Regionalwahl Umbrien
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Politica | Wahlen in Umbrien

Regionalwahl mit Signalwirkung

Am Sonntag wird in Umbrien gewählt. Eine schwierige Bewährungsprobe für das neue Bündnis PD-M5S. Salvini geht als Favorit ins Rennen.
Es ist eine kleine Region mit gerade mal 700.000 Wählern. Indirekt proportional wirkt dagegen die politische Bedeutung, die der Wahl am Sonntag beigemessen wird. Vor allem natürlich von Lega-Chef Matteo Salvini, der sich seit einem Monat in Umbrien aufhält und dort kein Dorf auslässt. In einem hemmungslosen Wahlkampf versuchte er, dem Urnengang politischen Signalwert für das Schicksal der Regierung beizumessen: "E' un test nazionale importantissimo." 
Für die neue, zerbrechliche  Koalition von Partito Democratico und Fünf-Sterne-Bewegung ist es der erste gemeinsame Wahlgang. Nicht ohne Probleme – vor allem für Zingarettis Partei. Denn nach einer Korruptionsaffäre im Gesundheitswesen hatte die Regionalpräsidentin Catiuscia Marini zurücktreten müssen, um den Weg für Neuwahlen freizumachen. Der Partito Democratico hatte die regione rossa fast 50 Jahre lang regiert – mit beträchtlichem Filz. 
 
Dass der enthemmte Populist Salvini im Wahlkampf kein Mittel scheut, bewies er am Donnerstag, als er den Tod des 24-jährigen Luca Sacchi im römischen Stadtviertel Caffarella der Regierung anlastete, die "die Geldmittel für die Polizei drastisch gekürzt" habe. Premier Conte reagierte empört: "Lucrare su un fatto così drammatico per la  campagna elettorale è una speculazione miserabile. Noi i mezzi per la polizia li abbiamo aumentati". Der junge Römer hatte seine Freundin verteidigt, als zwei Kriminelle versuchten, ihr den Rucksack zu entreissen. Einer von ihnen zückte die Pistole und schoss Sacchi in den Kopf. Beide wurden noch im Laufe der Nacht festgenommen.
 
Bei der Wahl in Umbrien steht für die erstmals kandidierende Allianz von PD und Fünf-Sterne-Bewegung viel auf dem Spiel.
 
Seit Donnerstag hält sich auch Conte in Umbrien auf, wo er zunächst den italienischen Vorzeigeunternehmer und Kaschmir-Produzenten Brunello Cucinelli besuchte. Am Freitag nahm er in Narni an einer Wahlkundgebung zur Unterstützung des Spitzenkandidaten Vincenzo Bianconi teil, seines Zeichens Präsident der Feder-Alberghi, bekannt und geschätzt für seinen Einsatz um den Wiederaufbau nach dem Erdbeben von 2016. Dass sich die Protagonisten der ungewohnten Koalition und ihr Spitzenkandidat erst am Schlusstag des Wahlkampfs in Narni trafen, wirft ein Schlaglicht auf ihre internen Probleme und die Spannungen zwischen Di Maio und Conte. Die Messlatte liegt bei den 39 Prozent der jüngsten EU-Wahl: PD 25, M5S 14 Prozent. 
 
Salvinis Kandidatin ist die Lega-Senatorin Donatella Tesei, die als Bürgermeisterin von Montefalco ein Defizit in der Gemeindebilanz hinterlassen und in ihrer offiziellen Biographie "vergessen" hat, ihren Sitz im Vorstand der bankrotten Banca Popolare di Spoleto zu erwähnen. Fazit: Bei der Wahl in Umbrien – der letzten in diesem Jahr – steht für die erstmals kandidierende Allianz von PD und Fünf-Sterne-Bewegung viel auf dem Spiel. Kann sie den allgemein erwarteten Vorsprung von Salvinis Rechtsbündnis in erträglichen Grenzen hallten – etwa um 4 bis 5 Prozent –, darf sie auf eine politische Zukunft hoffen. Conte versuchte in Narni vorsorglich, die Bedeutung des Wahlgangs zu verharmlosen: Umbrien habe "gerade mal so viele Einwohner wie die Provinz Lecce". Matteo Renzi schliesslich wurde einmal mehr seiner Sonderrolle gerecht und liess sich in Umbrien nicht blicken.