Politica | Wohnreform 2025

Paradigmenwechsel im Mietsektor

In Brixen soll das erste Pilotprojekt im Bereich gemeinnütziger Wohnbau entstehen: 30 Wohnungen sogar unter dem Landesmietzins – beziehbar in rund zwei Jahren.
G Wohnbau
Foto: SALTO
  • In Südtirol liegt die Eigentumsquote bei rund 70 Prozent, Mietwohnungen dagegen sind rar und die Mieten entsprechend hoch. Mit der Wohnreform, die demnächst im Landtag behandelt wird, will die Landesregierung nun eine Offensive im Hinblick auf den Mietwohnungsmarkt starten, und zwar im Bereich des gemeinnützigen Wohnbaus. Das Pilotprojekt wurde heute (25. März) von den zuständigen Landesräten Ulli Mair und Peter Brunner, Landeshauptmann Arno Kompatscher sowie dem Brixner Bürgermeister Andreas Jungmann und Leonhard Resch, Projektleiter von der Arche im KVW, vorgestellt. Entstehen soll das neue Wohngebäude am Talhofergraben, einem Areal in der Nähe des Parkhauses und des Kulturzentrums Astra, das vor Kurzem in das Eigentum der Gemeinde Brixen übergegangen ist. 

  • Pilotprojekt in Brixen: In der Nähe des Parkhauses und des Astra Kinos soll das Pilotprojekt zum gemeinnützigen Wohnbau entstehen. Foto: LPA/Arche im KVW

    Während die freien Baulose bereits bebaut wurden, sind die geförderten noch ungenutzt, weshalb sie sich besonders für dieses Pilotprojekt eignen, wie Projektleiter Resch erklärte. Die Zielgruppe sind junge Personen bzw. Familien, die in Brixen wohnen und arbeiten. Das Projekt, das vom Architekten Wolfgang Meraner in Holzbauweise geplant wurde, sieht 30 Mietwohnungen vor, und zwar sowohl Ein-, Zwei- als auch Dreizimmerwohnungen. Die Vergabe der Wohnungen obliegt der Gemeinde Brixen, die darüber entscheidet, wie viele Wohnungen an Personen vergeben werden, die in wichtigen Diensten wie beispielsweise im Sozial- und Gesundheitswesen tätig sind. Die restlichen Wohnungen werden Familien oder Einzelpersonen zugewiesen. Die Miethöhe soll maximal dem Landesmietzins entsprechen, laut Resch möchte man diesen sogar um zehn Prozent unterschreiten. Die Gesamtkosten betragen rund sieben Millionen Euro, wobei das Land ordentlich Mittel in die Hand nimmt und 55 Prozent der Bau- und Planungskosten übernimmt. Weiters kommt die „Stiftung Wohnen Südtirol“, die im Juli 2025 eigens dafür gegründet werden soll, in den Genuss des geförderten Baugrundes, sprich erhält sie den Baugrund um ein Viertel des Marktwertes. Daneben wird das Projekt mittels Sonderfinanzierung durch die Raiffeisen-Bank unterstützt. Als Gegenleistung verpflichtet sich die Stiftung, für 30 Jahre Wohnungen zum bezahlbaren Mietzins zur Verfügung zu stellen. 

  • Foto: LPA/Wolfgang Meraner Architekt
  • „Es hat in den letzten Wochen und Monaten viele Treffen, Diskussionen, Gespräche bezüglich des gemeinnützigen Mietwohnbaus gegeben. In diesem Modell sehe ich zum einen einen Paradigmenwechsel in der Wohnbaupolitik und zum anderen auch eine Schlüsselinitiative der gesamten Wohnreform 2025, die derzeit in den Gesetzgebungsausschüssen des Südtiroler Landtages aufliegt und natürlich höchste Priorität für uns alle hier hat“, betonte Wohnbau-Landesrätin Ulli Mair und erklärte, dass man mit dem gemeinnützigen Mietwohnbau neben dem privaten und dem sozialen Wohnbau eine dritte Säule aufbauen wolle, um damit den schwachen Südtiroler Mietmarkt mit einem neuen und preisgünstigen Angebot zu stärken. Urbanistik-Landesrat Peter Brunner zeigte sich überzeugt davon, dass dieses innovative Konzept viele Nachahmer im ganzen Land finden wird. Umso wichtiger sei es, die Wohnreform so schnell wie möglich zu verabschieden. „Es ist zum einen wichtig, dass die Grundstücke zu einem günstigen Preis zur Verfügung stehen, andererseits müssen wir lernen, bei den Kosten zu sparen, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen“, ergänzte Brunner. Konkret meinte der Urbanistik-Landesrat den Verzicht auf Tiefgaragen bzw. unterirdischer Kubatur, da in unmittelbarer Nähe ein Parkhaus liegt. 

