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werkSTOTTschual

Die Berufsschule Luis Zuegg in Meran saniert mit Schüler:innen ein baufälliges Gebäude in Aschbach. So soll die Lust am Lernen geweckt und gefördert werden.
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Foto: Salto.bz
Das ehemalige Schulgebäude und Pfarrhaus der Algunder Fraktion Aschbach auf 1360 Metern Höhe war lange Zeit sich selbst überlassen. Seit einigen Jahren wird das baufällige Gebäude der Gemeinde mit der Hilfe von Schüler:innen der Landesberufsschule Luis Zuegg von Meran saniert. Das vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderte Projekt „werkSTOTTschual“ soll Schulabbrüche verhindern und jungen Menschen wieder Kraft und Mut geben, den eigenen Lebensweg selbst zu gestalten.
„Das Projekt entstand aus reiner Not. Wir wussten nicht, was wir mit Schüler:innen mit Lernschwierigkeiten machen sollen. Daraufhin suchten wir als Beratungsteam nach sinnvollen Beschäftigungen für sie“, sagt der Projektleiter Lukas Spitaler, der Teil des Beratungsteams der Landesberufsschule Luis Zuegg ist. Mit der engagierten Unterstützung des Bürgermeisters von Algund, Ulrich Gamper, entschied sich die Schule für die Sanierung dieser Struktur. Nach der Fertigstellung soll das Gebäude für die Schule und für örtliche Vereine und Gruppen von Algund zur Verfügung stehen.
 

Beziehungen aufbauen

 
Der Titel des Projekts trifft die Idee des schulischen Beratungsteams auf den Punkt: werkSTOTTschual ist ein Wortspiel und steht für Räume, wo Schüler:innen durch sinnvolle Arbeitstätigkeiten zu sich kommen können. Dabei sei wichtig, dass das Projekt nicht ausgelagert werden, sondern eine sinnvolle Erweiterung der Regelschule sein soll.
 
 
„Hier wird für einen Moment der Druck rausgenommen“, so Spitaler. Benotung für die Arbeit im alten Pfarrhaus von Aschbach gibt es keine. „Wir wollen mit den Schüler:innen in Beziehung treten. Das ist der Leitgedanke unseres Beratungsteams: Wer Leistung will, muss Beziehung schaffen.“
Je mehr man ihnen Vertrauen gibt, desto selbstständiger und lösungsorientierter arbeiten sie - Wolfgang Kontschieder
Und das gelingt dem breit aufgestellten Team, das sich aus Lehrpersonen der Berufsbildung, Praxistrainer:innen und Sozialarbeiter:innen zusammensetzt. Das Beratungsteam und der Bereich Deutsche Berufsbildung koordinieren und begleiten das Projekt. Eine der Schülergruppen, die an werkSTOTTschual teilnimmt, hat Migrationshintergrund und wird von dem Lehrer Wolfgang Kontschieder betreut.
 

Integration fördern

 
„Ziel ist es, dass die Buben und Mädchen sich integrieren und Deutsch lernen“, sagt Kontschieder. Der Sportpsychologe und ehemalige Profi-Trainer weiß, dass Lernen dann leichtfällt, wenn es auch Spaß macht. „Die Buben machen hier Holzarbeiten, mischen Zement und helfen unter Anleitung dem Maurer und Tischler. Sie sind sehr geschickt und motiviert. Sie sind vor allem deshalb motiviert, weil von unserer Seite Unterstützung und Wohlwollen da ist.“
Mohebul Alam und Kati Tanvir Siddiki sind Teil dieser Schülergruppe und leben erst seit einigen Monaten in Südtirol. Alam ist 16, Siddiki 15 Jahre alt, beide kommen aus Bangladesch und leben mit ihren Familien nun hier. In einem holprigen Deutsch erzählen sie im Gespräch mit salto.bz, dass ihnen das Projekt gefällt und sie die Landesberufsschule Luis Zuegg besuchen.
„Je mehr man ihnen Vertrauen gibt, desto selbstständiger und lösungsorientierter arbeiten sie. Denn so trauen sie sich, auch mal etwas auszuprobieren“, sagt ihr Lehrer Kontschieder. Dabei ist ihm stets wichtig, dass seine Schüler:innen Spaß am Lernen haben – ob im Deutschunterricht oder auf der Baustelle.
Das Projekt ist nicht nur für Problemschüler:innen und Migrant:innen - Lukas Spitaler
In den Deutschunterricht baut er deshalb Sport- und Vertrauensübungen ein und verbindet das Erlernen neuer Wörter mit konkreten Übungen. „Beispielsweise führt eine Person die andere, die mit einer Schleife die Augen verbunden hat. So lernen sie Anweisungen wie ‚gerade ausgehen‘ oder ‚nach links gehen‘.“
 
 

Offener Lernraum

 
Neben der Gruppe mit Migrationshintergrund nehmen auch andere Schüler:innen am Projekt werkSTOTTschual teil. „Wir sind ein offener Lernraum. Das Projekt ist nicht nur für Problemschüler:innen und Migrant:innen. Hier haben der Begabte, der normale Praxisschüler und unsere speziellen Zielgruppen Platz“, erklärt Spitaler. Beispielsweise besuchen die Klassen der Landesberufsschule im Praxisunterricht die Struktur.
Die Fachschule Holz baute die Küchenmöbel und einige besonders fleißige Schüler halfen bei der Renovierung der Kachelöfen. Außerdem restaurierte eine Klasse der Bozner Landesberufsschule für Handwerk und Industrie die Wände eines Raumes mit alten Wandmalereien. So wird aus dem baufälligen Gebäude mit Plumpsklo ein Haus mit Bodenheizung und angeschlossener Kanalisation.