Economia | Pestizide

Nicht nur Mals

Wie funktioniert "pestizidfrei" in anderen Gemeinden? Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz lud Gemeinden- und Landwirtschaftsvertreter zur Diskussion ein.

Es war eine Informationsveranstaltung, die der Dachverband für Natur- und Umweltschütz zum Thema "Pestizide - Möglichkeiten der Gemeindeverwaltungen" organsierte. "Wir haben alle Südtiroler Gemeinden, den Gemeindeverband, auch den Bauernbund und die Bürgermeister der drei Dörfer Vallarsa, Malosco und Mals eingeladen," erklärt Geschäftsführer Andreas Riedl. "Wir wollen eine gemeinsame Diskussion anstoßen zu diesem heiklen Thema." Gekommen waren rund 15 Gemeindenvertreter, der Präsident des Gemeindenverbandes Andreas Schatzer, der kämpferische Ulrich Veith aus Mals und der Bürgermeister Geremia Gios, der die chemischen Spritzmittel aus seiner Trentiner Gemeinde Vallarsa mit einem Beschluss des Gemeinderates im März 2014 verbannt hat. Genauso, wie es die Malser vorgehabt hätten.

"In Vallarsa gab es aber keine Volksabstimmung, da war es eine Umsetzung des Gemeinderates, der den fortschrittlichen Visionen ihres Ersten Bürgers Geremia Gios, der nebenbei noch  Dekan der Wirtschaftsfakultät Trient ist, gefolgt war. In Vallarsa muss, wer keine biologische Landwirtschaft betreiben will, eine Versicherung für künftige Schäden abschließen: "Dort läuft es über den ökonomischen Ansatz, Pestizide sind nicht ausdrücklich verboten, aber wer diese einsetzen will, muss ganz bestimmten Regelungen nachkommen," erläutert Riedl den Vallarsa-Ansatz. 

Auch Maloscos Bürgermeister, Adriano Marini, wurde zur Veranstaltung erwartet, allein, er musste kurzfristig absagen. Ansonsten hätte er von seinen Erfahrungen erzählen können, davon, dass seine kleine 500-Einwohner-Gemeinde den Titel "Erste pestizidfreie Gemeinde Italiens" bereits seit 2010 trägt und dafür sogar ausgezeichnet wurde, von Legambiente. Er hätte auch von den zwei Rekursen berichtet, die gegen die Gemeindeverordnung angestrengt wurden, einmal beim Verwaltungsgericht und ein zweites Mal bei Staatsrat in Rom. Beide Male wurden die Rekurse abgewiesen. "Jetzt will auch die Nachbargemeinde von Malosco die Pesitzidregelung übernehmen, und in den Regionen Marken, Venetien und in der Toskana interessieren sich bereits mehrere Gemeinden für die Satzungen der Trentiner Dörfer," freut sich Andreas Riedl. 

Bleibt die Frage offen, wer es in Südtirol wagt. "In Mals passiert vor den Gemeindwahlen im Mai nichts mehr in dieser Hinsicht, das hat mir Ulrich Veith gesagt", weiß Riedl. Aber es sei allen anderen Gemeinden anheimgestellt, es zu versuchen. Schließlich heißt pestizidfrei nicht, dass die Landwirtschaft verboten wird, sondern dass es Einschränkungen in der Verwendung von Spritzmitteln geben kann, wie man am Beispiel der Trentiner Gemeinden sehen kann. "Außerdem hätte der Titel "Erste Pestizidfreie Gemeinde Südtirols" ein unglaubliches Werbepotential," gibt Riedl zu bedenken. Das könnte den einen oder anderen Bürgermeister schon reizen.

Der Wille würde nicht fehlen, meint Riedl abschließend. "Alle anwesenden Gemeindenvertreter wollten mehr darüber wissen, wie sie einen alternativen Einsatz von Herbiziden bzw. Pestiziden konkret angehen sollen. Denn meist ist das mit mehr Aufwand und Kosten verbunden." Es brauche mehr Unterstüztung und Information durch Verbände und die Politik.