Gypsy Road Gang
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Als wir vor etwa einer Woche Gypsy Road Gang in ihrem Proberaum in Lana besuchen, läuft gerade „Steamrock Fever“ von den Scorpions. Nicht von den „Wind of Change“-Scorpions, sondern den Scorpions aus den Siebzigerjahren, als sie gerade dabei waren, das Hard-Rock-Territorium für sich zu erobern. Im Laufe des Abends folgen dann noch Songs von Kiss, Metal Church, AC/DC oder Megadeth. Die Playlist zeigt nicht nur die musikalischen Vorlieben der Band, sie liegt auch voll auf der Linie, die Gypsy Road Gang seit über 15 Jahren verfolgt: Handverlesene Songs aus den glorreichen Jahren des wahren Metal: Die Achtzigerjahre. Aber es finden sich auch die Siebziger- und frühe Neunziger. Um den Kreis zu schließen: Auch der Name der Band stammt aus jener Zeit. „Gypsy Road“ war ein Song aus dem zweiten Album der amerikanischen Glam-Metal-Band Cinderella, die damit 1988 ihren internationalen Durchbruch schaffte.
Anfang Dezember haben Gypsy Road Gang für die italienische Metallica-Tribute-Band SaD die Show im UFO in Bruneck eröffnet. Ihre Metallica-Songs haben sie gentlemenlike, natürlich zurückgehalten, aber ansonsten haben sie es genossen, im Publikum anerkennendes Nicken bei Songs von Accept wahrzunehmen.
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„Das Konzert im UFO war gut, abgesehen vom Bühnensound,“ blickt Sänger Alexander „Saltus“ Saltuari zurück. „Wir haben eine Stunde gespielt, was angenehm war, normalerweise spielen wir zwei, oder auch drei Stunden.“
In der Setlist findet sich – bei einem derartiger Länge des Konzertprogramms – auch das eine oder andere Zugeständnis an das Publikum, wie etwa „T.N.T.” von AC/DC oder „Enter Sandman“ von Metallica, aber das sind keine Ausreißer, denn sie passen durchaus zu „Balls To The Wall“ von Accept, zu „Living After Midnight“ von Judas Priest und zu „The Trooper“ von Iron Maiden. Und von Metallica findet sich ja auch „Seek And Destroy“ und „For Whom The Bell Tolls“ im Programm. Als Partyband sieht sich die Gypsy Road Gang aber deshalb nicht.
Gitarrist Paul Kessler: „Die Leute sollen eine gute Zeit haben, deshalb versuchen wir natürlich eine Partystimmung rüberzubringen. Aber als Partyband sehen wir uns nicht, dafür sind wir schon zu hart. Da müsstest du schon die kommerzielle Schiene fahren, Richtung Rock/Pop. Das was wir spielen ist sicher nicht komerziell, davon halten wir uns fern. Das war von Anfang an klar.“
Und die Band steht geschlossen hinter jedem Song, der sich im Repertoire befindet, was bei Bands, die ausschließlich für das Publikum spielen, nicht unbedingt immer der Fall ist. Harald „Pio“ Geier, Gitarrist, führt das darauf zurück, wie es die Songs in die Setlist schaffen: „Jeder von uns schlägt Songs vor, die dann besprochen und gemeinsam ausgewählt werden. Von daher waren wir uns diesbezüglich immer einig.“
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Ist über die Jahre hinweg eine Veränderung im Publikum festzustellen? Saltuari antwortet auf diese Frage, nach einer kurzen Pause: „Das Publikum hat sie irgendwie durchgezogen, es wird älter, wie wir auch, aber man sieht, dass auch beständig junge Leute hinzustoßen.“ Andreas „Oppe“ Obkircher, der neue Mann am Viersaiter, bestätigt und ergänzt: „Es hängt auch von der Veranstaltung selbst ab. Bei einem Metal-Konzert sind es vor allem die Älteren, die kommen. Bei Festen hingegen sieht man immer mehr junge Leute im Publikum.“
Andreas „Oppe“ Obkircher ist vor zwei Jahren zur Band gestoßen. Bassist Kurt „Kutte“ Mayr hat die Band damals verlassen, um sich voll auf seine Arbeit konzentrieren zu können. Für Obkircher, der zwar auf Banderfahrung zurückgreifen konnte – eine frühe Onkelz-Coverband namens Enkels, eine Meraner Rockabilly-Truppe mit dem Namen Mr. Ed oder die Deutschrock-Band Hämmertrupp, um drei zu nennen – aber als Musiker schon länger nicht mehr aktiv war, war es eine Herausforderung: Die Band wollte einen Gig durchziehen, und so hatte Oppe zwei Monate Zeit, sich die 30 Songs draufzupacken. Dass er damit zurechtkam, hat wohl auch damit zu tun, dass bei all den unterschiedlichen Musikrichtungen, mit denen Oppe sich beschäftigt hat, auch das Metal-Herz ungebrochen schlug, seit er im Alter von zehn Jahren das „Black Album“ von Metallica geschenkt bekommen hatte.
