Economia | Interview

“Status quo in Frage stellen”

Florian Gallini ist erfolgreicher Unternehmer in Dubai. Der Uni Bozen hat er viel zu verdanken.
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Foto: Uni Bz

Das zwanzigjährige Jubiläum der Freien Universität Bozen stand dieses Jahr im Vordergrund der Dies academicus am 19. Mai. Bei den verschiedenen Ansprachen wurde besonders der gute internationale Ruf und die Wichtigkeit der Dreisprachigkeit an der Uni gelobt. Dies schaffe man nur mit “außergewöhnlichen Persönlichkeiten” betonte Präsident Konrad Bergmeister. “Die StudentInnen, die hier ihre Ausbildung machen sind am Markt erfolgreich, das ist was diese Uni ausmacht”, weiß auch Arno Kompatscher. Ein "Erfolgreicher" befand sich unter den vielen Rednern der Veranstaltung. Auch Florian Gallini hat als Student in Wirtschaft an der Uni Bozen seinen Weg begonnen. Heute ist er CEO von Interel, eines der innovativsten Hoteltechnologie-Unternehmen weltweit, mit Sitz in Dubai. Dorthin hätte er sich besonders aufgrund seines verhandlungssicheren Englisch im Fachjargon für Wirtschaft und Recht getraut, welches er an der Uni Bozen gelernt hat. Der gebürtige Münchner fühle sich der Universität immer noch sehr verbunden. Er setzt sich daher als Vortsandsmitglied des Alunni Vereins Bozen weiterhin ein, um ein internationales Netzwerk aus BotschaftlerInnen für die Uni Bozen aufzubauen. 

 

Florian Gallini, was war das besondere an der Uni Bozen?

Die Dreisprachigkeit war mit Sicherheit der erste Grund warum ich hier her kam. Dann habe ich aber festgestellt, dass die Uni Bozen eine unentdeckte Perle mit sehr elitären Professoren und akademischer Elite ist. Ich habe ja in den frühen 2000er Jahren angefangen und hatte die Möglichkeit einen persönlichen und teilweise auch unförmlichen Zugang zu den Professoren zu erleben. So wie ich gehört habe, ist dies heute immer noch so. Die Kurse finden weiterhin in sehr kleine Gruppen statt, mit direktem Zugang zu den Professoren. Die Größe der Uni ermöglicht es mit sehr guten und erfahrenen Akademikern zu sprechen.

 

Du hast also dadurch mehr gelernt, als in einem überfüllten Hörsaal?

Ich hab leider keinen direkten Vergleich, gehe aber sehr stark davon aus.

 

Im Vortrag hast du von anfänglichen Fehlern in deiner Karriere gesprochen. Was waren das für Fehler?

Mir war ziemlich früh klar in meinen ersten fünf Jahren als Unternehmer, dass ich wenn ich weiter nicht aus meinen eigenen Fehlern lerne, die Summe an diesen einen sehr hohen Preis haben würden. Ich würde mich einem Hohen Risiko als Unternehmen aussetzen. Die einzige Möglichkeit das zu vermeiden war, mich auf sehr erfahrene und auch ältere Semester zu verlassen. Mein gesamtes Leadership bestand teilweise aus Leuten, die zwischen 25 und 30 Jahren Berufserfahrung in solchen hohen führenden Rollen hatten. Ich habe viele Fehler als junger Gründer gemacht. Meine Art, beziehungsweise Lösung dies in Zukunft zu vermeiden war, sich das know how rauszuholen und auf die richtigen Leute zu hören. 

 

Wie war der Anfang in Dubai?

Nach der Diplomarbeit bin ich runter gezogen und habe dort sofort gegründet. Dann habe ich knappe fünf Jahre gebraucht, mich ständig neu zu orientieren und zu verstehen was ich eigentlich machen wollte. Das meinte ich mit Fehlern. Jeder fängt mal klein an. 2010 war ich dann endlich erfolgreich und sobald es ging sind die ersten Gelder in Top-Management-Positionen geflossen. Das hat den Aufbau ab 2011-2012 deutlich leichter gemacht. Es war zwar immer noch schwer, aber deutlich einfacher.

 

Welchen Rat würdest du jungen AbsolventenInnen, aufgrund deiner persönlichen Erfahrung, mit auf den Weg geben?

Wahrscheinlich so früh wie möglich sich zu überlegen, ob man gründen möchte und selbstständig sein möchte. Desto später es wird, desto schwieriger wird es. Ob ich es heute nochmal machen würde, weiß ich nicht. Es ist schon sehr hart und es kommt viel auf einen zu. Es macht zwar unheimlich viel Spaß, aber es bedeutet auch unheimlich viel Verantwortung. Nicht jeder ist vom Charakter her wahrscheinlich dazu gemacht, oder hat Lust sich aufzuarbeiten in der Selbständigkeit. Mein Rat an die, die es machen wollen wäre also: sich ständig zu fragen, warum mache ich etwas und macht es Sinn. Und vor allem den Status quo immer in Frage zu stellen. 

 

Das heißt, das Selbstverständliche in Frage zu stellen? 

Genau. Das man grundsätzlich das Selbstverständliche, in allem was man anfasst und was man versucht zu machen, in Frage stellt.


 
Zum Schluss: Was vermisst du an Südtirol und Bozen?

Die Lebensqualität, die Natur und spazieren zu gehen.