Politica | Wahlen/Elezioni 23

„Nur zehn Frauen“

Im neuen Landtag werden zehn Frauen vertreten sein. Zu wenig, kritisiert Julia Unterberger, die auf das geschlechtergerechte Modell der doppelten Vorzugsstimme verweist.
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Foto: julia unterberger
  • Im neu gewählten Landtag werden zehn Frauen vertreten sein, bei 35 Abgeordneten stellen die Frauen damit nicht einmal ein Drittel der Mandatare. Neben der meist gewählten Maria Elisabeth Rieder vom Team K (12.496 Stimmen) ziehen Brigitte Foppa und Madelaine Rohrer (Grüne), die SVP-Abgeordneten Rosmarie Pamer, Waltraud Deeg und Magdalena Amhof, Myriam Atz Tammerle (Süd-Tiroler Freiheit), Anna Scarafoni (FdI), Ulli Mair (Freiheitliche) und Renate Holzeisen (Vita) in den Landtag ein.

  • Foto: SALTO

    „Von 35 Abgeordneten sind nur zehn Frauen“, kommentiert Julia Unterberger, Vorsitzende der Autonomiegruppe im Senat, das Ergebnis. Wie bereits in den vorhergehenden 20 Jahren sei bei diesen Landtagswahlen der Frauenanteil bei ca. 30 Prozent festgefahren. „In Italien wurde das Frauenwahlrecht im Jahr 1946 eingeführt. Fast 20 Jahre später zogen erst die ersten beiden Frauen Waltraud Gebert Deeg und Lidia Menapace in den Landtag ein. Seither ging es stockend voran. Erst die Einführung der Frauenquote von 30 Prozent in das Wahlgesetz des Landtages, führte zu einem ersten Schub von in den Landtag gewählten Frauen. Seither stockt die Entwicklung“, so Unterberger, welche auf die gänzlich andere Situation in der Provinz Trient verweist. Dort gehören 14 von 35 Abgeordneten dem weiblichen Geschlecht an, sprich rund 40 Prozent.

  • „Dieses System würde in Südtirol zu einer weiblichen Revolution führen. Vielleicht ist Südtirol deshalb eine der wenigen Provinzen in Italien, die die geschlechtergerechte Vorzugsstimme nicht in ihrem Wahlgesetz hat.“

  • Der Grund dafür liege auf der Hand, erklärt die Vorsitzende der Autonomiegruppe. Trient habe wie die meisten anderen Provinzen in Italien ein Wahlgesetz, dass die geschlechtergerechte Vorzugsstimme vorsieht (doppia preferenza). Wenn zwei Vorzugsstimmen gegeben werden, müssen diese an einen Mann und an eine Frau gegeben werden – andernfalls ist die Stimmabgabe ungültig. „Dieses System würde in Südtirol, wo die Wähler und Wählerinnen gewohnt sind, vier Vorzugsstimmen abzugeben, zu einer weiblichen Revolution führen. Vielleicht ist Südtirol deshalb eine der wenigen Provinzen in Italien, die die geschlechtergerechte Vorzugsstimme nicht in ihrem Wahlgesetz hat“, so Unterberger. 

  • Maria Elisabeth Rieder vom Team K: „Ich persönlich würde ebenfalls für die Einführung des Trentiner Modells plädieren, das sehr hilfreich wäre, damit mehr Frauen den Einzug in den Landtag schaffen. Es ist allerdings ein zweischneidiges Schwert.“ Foto: Seehauserfoto

     „Ich persönlich würde ebenfalls für die Einführung des Trentiner Modells plädieren, das sehr hilfreich wäre, damit mehr Frauen den Einzug in den Landtag schaffen. Es ist allerdings ein zweischneidiges Schwert“, erklärt Maria Elisabeth Rieder vom Team K. Die Gegner argumentieren, dass damit der freie Wählerwille beschnitten würde, auf der anderen Seite wäre es tatsächlich eine große Hilfe, um den Frauenanteil zu erhöhen. Die größte Hürde für eine Politikerin sei nämlich die erste Wahl bzw. der Einzug in den Landtag. Jene Frauen, die es dann tatsächlich schaffen und ihre Kraft in die Arbeit stecken, werden in der Regel auch wiedergewählt, und zwar auch recht erfolgreich. Eine Wahlrechtsreform wäre deshalb durchaus eine große Hilfe, so Rieder.