Glückspiel übersteigt Gesundheitskosten

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Das von CGIL, Federconsumatori und Fondazione Isscon herausgegebene „Schwarzbuch des Glücksspiels 2025“ beleuchtet die alarmierende Entwicklung des Glücksspiels in Italien. Dabei sticht hervor, dass die gesamten Glücksspieleinnahmen 2024 in Italien unglaubliche 157,4 Milliarden Euro erreichten.
Dies entspricht 7,2 % des BIP und liegt 20 Milliarden Euro über den gesamten Gesundheitsausgaben. Die Gesamtverluste der Italiener durch Glücksspiel beliefen sich im Jahr 2024 auf fast 23 Milliarden Euro – der höchste Wert in Europa und deutlich höher als im Vereinigten Königreich (19,8 Milliarden Euro) sowie weit vor Deutschland und Frankreich, die jeweils 14 Milliarden Euro im Jahr 2023 verloren. Diese Zahlen beziehen sich nur auf das legale Glücksspiel. Die Studie schätzt, dass das illegale Glücksspielvolumen im Jahr 2024 bei weiteren 42 Milliarden Euro lag.
Das Gesamtvolumen des Glücksspiels in Südtirol erreichte 2024 über eine Milliarde Euro, davon entfielen etwa 539 Millionen Euro auf klassische Spielformen wie Spielautomaten und Rubbellose sowie rund 464 Millionen Euro auf den Online-Bereich.
Für jeden Euro, der bei traditionellen Glücksspielen in Südtirol gewonnen wurde, mussten 1,29 Euro eingesetzt werden. Im Online-Sportwettenbereich mussten 2024 sogar acht Euro aufgewendet werden, um einen Euro zurückzugewinnen.
In Italien hat das Online-Glücksspiel das traditionelle Glücksspiel hingegen längst überholt: Es wuchs 2024 auf 92,1 Milliarden Euro, während die übrigen Spiele mit 65,3 Milliarden Euro leicht rückläufig waren. Dieser Zuwachs betrifft vorwiegend das Zentrum und den Süden Italiens, wo organisierte Kriminalität und Schattenwirtschaft das Online-Glücksspiel als bequeme Methode zur Geldwäsche nutzen. Italienweit gibt es über 20 Millionen Online-Konten. Viele davon können einer einzigen Person zugeschrieben werden, denn im Online-Kanal sind nur rund 4,5 Millionen Spieler aktiv.
Der Anteil des legalen Online-Glücksspiels, der mit Mafia-Aktivitäten in Verbindung steht, wird auf bis zu 22,5 Milliarden Euro geschätzt. Unter den Provinzhauptstädten liegt 2024 Isernia, mit einer Pro-Kopf-Ausgabe von 6.853 Euro an erster Stelle.
Dies wird auf die Mafia-Infiltration aus benachbarten Regionen und die Nutzung Molises als Rückzugsgebiet für illegale Aktivitäten zurückgeführt. Ein noch drastischeres Beispiel ist die Gemeinde Castel San Giorgio (Salerno) mit extrem hohen Pro-Kopf-Ausgaben von 18.045 Euro (1.500 Euro pro Monat) im Online-Bereich. Viele der Gemeinden, die zu den Top 100 der Ausgaben zählen, waren in der Vergangenheit von Mafia-Infiltration betroffen. Auch operieren die kriminellen Gruppen heute vielfach in kleineren Gemeinden, um unentdeckt zu bleiben, Geld besser zu verstecken und ihre illegalen Geschäfte effizienter zu gestalten.
Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die organisierte Kriminalität sowohl im legalen als auch im illegalen Glücksspiel Geldwäsche betreibt und beträchtliche Gewinne erzielt. Das Online-Glücksspiel ist mit seinen nahezu unbegrenzten Angeboten, geringeren Betriebskosten und mangelnder sozialer Kontrolle nämlich hierfür besonders attraktiv.
Die Studie belegt zudem eine enge Verbindung zwischen der wirtschaftlichen und sozialen Lage und Glücksspielverhalten. Personen mit niedrigem Einkommen und Bildungsniveau sind häufiger von problematischem oder abhängigem Spielen betroffen. Daher sind die negativen Folgen bei einkommensschwachen Gruppen besonders ausgeprägt.Es gibt Anzeichen dafür, dass selbst die Entscheidungen des Staates vom Glücksspiel beeinflusst werden.
So heißt es im Gesetz zur Neuordnung von 2023/24, dass die Regierung normative Neuerungen nicht zulassen wird, wenn diese zu Mindereinnahmen bei den staatlichen Steuern führen. Auch die zuständige Agentur für Zoll und Monopol verweigert die Veröffentlichung detaillierter Daten auf kommunaler Ebene mit Verweis auf den „Schutz wirtschaftlicher und kommerzieller Interessen“, anstatt Gesundheits- oder Sozialaspekte zu priorisieren. Bei der aktuellen Neuordnung des Glücksspielsektors stehen auch dieses Mal Geschäftsinteressen und Steuereinnahmen im Vordergrund, nicht jedoch Gesundheitsschutz, sozialer Zusammenhalt und Legalität.
Selbst die nationale Beobachtungsstelle zur Bekämpfung pathologischer Spielsucht wurde abgeschafft und die Mittel zur Spielsuchtbekämpfung wurden halbiert sowie in einen allgemeinen Suchtfonds integriert. Das Werbeverbot für Glücksspiel könnte aufgehoben werden, da Werbung für staatliches Glücksspiel die Verbreitung von sicherem und verantwortungsvollem Spielen fördern solle. Dies ist jedoch eine sehr fragwürdige Logik. Zudem ist in der Neuordnung der traditionellen Glücksspiele geplant, die Abstandsregelungen zu sensiblen Orten (z. B. Schulen) für zertifizierte Spielstätten aufzuheben. So könnten die Bemühungen vieler Regionen und Gemeinden untergraben werden.
Es bestünde hingegen ein dringender Bedarf an einer aktuellen Datenbank mit detaillierten Daten auf Gemeindeebene. Nur so lässt sich erkennen, ob „professionelle Spieler” oder die organisierte Kriminalität Online-Konten in kleineren Gemeinden nutzen, um große Gewinne zu erwirtschaften oder Geld zu waschen. Auch der Mechanismus zur Identifikation und besseren Rückverfolgbarkeit von Spielern muss über die derzeitige Steuernummer hinaus neu überdacht werden. Schließlich ist es notwendig, die quantitative Bedeutung der Beschäftigung im Glücksspielsektor zu ermitteln. Die Behauptungen eines Stellenabbaus durch eine verschärfte Regulierung dürften zumeist reine Augenauswischerei sein.Alfred Ebner
Wie bescheuert sind…
Wie bescheuert sind eigentlich unsere POLITIKER ...???,
auf der einen Seite befeuern sie mit der Zulassung der GLÜCKs-SPIELE + der FÖRDERUNG des ALKOHOLs die SPIEL- + ALKOHOL-SUCHT,
auf der anderen Seite müssen -s i e- mit viel Geld die SUCHT-ENTWÖHNUNGs-EINRICHTUNGEN erhalten?