Economia | Strommarkt

Der Aufpasser

Der SEV hat mit Matthias Obrist einen bestens vernetzten Mann zum Verbandspräsidenten gemacht. Rudi Rienzners Ziel einer Energieautonomie rückt damit in weite Ferne.
SEV Versammlung
Foto: SEV/LinkedIn
  • Der Südtiroler Energieverband (SEV) stellt sich neu auf. Bei der Hauptversammlung am Samstag (20. April) wählte die Mehrheit der anwesenden Mitglieder überraschenderweise nicht den amtierenden Präsidenten Hanspeter Fuchs, sondern Matthias Obrist als seinen Nachfolger. 

  • Der neue Generalrat des SEV: v. l. Massimo Andriolo, Andreas Tappeiner, Matthias Obrist, Thomas Gassteiger, Paul Schwingshackl, Karl Hellweger, Georg Untergassmair und Gustav Mischi; Foto: SEV
  • Der Rechnungsprüfer und Handelsrechtexperte erhält damit ein weiteres wichtiges Amt in der Südtiroler Verbandslandschaft. Denn Obrist sitzt bereits im Verwaltungsrat des Beratungsrings Berglandwirtschaft, er ist Kontrollausschussvorsitzender der Kellerei Eisacktal und Teil des dreiköpfigen Aufsichtsrates der Raiffeisenkasse Untereisacktal. Obrist ist also kein unbekannter Mann und soll den rebellischen SEV wieder auf Linie bringen, so berichten es die Rai und die Tageszeitung.

  • Hanspeter Fuchs und Rudi Rienzner: Der ehemalige Verbandspräsident hat dem Geschäftsführer bei der Kommunikation nach außen freie Hand gelassen. Foto: Alfred Tschager

    In Vergangenheit hat vor allem Geschäftsführer Rudi Rienzner nicht an Kritik gespart: Südtirol brauche eine eigene Regulierungsbehörde für die Energieversorgung im Land. Mit seiner Gangart hat er offenbar nicht nur die Landesregierung vergrault, sondern auch einige Verbandsmitglieder wie die Stadtwerke Brixen, die den SEV in den vergangenen Jahren verlassen haben. Was Fuchs als Verbandspräsident geschehen lies, wird sich unter Obrist nun ändern. Bei der Hauptversammlung sollen 65 Mitglieder für den Neuen und 52 für Fuchs gestimmt haben. 

    Eine Schlappe für Rudi Rienzner? Der medienaffine Geschäftsführer des SEV sowie von Ötzi Strom hat sich in Vergangenheit vehement für die Energieautonomie eingesetzt. Sein Vertrag als Geschäftsführer des SEV läuft noch ein Jahr, bevor er die Pension antritt. Laut Medienberichten hatte seine harsche Kritik zur Folge, dass Südtirols Landesregierung den Verband nun eher meidet. Um bei Konzessionen und Netzausbau weiterzukommen, müsse die Zusammenarbeit mit der Landesregierung aber gestärkt werden. Dieses Credo hat sich bei der Neuwahl des SEV-Präsidenten offenbar durchgesetzt, der nun die Wogen glätten muss. 

    „Man hat in den vergangen Monaten bis Jahren polemische Presse gegenüber dem Landeshauptmann und dem Assessorat für Energie gehört“, erklärte Obrist nach seiner Wahl gegenüber der Rai. „Wir haben den klaren Auftrag der Mitglieder, dass nur mit einem Miteinander und nicht mit strikten Forderungen etwas erreicht werden kann.“ 

    Für weitere Interviews steht der neue Verbandspräsident nicht zur Verfügung, auch sein Vorgänger Hanspeter Fuchs und SEV-Geschäftsführer Rudi Rienzner hüllen sich in Schweigen. In der offiziellen Pressemitteilung des Verbands werden nüchtern die Namen der neuen Führungsspitze aufgezählt. 

    Es sind neben Matthias Obrist (Revisionsgesellschaft Revi & Partners), der bestätigte SEV-Vizepräsident Paul Schwingshackl (E-Werk Gsies) und die bestätigten Generalsräte Massimo Andriolo (Gadera AG), Karl Hellweger (Ahr Energie), Gustav Mischi (Stadtwerke Bruneck) und Siegfried Rinner (Südtiroler Bauernbund). Neue Mitglieder im Generalrat sind Thomas Gasteiger (Taufer GmbH/EVG-Gemeinde Sand in Taufers), Andreas Tappeiner (Leeg/Gemeinde Laas) und Georg Untergassmair (FHW Olang).