Der BuMERANg
Die prädestinierten Wahlsieger präsentierten sich wie die vier Musketiere
Nerio Zaccaria (Alleanza per Merano), Giorgio Balzarini (Lista Civica), Gerhard Gruber (SVP) und Diego Zanella (PD) schlossen vorvergangene Woche demonstrativ einen politischen Pakt. Man wollte bereits vor den Stichwahlen in Meran zeigen, wie die neue Regierungskoalition in der Passerstadt aussieht.
Auf dem Papier sollte damit eigentlich alles gelaufen sein. Der SVP-Kandidat Gerhard Gruber hatte im ersten Wahlgang mit 3.835 Vorzugstimmen geschafft. Das waren zwar nur 355 mehr als sein grüner Herausforderer Paul Rösch, doch mit den drei italienischen Parteien im Boot war mathematisch die Stichwahl eigentlich entschieden.
Denn im ersten Wahlgang hatten 1.858 Meraner Bürgerinnen und Bürger Giorgio Balzarini ihre Stimme gegeben, Nerio Zaccaria schaffte 1.724 Vorzugsstimmen und Diego Zanella immerhin 950. Macht insgesamt 8.367 Stimmen.
Ein Stimmenpolster, das für den Sieg auf jeden Fall reichen sollte. Wenn auch klar war, dass die Wahlbeteiligung vom ersten auf den zweiten Wahlgang um rund 15 Prozent zurückgehen wird, würden rund 6.800 Stimmen für Gerhard Gruber zum Sieg allemal reichen.
Am Sonntag kam es dann aber völlig anders. Paul Rösch verdoppelte seine Stimmen vom ersten Wahlgang und wurde mit 6.994 Stimmen zum neuen Meraner Bürgermeister gewählt. Gerhard Gruber hingegen schaffte nur einen Zuwachs 694 Stimmen.
Was ist passiert?
Gerhard Gruber fehlten im zweiten Wahlgang nicht nur die italienischen Stimmen, sondern auch ein Teil der SVP-Wählerschaft hat dem Spitzenkandidaten am Sonntag die Gefolgschaft verweigert.
Obwohl die Analyse von Wählerströmen nicht so einfach ist, kann man eine Entwicklungen aus diesem Ergebnis ganz klar herauslesen. Gerhard Gruber fehlten im zweiten Wahlgang nicht nur die italienischen Stimmen, sondern auch ein Teil der SVP-Wählerschaft hat dem Spitzenkandidaten am Sonntag die Gefolgschaft verweigert.
Sicher ist, dass der harte Kern der Lista-Civica- und Alleanza-Per-Merano-Wählerschaft der Weisung ihrer Parteiführung gefolgt ist. Geht man davon aus, dass von den knapp 3.600 Wählern dieser zwei Parteien auch nur ein Drittel Gerhard Gruber gewählt hat, dann hätte der SVP-Kandidat auf jeden Fall auf weit über 5.000 Stimmen kommen müssen.
Dass er deutlich darunter blieb, hat zwei konkrete Gründe:
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Ein Großteil der PD-Wählerschaft hat entgegen den Abmachungen der Parteispitze Paul Rösch gewählt.
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Ein Teil der SVP-Wähler haben im zweiten Wahlgang ihrem Spitzenkandidaten die Gefolgschaft verweigert.
Beide Entwicklungen machen deutlich, dass sich die Wählerinnen und Wähler nicht mehr von den Parteizentralen vorschreiben lassen, wie sie abzustimmen haben.
Aber auch der politische Fruchtsalat von rechts nach links, den die vier Musketiere demonstrative vor der Stichwahl zur Schau gestellt haben, dürfte am Ende zum Bumerang geworden sein.
Würden wir jetzt in England
Würden wir jetzt in England sein....würden 4 (+1) sofort zurücktreten, das ist Demokratie...bei uns werden wohl solche Schritte noch nicht so schnell kommen....aber die Zeit spielt gegen diese "alten Spielchen". Nicht nur wäre es Demokratie....das wäre wirkliche Veränderung und politische Innovation.
