Ambiente | Klimakrise

Verheerende Prognose für Alpengletscher

Laut Forscher*innen könnten 80 Prozent der Alpengletscher Italiens bis 2060 geschmolzen sein. Vor allem die Landwirtschaft stehe dann vor Wasserknappheit im Sommer.
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Foto: Michal Pech / Unsplash
Hochrechnungen deuten darauf hin, dass bis 2060 bis zu 80 Prozent der Fläche der italienischen Alpengletscher verschwunden sein könnten, was enorme Auswirkungen auf die freigesetzten Schmelzwassermengen hat. Das teilen Greenpeace Italien und das Italienische Gletscherkomitee (CGI) mit. "Was bedeutet, dass wir ohne diese Gletscher in 30 bis 40 Jahren auch in den Tälern immer stärkere Dürreperioden haben werden", sagt Guglielmina Diolaiuti, Glaziologin und Professorin für Geographie an der Universität Mailand, die dem CGI angehört. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Verantwortung größtenteils bei uns liegt: Es besteht kein Zweifel daran, dass menschliche Aktivitäten, vor allem Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, zu einem Anstieg der klimawirksamen Gase geführt haben, die hauptsächlich für die derzeitige Erwärmung der Atmosphäre verantwortlich sind. Die Temperatur steigt sehr schnell an, ein Anstieg, der in der jüngeren Vergangenheit noch nie beobachtet wurde und der mit dem Rückzug der Gletscher, den besten Zeugen des Klimawandels, einhergeht."
Gestern (24. August) endete der erste Teil der gemeinsamen Expedition von Greenpeace  und dem CGI zu zwei der größten Gletscher Italiens, um anhand von Daten über den Zustand der Eisriesen zu berichten, die aufgrund der steigenden Temperaturen zu verschwinden drohen. Die erste Etappe fand vom 21. bis 24. August auf dem Forni-Gletscher in Alta Valtellina (Lombardei) im Stilfserjoch-Nationalpark statt, und zwar während der außergewöhnlichen Hitzewelle in ganz Italien.
 
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Erderwärmung: Die Geschwindigkeit der Gletscherschmelze nimmt  weltweit zu. (Foto: Fabien Maussion)

"Der Forni-Gletscher verliert durch das Schmelzen 50 Prozent mehr an Dicke als im Jahr 2022. Im untersten Bereich der Gletscherzunge, der nicht von Schutt bedeckt ist, haben unsere Messungen in den letzten Tagen einen Verlust von 37 Zentimetern Eisdicke in nur vier Tagen ergeben, was weit über dem Durchschnitt liegt, der normalerweise bei 6 Zentimetern pro Tag liegt", so Diolaiuti.
Die Veränderungen seien mit bloßem Auge erkennbar: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Forni-Gletscher etwa 10 Quadratkilometer oder die Hälfte seiner Fläche verloren, während sich die Gletscherstirn in weniger als zehn Jahren um 400 Meter zurückgebildet hat.
Der Rückzug der Gletscher verschärft auch die Gefahr von Dürren im Sommer, wenn die Schmelze von Schnee und Eis, die sich während des Winters angesammelt haben, die geringeren Niederschläge ausgleicht: Ohne Gletscher würde diese wichtige Wasserreserve, die sowohl für die Ökosysteme als auch für die menschlichen Aktivitäten, angefangen bei der Landwirtschaft, unerlässlich sei, verloren gehen.
Die zweite Etappe der Expedition von Greenpeace Italien und CGI ist für Ende August auf dem Miage-Gletscher im Aostatal geplant, der zur Mont-Blanc-Gruppe gehört.