#261216
Ein Jahr im Rückspiegel: Offene Rechnungen, offener Kühlschrank, offener Brenner. Diese meine Steckenpferde sollten mit Anfang des Jahres nicht mehr so ganz stimmen. Very Important Person aus Austria haben kurzfristig entschlossen, dass es am frostigen Brenner in Zukunft wieder very important ist, einen gültigen Passport dabei zu haben, um mit erdachten Obergrenzen, Menschen unter Untergrenzen auszugrenzen. Sehr sehr grenzwertig.
Der Brenner und Europa sind momentan so sicher wie das Internet, wie Weihnachtsmärkte, Fußgängerzonen und Strandpromenaden. Was nützen da noch gute Tipps? Die guten R.I.P.s und V.I.P.s des Jahres tun es auch.
V.I.P.
Internationale Gassenhauer bis zum Abwinken. Bereits beim Überfliegen seiner Hitliste werden Tanzbeine und Hüften nervös. Was hat er nicht alles komponiert, vom Vater Unser bis zu meinem allerliebsten Call me. Als Hansjörg ist er von St. Ulrich in die weite Welt gezogen, als souveräner Giorgio ist er am Mischpult zurückgekehrt, auf den Dorfplatz in Urtijëi, schickte – an einem lauen Sommerabend – einen Hit nach dem anderen in die heimische Menge. Das war Disco, auch wenn nicht annährend so, wie in dem von ihm produzierten Album Angstlos (1983), auf welchem Nina Hagen im Song New York avantgardistisch trällert: „und alle gehen wir in die Disco, wir gehen in die nächste Disco, eine Disco nach der anderen Disco und wackeln im Takt.“
Das Hagen-Moroder-Lied hat (auch wenn es beim Heimspiel fehlte) eine nobelpreisverdächtige Textpassage, am Ende: „Mensch, lass das Licht rein, David Bowie wird heute Nacht hier sein, au fein! Ich kreiere Extase in meiner Welt, ich bin doch ein Sternenkind, der reinste Superheld. Und ob es dir gefällt oder nicht gefällt, Geld regiert diese Welt, aber doch nicht jede Welt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
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R.I.P.
Angstlos flog auch Uli Emanuele, der mutige Basejumper aus dem Unterland übers Land. Er beantwortete Fragen nach Sicherheit und Freiheit mit Gegenwind und lässiger Sportlichkeit. Heraus kamen freie, flugsichere Kunststücke. Mit dem kühnen Sprung durch ein Felsloch 2015 hat er Fluggeschichte geschrieben. 2016 hat er seinen letzten Flug angesetzt.
Der Sicherheit vermittelnde Bud Spencer war weitaus bodenständiger als Uli, er hat der Welt 2016 ebenfalls den Rücken gekehrt, wie auch Cohen und Bowie, Willemsen und Eco, Gabor und Hadid.
Auch die Nachricht vom Tod des grandiosen Peter Lustig war keine heitere. Pusteblume. Er hatte für DAS ENDE den brillantesten Schlusssatz aller Schlusssätze:
„Und jetzt: Abschalten!“