Cultura | Salto Afternoon

Trostburger Trio

Vor 60 Jahren gründete sich das Südtiroler Burgeninstitut. Zum Jubiläum hat es die Künstler Gotthard Bonell und Lois Anvidalfarei auf die Trostburg geladen.
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Foto: Salto.bz

Im Jahr 1963 gegründet, feiert das Südtiroler Burgeninstitut in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Es ist damit ein Jahr jünger als der Bildhauer Lois Anvidalfarei und ganze zehn Jahre jünger als der Maler Gotthard Bonell. Zum runden Jubiläum hat die altehrwürdige Institution – sie kümmert sich emsig um die alten Gemäuer in Südtirol – eine Ausstellung für seine Stammburg im Eisacktal zusammengestellt. Gemäß dem Motto: Kunst für die Trostburg. Lange im Besitz der Grafen von Wolkenstein-Trostburg, wurden die historischen Mauern 1967 an den Südtiroler Burgenverein verkauft, die die Trostburg – sie beherbergt immerhin die größte Weinpresse des Landes – restaurierte und vor dem Verfall rettete. Seit Mitte der 1970er Jahre ist das wuchtige Bauwerk oberhalb der kleinsten Gemeinde Südtirols – Waidbruck – öffentlich zugänglich. 2023 auch für wuchtige Kunst zweier wichtiger Künstler.
 

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Zum Trost, die Kunst: Die Trostburg bei Waidbruck als Ausstellungsort / Foto: Othmar Seehauser


Poesie, Menschheit und Landschaft reloaded. Hauste in früheren Zeiten kein geringerer als Dichter, Weltenbummler und Komponist Oswald von Wolkenstein in der Trostburg, sowie wenige Jahrhunderte später der erste Südtiroler Chronist Marx Sittich von Wolkenstein, bieten die Räume gegenwärtig Platz für eine zeitgeschichtliche und kunsthistorisch nicht uninteressante "Zweier-WG". 
 

Die ausgewählten Arbeiten von Lois Anvidalfarei und Gotthard Bonell erscheinen im Zauber der mittelalterlichen Burg, im neuen Licht.


Die bis Ende Oktober 2023 gezeigte Schau unter dem Titel Trio ist nach einem 20-minütigen Fußmarsch und mit dem Eintritt durch das große schmiedeeiserne Tor ein wahrer und wohlverdienter Hingucker. Während sich Anvidalfareis Skulpturen ritterlich ausgebreiten, haben sich Bonells Landschaften und Porträts an den alten Mauern festgemacht. Ringsherum harren alte Fresken, prunkvolle Holzdecken und einladende Erker ebenfalls darauf, (wieder)entdeckt zu werden.
 

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Malerei, Bildhauerei, Architektur: Lois Anvidalfarei und Gotthard Bonell stellen bis 28. Oktober 2023 in der Trostburg aus. / Foto: Othmar Seehauser


Der Bildhauer Lois Anvidalfarei ist den Umgang mit altem Mauerwerk gewohnt. Hatte er im vergangenen Jahr eine Ausstellung (zu seinem 60er) für die alten Räume im Lanserhaus in Eppan konzipiert, erinnern die wuchtigen Skulpturen des Gadertaler Künstlers dennoch eher an den mittelalterlichen Ausstellungsrundgang seiner großangelegten Schau Conditio Humana im Trentiner Schloss Pergine 2020, bei der Anvidalfarei rund 30 Bronzefiguren aus den letzten drei Jahrzehnten seines Schaffens ausstellte. Seine Skulpturen offenbarten damals mit ihrer entblößten Wuchtigkeit eine fragile Brüchigkeit. Sie tun dies kongenial auch in der Trostburg und passen somit wie in Pergine wunderbar in die historische Architektur. Daneben finden sich immer wieder die wiederkehrenden Einblicke in das malerische Schaffenswerk von Gotthard Bonell. Seine Porträts blicken beobachtend in die Räume oder machen als im Rahmen hängende lichtdurchflutete Landschaft, dem Lichteinfall der Trostburger Schlossfenster Konkurrenz. Auch wenn es um Konkurrenz bei Trio gar nicht geht. Es geht um den Einklang, der sich im Zwei- und Dreiklang herauskristallisiert.
 

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Alte Hasen: Wuchtige Mauern, Bilder und Skulpturen / Foto: Othmar Seehauser