Am Ende hat er es geschafft. Nach einem Spießrutenlauf, der knapp viereinhalb Stunden gedauert hat, ist Luigi Spagnolli als Bürgermeister bestätigt. 24 Ja und 2 Gegenstimmen. Dieses Ergebnis hat ihm gereicht, um im letzten Atemzug sein Amt zu retten. Die Rettungsringe haben die beiden Grünen Gemeinderäte ausgeworfen. Sowohl Tobe Planer als auch Cecilia Stefanelli stimmten – begleitet von “Vergonga!”-Rufen von der Tribüne – für das Programm und den Stadtrat, den Luigi Spagnolli bereits gestern präsentiert hatte. Und wofür es gestern noch ein klares “Nein” gab. Aus Protest gegen die 180-Grad-Wendung der beiden Grünen hatten beinahe alle Gemeinderäte der Opposition den Ratssaal verlassen.

“Ich habe meine Stimme bereits gestern abgegeben”, so der O-Ton vieler Räte, die im Vorfeld der Abstimmungden aus dem Saal verschwanden. Darunter die Vertreter der Lega Nord, des Movimento 5Stelle, der Liste Benussi, Casapound und des restlichen Mitte-Rechts-Lagers. Zurück blieben etwas kleinlaute Grüne, die Exponenten der Linken (Guido Margheri und Luigi Gallo), PD, Lista per Spagnolli, SVP sowie Luciano Giovanelli (Neue Stadt mit Duzzi), Rudi Benedikter (Projekt Bozen), Claudio Della Ratta (PSI). Und eine Nicol Mastella, die sich enttäuscht von ihren ersten politischen Erfahrungen zeigte. “Aber ich will den Leuten in die Augen schauen, ich will ihre Gesichter sehen”, so die Gennaccaro-Gefolgin. Auch Anna Pitarelli harrte aus. Sie wiederholte klar und deutlich ihr “Nein”. Auffallend still den ganzen Abend über: der Rest der SVP. Man ließ die Schimpftiraden über sich ergehen. Doch auch vom Rest der Mehrheit meldete sich kaum jemand zu Wort.

Eine denkwürdige Gemeinderatssitzung geht zu Ende. Es hätte die letzte des neu gewählten Gemeinderats sein können. Doch bildet sie nun den Auftakt für eine ungewisse Zukunft. Wie lange wird die wacklige Merhheit halten? Wann wird sich der erste Koalitionspartner von Spagnolli abwenden? Wie oft werden noch Gemeinderäte aus Protest gegen die Polit-Spielchen – Kompromisse in letzter Sekunde, wankelmütige und wendefreudige Kandidaten, abtrünnige ParteisoldatInnen – so wie am Donnerstag Abend den Saal verlassen?