Ambiente | Speicherbecken

Populistische Aktion

Das Bodenverbesserungskonsortium Kaltern-Tramin wirft den Kritikern des Wasser-Großprojekts Populismus vor und dass sie offenbar kein Interesse an einer konstruktiver Zusammenarbeit haben. Die Umweltschützer würden der Allgemeinheit einen Schaden zufügen.
Kaltern
Foto: Bonifizierungskonsortium Kaltern-Tramin
  • Hier wird bewusst populistisch nach Kampagnen-Manier auf unseriöse Art und Weise Angst geschürt. An einer konstruktiven Zusammenarbeit im Rahmen der Arbeitsgruppe der Gemeinde, wo bereits neue Standorte für die Speicherbecken andiskutiert worden sind, besteht offensichtlich kein Interesse“, schreibt das Bodenverbesserungskonsortium (BVK) II. Grades Kaltern-Tramin in einer Presseaussendung. Das Konsortium weist darin die „gezielt verdrehten Darstellungen und hinkenden Vergleiche der Kritiker“ des nachhaltigen, integrierten Wassermanagements in Kaltern und Tramin entschieden zurück.
    Es ist die Reaktion auf eine Aktion, die die InitiativgruppeUnser Wald“ in Zusammenarbeit mit der Umweltgruppe Kaltern, dem AVS Kaltern, dem Verein für Kultur und Heimatpflege Kaltern, dem Alpenverein Südtirol, dem Dachverband für Natur und Umweltschutz, der Vereinigung Südtiroler Biologi:nnen und dem Heimatpflegeverband Südtirol jetzt gestartet hat. Man hat drei 3 Postkarten und ein Plakat gestaltet, auf denen anschaulich die Ausmaße der im Montiggler und Altenburger Wald geplanten Speicherbecken dargestellt werden. Die Postkarten wurde gestern beim sogenannten langen Donnerstag erstmals in Kaltern verteilt.

  • Postkarten-Aktion der Kritiker: Verdrehung der Tatsachen. Foto: HPV
  • Die Aktion der Umweltschützer dürfte die Macher des Bodenverbesserungskonsortium auf dem falschen Fuß erwischt haben. Denn bereits am Freitagvormittag folgt per Aussendung die Antwort.
    Ein Projekt für ein integriertes, nachhaltiges Wassermanagement im Interesse der Allgemeinheit nur auf Speicherbecken zu reduzieren, ist eine unseriöse, bewusste Falschinformation“, heißt es in der Aussendung. Vielmehr gehe es um wichtige Aspekte, die für die Zukunft von Natur- und Kulturlandschaft entscheidend seien, um auf den Klimawandel vorbereitet zu sein. Etwa den Schutz von Kalterer See und großen Graben, den Unwetterschutz und Schutz vor Vermurung und Versandung, die Hortung und Sammlung von Regenwasser, die Umstellung des Betriebs der Bewässerung von Kulturflächen auf Naturdruck, die Bereitstellung von Löschwasser für den Zivilschutz, die Bereitstellung von Wasser für Grün- und Kulturflächen, die Bekämpfung der Bodenerosion, sowie die Bereitstellung von ausreichenden Flächen für weitere öffentliche Einrichtungen wie Landeplatz für Hubschrauber, Tankwagen FFVV, Naturtümpel, Kneippanlagen, oder Infopoints.

  • Pressekonferenz des Konsortiums: „Es wird bewusst versucht, etwas zu verhindern, zum Schaden der Allgemeinheit.“ Foto: succus
  • Aufgrund der Kritik einzelner Gegner habe die Gemeinde Kaltern eine Arbeitsgruppe gegründet, bei welcher die Projektbetreiber mit den Kritikern und der Gemeinde an einem Tisch sitzen, um Lösungen zu suchen. „Warum wird nicht in der Arbeitsgruppe der Gemeinde konstruktiv an Lösungen gearbeitet?“, fragt jetzt das das Konsortium. Um dann in Richtung der Kritiker eine geharnischte Gegenattacke zu fahren: „Es wird bewusst versucht, etwas zu verhindern, zum Schaden der Allgemeinheit. Eine kleine Gruppe gefährdet das Allgemeinwohl, indem sie ihren Willen durchsetzen will und gezielt Tatsachen verdreht und falsch darstellt.

     

    „Eine kleine Gruppe gefährdet das Allgemeinwohl, indem sie ihren Willen durchsetzen will und gezielt Tatsachen verdreht und falsch darstellt.“

     

    Interessant dabei: Das Bodenverbesserungskonsortium wirft den Umweltschützern Kampagnenplanung und Populismus vor. Dabei wurde die Presseaussendung der Projektmacher von der renommierten Kommunikationsagentur „succus“ geschrieben und verschickt.
    Und das sind wirklich Profis in Werbung und Kampagnen.

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Martin Daniel Ven, 08/23/2024 - 19:32

Wie bei der Nominierung des Projekts für den Arge-Alp-Umwelt(sic!)preis gilt anscheinend auch bei dieser PR-Aktion das Motto Angriff ist die beste Verteidigung. Die aufgezählten Nebenschauplätze - in die der geplante Frevel im Wald eingebettet wird, damit er zwischen ihnen untergehe - können realisiert werden, ohne den Altenburger Wald zu zerstören. Dieses Opfer wäre wohl nur dann zu rechtfertigen, wenn in einer Extremsituation ausschließlich auf diesem Wege die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gewährleistet werden kann. Aber davon ist nicht die Rede, wenn das Interesse der Allgemeinheit beschworen wird. Auch wenn man die handfesten Interessen der Landwirtschaft beiseite lässt, die hier auf Kosten von Natur und Steuerzahler ihr Geschäftsmodell für die Zukunft sichern will, schon das Argument der Bodenerosion zu bringen, setzt eine ungekannte Kaltschnäuzigkeit voraus. Es gibt keinen besseren Schutz vor Erosion als jenen, den ein intakter Wald bietet. Das Vorhaben, diesen zu roden und zuzubetonieren, um bei Bedarf andere Flächen zu bewässern und vor Erosion zu schützen, als Erfolgsmodell im Interesse der Allgemeinheit zu verkaufen, ist eine berechnende Strategie: Verwirrung stiften, um nicht in die Materie vertiefte Bürger mittels "Verkomplizierung" der Angelegenheit in der neutralen Zone zu halten und die Engagierten in diesem Nebel leichter als Populisten und Gegner des Allgemeininteresses hinzustellen.

Ven, 08/23/2024 - 19:32 Collegamento permanente