mann und soll den rebellischen SEV wieder auf Linie bringen, so berichten es die Rai und die Tageszeitung.
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In Vergangenheit hat vor allem Geschäftsführer Rudi Rienzner nicht an Kritik gespart: Südtirol brauche eine eigene Regulierungsbehörde für die Energieversorgung im Land. Mit seiner Gangart hat er offenbar nicht nur die Landesregierung vergrault, sondern auch einige Verbandsmitglieder wie die Stadtwerke Brixen, die den SEV in den vergangenen Jahren verlassen haben. Was Fuchs als Verbandspräsident geschehen lies, wird sich unter Obrist nun ändern. Bei der Hauptversammlung sollen 65 Mitglieder für den Neuen und 52 für Fuchs gestimmt haben.
Eine Schlappe für Rudi Rienzner? Der medienaffine Geschäftsführer des SEV sowie von Ötzi Strom hat sich in Vergangenheit vehement für die Energieautonomie eingesetzt. Sein Vertrag als Geschäftsführer des SEV läuft noch ein Jahr, bevor er die Pension antritt. Laut Medienberichten hatte seine harsche Kritik zur Folge, dass Südtirols Landesregierung den Verband nun eher meidet. Um bei Konzessionen und Netzausbau weiterzukommen, müsse die Zusammenarbeit mit der Landesregierung aber gestärkt werden. Dieses Credo hat sich bei der Neuwahl des SEV-Präsidenten offenbar durchgesetzt, der nun die Wogen glätten muss.
„Man hat in den vergangen Monaten bis Jahren polemische Presse gegenüber dem Landeshauptmann und dem Assessorat für Energie gehört“, erklärte Obrist nach seiner Wahl gegenüber der Rai. „Wir haben den klaren Auftrag der Mitglieder, dass nur mit einem Miteinander und nicht mit strikten Forderungen etwas erreicht werden kann.“
Für weitere Interviews steht der neue Verbandspräsident nicht zur Verfügung, auch sein Vorgänger Hanspeter Fuchs und SEV-Geschäftsführer Rudi Rienzner hüllen sich in Schweigen. In der offiziellen Pressemitteilung des Verbands werden nüchtern die Namen der neuen Führungsspitze aufgezählt.
Es sind neben Matthias Obrist (Revisionsgesellschaft Revi & Partners), der bestätigte SEV-Vizepräsident Paul Schwingshackl (E-Werk Gsies) und die bestätigten Generalsräte Massimo Andriolo (Gadera AG), Karl Hellweger (Ahr Energie), Gustav Mischi (Stadtwerke Bruneck) und Siegfried Rinner (Südtiroler Bauernbund). Neue Mitglieder im Generalrat sind Thomas Gasteiger (Taufer GmbH/EVG-Gemeinde Sand in Taufers), Andreas Tappeiner (Leeg/Gemeinde Laas) und Georg Untergassmair (FHW Olang).
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Weiter so! Die SVP wird nie…
Weiter so! Die SVP wird nie Kritik am Stromverbrechen zulassen. Das wäre ja Königsbeleidigung. Der Luis hat ja alles legale und weniger saubere getan um den Strom heim zu holen.
Wieder einige mundtot gemacht. Bravo Kompatscher. Da wird deine Freundin Meloni noch neidisch!
Auch mit 34,5 % kann man…
Auch mit 34,5 % kann man immer noch weiterwurschteln wie bisher.
Entsorgt werden sollte der…
Entsorgt werden sollte der schöne Rudi, man konnte oder wollte ihn jedoch nicht aus dem Amt bugsieren. Also musste sein Dauerfreund das Schicksal des Bauernopfers erleiden.
Das Schmierentheater zeigt jedoch ein erschreckendes Bild von Südtirol. Eine Vielzahl von Energiebetrieben, die vom eigenen Sektor keine Ahnung haben, leisten sich einen "Verband", der als Schaubühne seines Hauptdarstellers fungiert. Dieser konnte mit deren überzogenen Mitgliedsbeiträgen kurz mal nach Brüssel jetten und den eigenen Sohn als vermeintlichen Nachfolger einsetzen. Und die Mitglieder bezahlen fleißig, begreifen es aber nach wie vor nicht.
Mit dem neuen Präsidenten wird der Weg zu einer Verschmelzung mit dem bisher ungeliebten Raiffeisenverband geebnet. Dieser hat zwar von Energie noch weniger Ahnung, dafür aber ein noch besseres Standing bei den Mitgliedern, sodass die Höhe des Teilnahmebetrags nach oben gehen dürfte. Die Qualität dafür aber gleichzeitig nach unten.
Witzigerweise sind Angestellte der Energieabteilung des Raiffeisen in Scharen zum SEV gepilgert; diese dürften sich alsbald wieder in altbekannten Situationen wiederfinden.