Die Forra- und Egghöfe am extrem steilen Hang
Foto: Oswald Stimpfl
Gita | Ausflug der Woche

Zum Egghof bei St. Martin im Kofel

Unterwegs am Vinschger Sonnenberg, in der beschaulichen Welt eines kleinen Bergdorfes – mit einer Variante für sportliche Wanderer.

Heute sind wir im mittleren Vinschgau unterwegs, auf dem Sonnenberg bei Latsch. Mit der Seilbahn lassen wir rasch die Talsohle und das geschäftige große Dorf Latsch hinter uns und schweben in die beschauliche Welt eines kleinen Bergdorfes. Neben einem alten Wallfahrtskirchlein und einer Höfegruppe mit einer ganz besonderen Gastwirtschaft überrascht uns auch eine moderne Turmkonstruktion.

Die Seilbahn bringt uns in 11 Minuten von Latsch (640 m) nach St. Martin in Kofel (1740m) und überwindet dabei 1100 Höhenmeter. Nahe der Bergstation grüßen zu unserer Rechten das alte Wallfahrtskirchlein St. Martin aus dem 16. Jh., als Kontrast klebt unweit davon der moderne, in Glas und Beton erbaute „Rizzi-Turm“ am Abhang. Wir besichtigen das Kirchlein und spazieren dann zum Bauerngasthaus Egghof.


 

Zum Wegverlauf

Ein bequemer, asphaltierter Weg (Mark. Nr. 14) führt in Richtung Nordwesten hangquerend fast eben durch steile Wiesen, schütteren Lärchenwald und über mehrere Bachgräben zu den Egghöfen. Kaum zu glauben, dass die Bauern auf diesen unglaublich steilen Wiesen Heu mähen und einbringen. Nach 45minütiger Panoramawanderung mit Blick hinüber auf die gegenüberliegende Vinschger Nörderkette mit dem Hasenöhrl, einem guten Dreitausender, und hinunter in die ferne Talsohle laden beim Egghof ein Stübchen, ein Speisesaal und eine riesige Aussichtsterrasse zur Einkehr bei ausgezeichneter Hausmannskost. Zurück gehen wir über denselben Weg und fahren mit der Seilbahn wieder ins Tal.

Gehzeit (Hinweg) 45 Minuten, Länge 2,3 km, 70 Höhenmeter.

 

Als Variante: Sportliche Wanderer mit guten Kniegelenken (Wanderstöcke sind hier nützlich) gehen vom Egghof ein Stück zurück, bei einem Wegkreuz zweigt der Steig Nr 7 ab. Über steile Wiesen, durch ein schattiges Waldstück und dann durch Föhrenwald gelangen wir zum Ratschillhof (1280 m), einer guten Einkehr. Ab Egghof 1 h 20’, Tel. 0473 623622, kein Ruhetag, ganzjährig geöffnet. Weitergeht es zu den einsamen Annenbergerböden. Es ist dies eine mystische, einsame Weidelandschaft mit vereinzelten mächtigen Wacholderbüschen in der Nähe von Schloss Annenberg. Auch das letzte weiterführende Steilstück durch einen felsigen Geländeriegel bis zum Kreisverkehr in Latsch, nahe der Talstation der Seilbahn, hat es in sich, es ist holprig und steil.

Gehzeit ab Egghof bis Latsch 2 Stunden 25 Minuten, Länge 6,6 km, Höhenmeter im Aufstieg 70, im Abstieg 1100.


 

Das Kirchlein St. Martin im Kofel

Laut Überlieferung soll einst die Statue des Kirchenpatrons auf wundersame Weise aus der Kirche St. Martin in Göflan im Tal bei Schlanders in die Höhle am Berg gelangt sein, mehrmals wurde sie zurückgebracht und immer wieder kehrte sie dorthin zurück, bis die Menschen verstanden, dass der hl. Martin am Berg in der Höhle bleiben wollte. Die Weihe der Kirche zu Ehren des hl. Martin ist für 1510 belegt. Die Bauern der Umgebung verehrten ihn als Viehpatrons, wie viele Votivbilder mit Haustieren belegen. Die etwas derbe, aber prächtig verzierte Statue des Heiligen auf dem Pferd steht in der Felsengrotte in der Kirche, deshalb heißt das Dörfchen auch St. Martin im Kofel und nicht auf dem Kofel. Die Kirche steht in den Sommermonaten zur Besichtigung offen.

„Rizzi-Turm“

Der vom bekannten Architekten Werner Tscholl für den Latscher Unternehmer Walter Rizzi geplante moderne Turm wirkt wie eine Burg des 20. Jahrhunderts, mit geschichtetem Natursteinmauerwerk, den Schießscharten ähnlichen Fenstern und einer Metall-Ziehbrücke. Anfänglich als Refugium des Bauherrn geplant, wird die luxuriöse, mit aller erdenklichen Raffinesse (500 m2 Wohnfläche, Pool, Sauna) ausgestattete Burg von diesem nur sporadisch bewohnt und kann zur Freude exklusiver Gäste gemietet werden. Info: www.turm-chalet.com, Tel. 335 8185510

 

Einkehrtipp

Jausenstation Egghof

Schon seit dem Mittelalter besteht auf dem Geländevorsprung auf 1677 m, dem „Egg“ (Ecke) eine Hofstelle. Bis zum Jahr 1999 wohnten drei Familien in den verschachtelten holzgedeckten Bauernhäusern. 1958 wurde die große Seilbahn nach St. Martin errichtet, nahe der Bergstation fuhr dann eine kleine Materialseilbahn zu den Höfen. 1997 kam endlich eine Straße zur Siedlung, 2000 ist die Familie Gruber in das neue Haus eingezogen. Dort führt nun Frau Theresia (Tresl) mit ihren zwei Töchtern und den beiden Schwiegertöchtern die gutgehende Jausenstation, „wir sind eine reine „Weiberwirtschaft“, sagt lachend Tresl. Ihr „Schöpsernes“ der Hammelbraten, ist legendär: einmal wegen der Größe der Portionen, dann wegen dem feinen Geschmack und der Zartheit der Fleischstücke. Auch das Wienerschnitzel besticht durch Größe und Qualität. Auf der Speisekarte stehen noch einfache Gerichte der Hausmannskost, von der Vinschger Brotsuppe über Gersten-, Frittaten- und Nudelsuppe mit oder ohne Wurst. Dann verschiedene Jausen, Eierspeisen und der obligate Apfelstrudel. Dazu wird neben verschiedenen Säften ein offener Vernatsch und Lagrein, letzterer, als Qualitätsgarantie von der Klosterkellerei Muri-Gries, aufgeschenkt. Das meiste Fleisch kommt von der eigenen Landwirtschaft, viel Gemüse liefert der große Garten wo trotz der Höhenlage neben Salat und Kohl auch Tomaten und Zuccchini geerntet werden.

 

Egghof, Familie Gruber, St. Martin im Kofel 19, Latsch, Tel. 0473 623628. Ostern bis Ende November, in der Nebensaison Mo Ruhetag.

 

Info und Anfahrt

Latsch ist bequem auch mit der Vinschgauer Bahn zu erreichen. Die Seilbahnstation nach St. Martin liegt am östlichen Ortsrand von Latsch, am Kreisverkehr der Staatsstraße und neben der Etschbrücke an der Dorfeinfahrt, 10 Gehminuten vom Zugbahnhof entfernt. Abfahrt im Sommer zu jeder halben Stunde, im Winter stündlich. Mittagspause. Sonderfahrten ab 6 Personen möglich. Tel. 0473 622212, www.bergbahnen-latsch.com