Das und vor allem die langjährige Freundschaft mit den anderen in der Band, war ausschlaggebend dafür, dass er den „Job“ angeboten und angenommen hat. -
Als vor zwei Jahren die Wachablöse am Viersaiter vollzogen wurde, hatten Gypsy Road Gang bereits volle 15 Jahre in der gleichen Besetzung hinter sich. Das Brüderpaar Kessler, Kurt „Kutte“ Mayr und Harald „Pio“ Geier hatten die Band 2008 aus der Taufe gehoben. Auf der Suche nach einem Sänger, stießen sie auf Saltuari, damals noch bei Hämmertrupp. Saltis sagte zu und blieb schließlich bis heute der Mann am Mikro, der sich an diesem Platz auch wohlfühlt.
Eine Bandbesetzung über so viel Jahre konstant beizubehalten, das schaffen nicht viele Bands.
Saltuari bestätigt: „Heute hat jeder von uns sehr viel mehr zu tun, als vergleichsweise vor zwanzig Jahren. Alles ist schneller geworden, und mittlerweile haben wir innerhalb der Band schon seit einigen Jahren mehr Kinder als Bandmitglieder. Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer einfach. Das konstante Proben, die ganzen Auftritte… das müssen praktisch alle mitspielen, nicht nur die Band, sondern auch das Umfeld, sonst funktioniert so etwas nicht und führt dazu, dass die Konstellationen zerbrechen.“
Harald Geier fügt hinzu: „Letztes Jahr hatte ich einen Hörsturz, erst da habe ich gemerkt, wie tief die Freundschaft innerhalb der Band wirklich ist. Die Band ist wie eine zweite Familie.“
Geier weiter: „Auch bei uns gibt es Höhen und Tiefen, und es wird auch gestritten, aber nach einem Streit ist dann alles wieder gut. Bei uns schaut jeder auf jeden und es gibt immer einen unter uns, der den Streit schlichtet.“ -
Aus dieser Freundschaft heraus, durch die gemeinsamen Tiefs und Hochs, schweißt sich eine Band zusammen und erreicht über die Jahre hinweg eine Kompaktheit, die auf das Publikum wirkt, die den Bandsound wuchtiger macht und die Songs zum Leben erweckt.
Bei der Gypsy Road Gang ist das der Fall, und die Band ist denn auch zufrieden mit der Situation.
Saltuari: „2025 war ein gutes Jahr für uns. Wir hatten ein paar sehr tolle Konzerte, wobei uns vor allem eines persönlich sehr weitergebracht hat. Wir haben am „Alpenflair“ teilgenommen, aber wir haben nicht auf dem Festival selbst gespielt, sondern bei der Warm-Up-Fete in Natz. Das war sicher ein Highlight für uns. Aber es gab etliche andere tolle Locations.“
Die Band hat mit 10, 12 Konzerten pro Jahr, mittlerweile das richtige Maß gefunden. Diese Zahl lässt sich von allen gut mit dem eigenen Alltag verbinden.
„Neu“ in der Band ist übrigens auch der ursprünglich aus Lana stammende Gitarrist Martin Losso, der in Brixen seine eigene Hard-Rock-Band Nine hat.
Losso ist so etwas wie ein „Sub“, also ein Musiker der einspringen kann, wenn ein anderer Musiker ausfällt, in diesem Falle Geier, der den Hörsturz noch nicht vollständig überwunden hat.
Da es bereits gut funktioniert hat und weil sie Freunde sind, war Martin Losso auch im UFO mit auf der Bühne, d.h. es gab Metal mit drei (!) Gitarren.Es ist möglich, dass dies auch 2026 so sein wird und vielleicht taucht auch der vormalige Basser Kutte für einen Song oder zwei auf.
Abgesehen davon verfolgen Gypsy Road Gang das Ziel, das Saltus folgendermaßen auf den Punkt bringt: „Uns braucht es als Band, damit die geilen Geschichten nicht in Vergessenheit geraten, und das werden wir durchziehen, denn es sterben immer mehr von den alten Helden.“
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Links
Gypsy Road Gang Facebook: https://www.facebook.com/profile.php?id=100047625505525
Gypsy Road Gang Instagram: https://www.instagram.com/gypsyroadgang/
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