Politica | Bilanzziehen im Wahlkampf

Krankenhausdebatte auf salto.bz: Die Position der KandidatInnen

Sieben KandidatInnen sind dagegen. In Zukunft kann es in Südtirol nicht mehr sieben Krankenhäuser geben, sagen sie. 16 KandidatInnen positionierten sich beim Ja, auf die Frage: "Kann sich Südtirol sieben Krankenhäuser leisten?"

Bei der Frage um die Zukunft der sieben Südtiroler Krankenhäuser geht es um mehr. Wie soll das Sanitätssystem in Zukunft ausschauen, was braucht unser Land wirklich, wo wollen wir uns hin bewegen? Welche Visionen haben unsere PolitikerInnen?

Riccardo dello Sbarba sagt „Ja“ auf die Frage: „Kann sich Südtirol sieben Krankenhäuser leisten?“ Und argumentiert: „La sanità è un diritto umano fondamentale, deve essere universale, gratuito, erogato più vicino possibile alla persona.“ Und Dello Sbarba erzählt von seinem persönlichen Aufenthalt im Krankenhaus: „Sono stato curato a Brunico e mi sono trovato benissimo, anche per le ridotte dimensioni. E' un "lusso" che non dobbiamo tagliare.“ Zum Krankenhaus in Bozen sagt Dello Sbarba: „Su Bolzano c'è troppo carico"

Michael Demanega untersteicht: „Südtirol muss sich sieben Krankenhäuser leisten.“ Die „Lebensqualität in der Peripherie“ machen gerade diese Dienste an den BürgerInnen aus. Der Sparzwang aus Rom habe Südtirol in der Mangel, deshalb, so der Freiheitliche: „Mehr finanzielle Unabhängigkeit für Südtirol würde auch das Südtiroler Sanitätswesen vor dem römischen Unwesen bewahren." Eine ähnliche Position kommt von Hans Christian Oberarzbacher: „Stärkung der Peripherie", ist sein Schlagwort.

„Südtirol muss sich sieben Krankenhäuser leisten.“  (Michael Demanega, Freiheitliche)

Ja, aber, sagt PDler Honrad Meier. Eine Änderung der Aufgaben im Krankenhausbetrieb sieht er als wesentlich: „Die kleineren Krankenhäuser sollen in Zukunft, neben der Grundversorgung, auch eine zunehmend stärkere Rolle bei der Versorgung von chronischen Patienten des Territoriums übernehmen.“ Alles überall kann es nicht mehr geben, trotzdem: „Eine generelle Zentralisierung und Verlegung aller schweren Erkrankungen nach Bozen ist sicher auch nicht der richtige Weg."

Nein. Sparen und spezialisieren

Marco Caruso von Unitalia sagt Nein zu den sieben Krankenhäusern: „Sono favorevole a dei presidi medici anche in periferia,ma contrario all'attuale organizzazione che non è altro che uno spreco di fondi pubblici" Die Position von Alessandro Huber: „Credo che quattro ospedali maggiori e la conversione di altri tre a punti di primo soccorso e ambulatorio possa fare bene alle finanze sudtirolesi. Gli ospedali hanno bisogno di numeri: chi fa 20 volte la stessa cosa la fa meglio di uno che la fa tre volte. Oder?"

Gli ospedali hanno bisogno di numeri: chi fa 20 volte la stessa cosa la fa meglio di uno che la fa tre volte. Oder?" (Alessandro Huber, PD)

Elio Cirimbelli hält sich kurz. Sieben Krankenhäuser in Südtirol? „Non credo ne abbia bisogno, le distanze sono minime e quando si è ben attrezzati non servono così tante strutture ospedaliere."

Das Statement eines Beamten aus dem Sanitätsbetrieb Bozen klingt folgendermaßen und inspirierte die User von salto.bz. „Derzeit kann sich Südtirol noch sieben Krankenhäuser leisten, aber zukünftig?“ Renato Marinolli ist Abteilungsdirektor der Bezirksabteilung Einkäufe und Ökonomatsdienste im Sanitätsbetrieb Bozen. Für ihn handelt es sich um „eine grundsätzlich kirchturmpolitische Frage, die nur zu Auseinandersetzungen zwischen Landeshauptstadt und Peripherie und folglich zwischen den verschiedenen Sprachgruppen führt.“ Eine ernsthafte Debatte über die Nachhaltigkeit unseres Gesundheitssystems steht an, sagt Marinolli und verlangt „ein radikales Umdenken.“ Der Praktiker spricht, die KandidatInnen hören zu: „Es braucht eine Verlagerung von vielen ambulanten Leistungen aus den Krankenhäusern aufs Territorium und der Förderung von neuen organisatorischen Lösungen für die Basisärzte.“ Sorgen machen sollten wir uns in Südtirol nicht um die Finanzen, sondern es geht um Wesentlicheres: „Die allfällige pünktliche Ersetzung aller Fachärzte, die zur Generation der Baby-Boomers gehören und die dabei sind, in Ruhestand zu treten.“

Ein umfassendes Thema, die Sanität. Die Visionen braucht. Und mutige, bürgernahe und weitsichtige Umsetzer.