     

    „Hier hat man die Dinge bis zu Ende gedacht.“

     

    Projektleiter Leonhard Resch, der auf die Anfänge und Details des Projektes einging, erläuterte die nächsten Schritte. Nach Gründung der Stiftung wird die Gemeinde Brixen die öffentliche Ausschreibung vorbereiten, an welcher auch andere Organisationen teilnehmen können, welche die Voraussetzungen erfüllen. Die effektiven Planungen werden dann im Herbst starten und im Frühjahr 2026 soll bereits mit dem Bau begonnen werden. Geht alles nach Plan, werden die Wohnungen im Winter 2026/Frühjahr 2027 bezugsfertig sein. Wie Landeshauptmann Arno Kompatscher erklärte, handle es sich beim gemeinnützigen Wohnbau um ein besonders innovatives Instrument. Dadurch, dass Stiftungen, gemeinnützige Organisationen oder auch die Gemeinden selbst die Initiative ergreifen können, sei gewährleistet, dass die hohen finanziellen Mittel aus dem Landeshaushalt einen dauerhaften Nutzen für die Allgemeinheit schaffen. „Man hat uns in der Vergangenheit öfters vorgeworfen, dass wir Gesetze geschrieben haben, die nicht durchdacht waren. Hier hat man die Dinge bis zu Ende gedacht“, so Kompatscher. Davon zeuge auch, dass man für den gemeinnützigen Wohnbau ausschließlich Zustimmung erhalten habe. 

    Starten kann das Brixner Pilotprojekt, sobald die Wohnreform im Landtag ihren Segen erhalten hat. Derzeit wird sie von den zuständigen Gesetzgebungsausschüssen geprüft, die Behandlung im Landtag ist für den Frühsommer geplant. 

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Josef Fulterer Gio, 03/27/2025 - 06:43

Die -n i c h t- Wetter-geschützten Fasaden dieses "in Holz geplanten Miet-Wunders," werden recht bald mit sehr lästigen + teuren Fassaden-Instandhaltungen / Reperaturen die Mieten in die Höhe treiben, wenn nicht die gütige öffentliche Hand (die in solchen Fällen immer recht zugeknöpft ist) einspringt!

Gio, 03/27/2025 - 06:43 Collegamento permanente
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Konny Gio, 03/27/2025 - 19:31

Der Landesrat Peter Brunner meinte, "Verzicht auf Tiefgaragen, bzw. unterirdischer Kubatur", um Kosten zu sparen, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen.....-Nun, 1. ist bei diesem konkreten Projekt eine "unterirdische Kubatur", schlichtweg nicht möglich dies zu realisieren, weil dieses W-Anlagegebäude, laut Foto, genau auf der Fläche über dem bestehenden Tunnel des Mittelanschlusses der Westumfahrung von Brixen, geplant ist. 2. Diese abgelichteten Herrn, und im Besonderen P.-Brunner wussten und wissen das genau. So schamlos die Öffentlichkeit zu belügen und zu täuschen ist bei uns wohl Standard geworden. 3. Es dürfte keine allzu große Herausforderung gewesen sein diesen Standort für dieses Projekt „urbanmäßig“ freizugeben. Zum einem liegt der Zugang zum Mittelanschuss vor der Nase und zum Zweiten läuft der Verkehr auf der im Rücken befindliche Autobahn, bestens. Man hat hier die Dinge bis zum Ende gedacht, wie wahr Herr LH und LRB. Bescheidenheit ist für euch wohl ein Fremdwort.

Gio, 03/27/2025 - 19:31 Collegamento permanente
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Klemens Riegler Gio, 03/27/2025 - 23:55

Eine wunderbare Geschichte ist das! Nur der Verhandlungskompromiss mit der "Stiftung" ist für mich nicht nachvollziehbar. Wozu? Stiftungen (siehe auch Benko & Co.) sind nicht immer das Gelbe vom Goggele. Warum sollte eine Stiftung in 30 Jahren Inhaberin einer größtenteils mit öffentlichen Mittel finanzierten Wohnanlage mit 30 Wohnungen werden? Hier sollte eigentlich klar gestellt sein, dass die Anlage im Besitz in Öffentlicher Hand bleibt. Bzw. warum übernimmt das nicht die Gemeinde selbst (siehe Wien) ... oder die IPES? Die kriegen aufgrund ihrer Bonität bei der örtlichen Bank wahrscheinlich ebenfalls gute Kreditbedingungen ... emoji
P.s. Aktuell soll die Stiftung aus durchaus traditionellen, großen und vertrauenswürdigen Verbänden wie KVW, Lebenshilfe, Arche, Familienverband, sowie der Sozialgenossenschaft Renovas und Raiffeisen bestehen. Trotzdem, warum diese Umwege? Land und Gemeinde könnten die Verwaltung direkt (z.B. an die Arche im KVW) auslagern / vergeben ... aber Besitzer bleiben. Wozu also einen neuen Apparat schaffen? , den es in dieser Zusammensetzung in 30 Jahren eh nicht mehr geben wird ... aber ja, alles muss ich ja auch nicht verstehen 😅

Gio, 03/27/2025 - 23:55 Collegamento permanente