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Genug von Brexit? Nimm‘s mit Humor

Wenn der Brexit nicht so dramatisch wäre, könnte man glatt über ihn lachen. Ihn mit Humor zu nehmen, macht es aber erträglicher.
Brexit
Foto: Pixabay

Bereits Freud theoretisierte über die Nützlichkeit von Humor und kam zu dem Schluss: Witze dienen dazu, Traumata zu bewältigen. Darum geht es in Witzen meist um schreckliche Dinge, von Antisemitismus bis hin zu schlechten Politikern und ungebildeten Menschen (meist Blondinen, wodurch Sexismus sich in die Liste mit einreiht). Aus diesem Grund, und auch ein bisschen aus Verzweiflung, beschlossen mein Freund und ich, Wetten darüber abzuschließen, was im Brexit als nächstes passiert. Letze Woche setzten wir darauf, ob Boris Johnson‘s neuer Brexit-Deal, den er mit der EU ausgehandelt hatte, im Britischen Unterhaus genehmigt werden würde oder nicht.

Man kann sich denken, wie dramatisch die letzen Wochen für uns waren (kaum weniger wie für das Vereinte Königreich): Mal lag ich vorn, denn die Prognosen deuteten darauf hin, dass der britische Premier keine Mehrheit für seinen Deal erhalten würde. Dann plötzlich kam die Nachricht: Der Brexit Deal wird verschoben, und mein Freund lies dies als Sieg nicht gelten (ungerechterweise). Dann sah es so aus, als sei mein Freund wieder dem Sieg nahe: Die Abgeordneten genehmigten Johnson‘s Austritts-Deal in der ersten Runde, und gaben den Ball den Ausschüssen ab. Doch bevor mein Freund den Champagner überhaupt aufbrachte, um den Korken zu knallen, berichteten die Medien, die Abgeordneten hätten in einer weiteren Abstimmung entschlossen, über das Abkommen könne nicht sofort weiter im Parlament debattiert werden, um innerhalb 31. Oktober, dem offiziellen Austrittsdatum, die EU zu verlassen.

Also wird der Brexit doch verschoben? So sieht es im Moment aus (freue ich mich). Was aber wirklich passieren wird, weis man nicht so richtig (betont mein Freund). Das hängt davon ab, ob die EU dem Antrag auf Verschiebung der Abstimmung und somit auch des Brexit-Datums zustimmt. Tut sie es nicht, kommt es zu einem Austritt ohne Deal.

Aber nicht nur in meiner Beziehung wird aus Verzweiflung notgedrungene Verlächerlichung ernster weltpolitischer Fakten betrieben. Auch der Weltgemeinschaft, der internationalen Presse, Künstlern und Politikern fehlt es nicht an schwarzem Humor wenn es um den Abschied Großbritanniens aus der EU geht. Hier eine Timeline der Entwicklungen im Brexitprozess seit seinen Anfängen, gepostet auf Twitter vom Europastudio des deutschen öffentlich-rechtlichen Senders ARD:

 

Auch auf höchster Ebene wird ordentlich schwarz-gewitzelt. Man erzählt sich, in Brüssel ginge zwischen den Beamten folgendes Video um, welches den nicht zu enden scheinenden Brexit auf den Punkt bringt:

How England Plans to Leave the EU 

 

Und immerhin Comedians können sich freuen. Dank Brexit erlebt europäische Satire gerade ein goldenes Zeitalter. So twittert die deutsche Satiresendung „Heuteshow“ regelmäßig unter dem Hashtag #Brexit:

 

Auch Karikaturisten sind natürlich höchst inspiriert von der Schatzkiste an Brexit Geschichten und geben die Eigenschaften des noch nicht, aber vielleicht bald, doch vielleicht auch gar nicht zustandekommenden Brexit-Deals künstlerisch zum Besten:

 

Ich weiß, es reicht nun auch mal mit diesem ewigen Thema. Es fällt schwer, sich nicht darüber aufzuregen. Doch sollte der Prozess weiterrhin in die Länge gezogen werden, dann ärgern Sie sich nicht, sondern lehnen Sie sich zurück, kramen das Popkorn hervor und sehen sie es positiv: Denn immerhin bietet Brexit großartiges Kino quer über die Satire-, Presse-, und Twitterlandschaft Europas hinweg.