Economia | Unternehmen

Leidenschaft, der Schlüssel zum Erfolg?

Das Unternehmen Microgate ist heute an der Weltmarktspitze mit seinen Produkten zur sportlichen Zeitmessung. Die breitgefächerte Firma hat jedoch noch viel mehr zu bieten.
Microgate
Foto: Seehauserfoto
  • Vinicio Biasi, Mitbegründer und CEO der Firma Microgate: „Mein Bruder war damals ein sehr guter Skifahrer, er war Teil der italienischen Uni-Nationalmannschaft im Abfahrtssport.“ Foto: Seehauser Foto

    „Microgate ist aus der Leidenschaft zu den Bergen und zum Skisport, die mein Bruder Roberto und ich schon immer hatten, entstanden.“ 
    Vinicio Biasi kommt fast ins Schwärmen, als er SALTO über die Anfangszeiten seiner Firma erzählt. „Mein Bruder war damals ein sehr guter Skifahrer, er war Teil der italienischen Uni-Nationalmannschaft im Abfahrtssport“, erklärt der ältere der beiden Brüder weiter. 

    Im großen Sitzungssaal des Unternehmens erzählen er und seine Tochter Margot, wie aus einer Leidenschaft ein Markführer wurde und was die Firma, mit Sitz in der Waltraud-Gebert-Deeg-Straße in Bozen, ausmacht.

  • Zu den Anfangszeiten der unternehmerischen Tätigkeit der Biasis habe der Skisport ein großes Problem gehabt: die Zeitmessung. Damals sei es hierfür nötig gewesen, unter höchstem Aufwand, ein Verbindugskabel zwischen Start und Ziel zu legen, erläutert Biasi. Roberto Biasi, welcher zu dieser Zeit Flugzeugingenieurswesen in Mailand studierte, war mit dem Problem sehr vertraut. Ende der 80er-Jahre kaufte er also ein Zeitmessgerät der österreichischen Firma „Alge Timing“ und entwickelte eine Technologie, um den Startimpuls des Skifahrers per Funk ans Ziel zu senden: Das erste Funkzeitmessgerät der Welt war erfunden. 

  • Roberto Biasi und seine Erfindung: Foto: Microgate

    Es wurde zunächst nur von seiner eigenen Mannschaft genutzt. Als jedoch immer mehr Teams zu ihm kamen und nach dem Gerät fragten, kam Vinicio Biasi die Idee: „Roberto, lass uns doch probieren, dieses Gerät zu produzieren und zu verkaufen, sagte ich zu meinem Bruder", erinnert sich Vinicio. Dieser sei zunächst skeptisch gewesen. Trotzdem begannen die Brüder die Marktlücke auszunutzen. Am Tag gingen beide ihrer normalen Tätigkeit nach, Vinicio im Handelssektor und Roberto an der Universität. In der Nacht jedoch bastelten sie die Zeitmesser. Die Firma Microgate war geboren. Es wirkt so, als ob sich der CEO gerne an diese Zeit zurückerinnert. Er lacht: „Unser Vater sagte immer: Bravo, nur weiter so.“

  • Die Brüder Roberto und Vinicio Biasi und dessen Tochter Margot: Foto: Seehauserfoto
  • Das Unternehmen läuft gut: Durch die erst kürzlich erfolgte Übernahme der Firma Alge Timing hat sich das Südtiroler Unternehmen als Weltmarkführer der Sportzeitmessung etabliert. Der Ausganssektor Ski ist hierbei längst nicht mehr der einzige, welcher Microgate Produkte nutzt. „Alle großen Sportler und Mannschaften zählen zu unseren Kunden“, so Vinicio Biasi, „FC Bayern München, Real Madrid oder der Sprintolympiasieger Marcel Jakobs nutzen unsere Technologie“, fügt er an. 

  • „Alle großen Sportler und Mannschaften zählen zu unseren Kunden.“

  • Zeitmesstechnik aus dem Hause Microgate: Foto: Microgate

    Die Firma ist jedoch längst nicht mehr nur auf den Zeitmesssektor beschränkt, sondern stützt sich auf vier weitere Businessbereiche. „Die beiden Säulen ‚Training&Sport‘ und ‚Medical Rehab‘ bauen auf den Technologien des ‚Professional Timings‘ auf“, so Margot Biasi. Training&Sport diene demnach zur Bewertung der sportlichen Leistung eines Athleten, während der Nischenbereich Medical Rehab, mit denselben Systemen wie die Leistungsbewertung, auf die Rehabilitation von Patienten abziele. Laut der Tochter habe vor allem letzterer Bereich in Zukunft sehr viel Potential und werde noch sehr interessante Projekte hervorbringen. 

    Zum Unternehmen Microgate zählen nicht zuletzt auch noch diverse Tochterunternehmen wie zum Beispiel das Sporthochleistungszentrum „Promotus“ oder „MPD“. Zu den Kunden dieses „Spin Offs“, welches einzelne Photonenzähler produziert, zählen unter anderem NASA, Facebook und das MIT. 

  • Roberto Biasi entwickelte das erste Funkzeitmessgerät der Welt: Foto: Seehauserfoto

    „Das ist mein Bruder!“, der Zwischenruf in die Unternehmenspräsentation kommt unerwartet. Roberto Biasi betritt den Raum. Er ist derjenige, der auch für das vierte und letzte Standbein von Microgate verantwortlich ist. 

    „Engineering“ heißt der Bereich, der sich mit Kontrollsystemen für Teleskope und adaptiver Optik beschäftigt. Die adaptive Optik, über die Roberto Biasi seine Doktorarbeit schrieb, ermöglicht es einem Teleskop, scharfe Bilder von weit entfernten Objekten des Weltalls zu machen. Würde ein Teleskop ein Foto ohne diese Technik schießen, so wäre dies unbrauchbar, da die Turbulenzen der Erdatmosphäre, wie zum Beispiel Winde oder Temperaturunterschiede, dieses verzerren würden. Die Technologie, die nur von Microgate benutzt wird, ist also in der Lage, die Verzerrungen zu messen und sie zu korrigieren. „Aus genau diesem Grund ist sie in jedem großen Teleskop der Welt verbaut“, erläutert Margot Biasi.

  • „Unsere Technologie ist in jedem großen Teleskop der Welt verbaut.“
     

    Ebenso faszinierend wie der Werdegang und die Geschichte des Unternehmens ist die Gegenwart: Bis heute produziert die Firma alles selbst. Von der Idee bis zur Umsetzung wird alles in Südtirol hergestellt.