Economia | In Sachen Altersheim St. Ulrich

Walter Kasslatter: „Das Altersheim ist meine zweite Filiale“

Das Altersheim in St. Ulrich wird ab 1.1.2015 von der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern übernommen. Die Führung des privaten Vereins geht damit zu Ende. Für die MitarbeiterInnen könnte einiges schief gehen, sagt Präsident Walter Kasslatter.

Herr Kasslatter, viel Unsinn was die AGO in ihrer Pressemitteilung geschrieben hat? Es hat im Altersheim St. Ulrich nie eine öffentliche Führung gegeben?

Das Altersheim St. Ulrich ist seit jeher von einem privaten Verein geführt worden. Diesem Verein stehe ich als Präsident seit 17. Jänner 2011 vor.

Sie arbeiten ehrenamtlich?
Ja, alles ehrenamtlich, genauso wie fünf andere Verwaltungsräte und ca. 50 freiwillige Helfer des Vereins. Eine Sache ist der Verein, eine andere das Altersheim. Die operative Führung des Altersheims obliegt der Direktorin Johanne Insam.

Ein großes ehrenamtliches Engagement, was machen Sie beruflich?
Ich bin Wirtschaftsberater. Aber viele pflanzen mich schon und sagen, das Altersheim ist meine zweite Filiale. Ja, ich arbeite schon viel für das Altersheim, fast zu viel. Dieses Jahr bin ich im Amt bestätigt worden, für weitere vier Jahre. Im letzten Jahr ist es mir sogar gelungen den Verein als Onlus-Verein anerkennen zu lassen, was eine große moralische Anerkennung war.

Die AGO schreibt in ihrer Pressemitteilung, dass die MitarbeiterInnen im Altersheim einen Wettbewerb abgelegt hätten. Was sagen Sie dazu?
Das ist schlicht und einfach falsch. Es hat nie eine öffentliche Führung des Hauses gegeben. Demzufolge auch keine Verpflichtung einen Wettbewerb auszuschreiben. Kein Mitarbeiter im Haus hat einen Wettbewerb abgelegt.

Das Verhältnis mit der AGO scheint nicht so einfach zu sein?
Ich bin absolut dafür, dass die Gewerkschaften sich mit der neuen Führung des Altersheims an einen Tisch setzen. Bis jetzt hatte ich einen guten Kontakt zum Herrn Kaneider von der CISL. Die AGO hat sich nie sehen lassen. Der Herr Holzer ist für die Angestellten zuständig, also soll er sich auch um die Mitarbeiterinnen richtig kümmern. Und wie gesagt, die Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern wäre zu kontaktieren. Alle Telefonnummern und Personen kann ich nennen.

Sie haben sich stets dafür eingesetzt, dass es den Mitarbeitern gut geht, schreiben Sie in ihrem Kommentar auf salto.bz?
Wir haben als Verein manchen Mitarbeitern, ich möchte fast sagen, fast allen, mehr gezahlt in einem öffentlichen Anstellungsverhältnis erhalten hätten. Der Verein hat also schon etwas geleistet, hier erwarte ich mir Anerkennung von den Gewerkschaften. Denn unsere Verträge waren weitaus günstiger/vorteilhafter als die von der Gewerkschaft ausgehandelten.

Ein privat geführtes Haus soll plötzlich von der öffentlichen Hand geführt werden. Warum?
Es gibt ein rechtliches Problem. Die Gemeinden St. Ulrich, St. Christina, Wolkenstein, Kastelruth haben mit einem Konsortium das Altersheim gebaut. Wenn nun ein privater Verein dieses Haus führt, so ist das ohne Ausschreibung nicht rechtens. Man hat versucht einen Wettbewerb auszuschreiben, da haben sich Vereine aus ganz Italien gemeldet, die ein sehr großes Interesse hatten. Es gab sogar Mitbewerber von, glaube ich, der Isola del Giglio.

Ganz konkret: Wie sieht die Sache für die 80 MitarbeiterInnen des Altersheim aus, wenn sie mit 1.1.2015 in ein öffentliches Arbeitsverhältnis übergehen?
Da gibt es de facto ein Problem. Und ich stelle mich klar auf die Seite der Angestellten. Diese müssen sich nun auf einen Wettbewerb vorbereiten, den die unbefristete Anstellung in einem öffentlichen Arbeitsverhältnis vorschreibt.

Vielen ArbeitnehmerInnen fehlt die Voraussetzung?
Vielen nicht, einigen fehlt sie aber. Und diese haben kaum eine Chance diesen Wettbewerb zu schaffen. Sie können teilweise die Sprache nicht, ihnen fehlt die Qualifizierung. Gerade machen wir eine Schulung im Altersheim, damit sich die MitarbeiterInnen auf den Wettbewerb vorbereiten können.

Sie machen sich Sorgen um die MitarbeiterInnen?
Natürlich. Die Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern wird das Altersheim ab 1.1.2015 führen, das haben die Gemeinden so entschieden. Nun geht es darum, das Beste für die MitarbeiterInnen zu erreichen. Fast alle haben einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Das gibt Sicherheit. Die Alterszulagen (sog. scatti di anzianeità) und manche andere angereiften Rechte sollten von den Gewerkschaften verhandelt werden. Das ist wirklich sinnvoll sich hier einzusetzen.