Fossimo in Inghilterra 4 (+1) si dimetterebbero, questa sarebbe Democrazia..., da noi un passo del genere non arriverà così velocemente....ma il tempo sta giocando contro i "giochini". E non solo sarebbe democrazia, ma sarebbe Cambiamento e Innovazione Politica.
In risposta a Würden wir jetzt in England di Josef Ruffa
Dass es zu guten
Dass es zu guten demokratischen Gepflogenheiten gehören sollte, dass nach einem verlorenen Wahlkampf es zu einem Rücktritt kommen muss, ist mir neu. Es gibt sicher Situazionen in denen es gut Ansteht, aber das quasi als Automatimus vorauszusetzen ist mir befremdlich.
In risposta a Dass es zu guten di gorgias
....nehmen wir es sportlich,
....nehmen wir es sportlich, wer muss gehen...wenn die Mannschaft verliert?
Trotzdem!, ein Ausflug nach England in Demokratiefragen kann nie schaden.
In risposta a ....nehmen wir es sportlich, di Josef Ruffa
Ich hoffe Sie meinten
Ich hoffe Sie meinten Großbritanien oder Vereinigtes Königsreich. Die Schotten werden es Ihnen sonst übel nehmen. :-)
Sportlich nehmen möchte ich das aber nicht, denn wer die Logik vom Sport auf die Politik überträgt hat von dieser wenig verstanden. Sie können gerne weiter nach England (sic) schauen, ich schaue aber auch gerne auch in andere Länder und kann deswegen den von Ihnen gewünschten Automatismus nicht teilen.
In risposta a Würden wir jetzt in England di Josef Ruffa
Die Rücktrittskultur aus
Die Rücktrittskultur aus politischer Verantwortung ist in den Ländern nördlich der Alpen grundsätzlich verbreiteter. Trotzdem wirkten die Rücktritte von Farage und Miliband auf mich leicht übertreiben. Milibands Labour gewann 1,5% hinzu während Wahlsieger Cameron das Ergebnis halten konnte (+0,5%), Farage's UKIP konnte ihren Stimmenanteil sogar in etwa verdreifachen, aber das für Kontinentaleuropäer doch krass anmutende kompromisslose Mehrheitswahlrecht führte nicht nur die Meinungsforscher vor, sondern drehte Stimmenzugewinne in mitunter krasse Mandatsverluste. Allein Nick Clegg hatte m.E. genügend Gründe zurückzutreten. Übrigens konnten die Grünen in UK ein top Ergebnis einfahren und erzielten 1 Mio. Stimmen oder 3,8% - das brachte ihnen 1 Sitz im Unterhaus, ebenso viele wie der UKIP mit 12,5%.
Übrigens, was ist eigentlich
Übrigens, was ist eigentlich mit Besay Mayer passiert? Als er als Präsident des Ost-West-Clubs zurück trat um bei der SVP zu kandidieren, erhielt er große mediale Aufmerksamkeit. Man glaubte, er würde der SVP die Stimmen der Jungen sichern. Das war nicht der Fall und er wurde auch nicht in den Gemeinderat gewählt.
Was mir in diesem Zusammenhang auch noch auffällt: der Rösch-Grünen-Liste fehlen die jungen Leute! Und wie viele junge Gemeinderäte gibt es überhaupt im neuen Meraner Gemeinderat?
Zur Frage von Sepp Bacher:
Zur Frage von Sepp Bacher: Besay Mayer, Manuela Oberhofer Rainer und ich sind als junge Neueinsteiger mit dem Slogan angetreten "Wir machen politischen Frühjahrsputz". Im Nachhinein muß man zugeben, "uns hat's geputzt". Trotzdem sind im SVP Team Meran mit Alexandra Ganner und Michael Waldner zwei Kandidaten in den Gemeinderat gewählt worden, die Anfang 30 sind. Allen Unrufen zum Trotz: Gerhard Gruber hat gezielt junge Menschen in die Politik geholt und diese während dem Wahlkampf gut geleitet und motiviert! Er wollte die SVP-Meran wirklich erneuern, und wir mit ihm mit. Klischees waren aber leider stärker...