Heizen wir 2023 autark und nachhaltig?
Beim Öffnen aktueller Strom- und Gasrechnungen, die um das dreifache höher sind als im vergangenen Jahr, könnte man glatt vom Stuhl kippen. Die Alarmglocken läuten schon seit geraumer Zeit und in den kalten Wintermonaten scheint die Debatte um die Energieprekarität umso relevanter. Etwa wurde kürzlich am 19. Dezember von den EU-Energieministern über den Gaspreisdeckel abgestimmt und Matteo Salvini philosophierte in den vergangenen Wochen bereits über den Einsatz neuester Technologien von Nuklearenergie bis 2030, um der Energiekrise entgegenzuhalten. Der italienische Staat investierte, laut bruegel.org-Statistik aus Brüssel, bereits rund 37 Mio. Euro in die Eindämmung des drastischen Energiepreisanstieges. Jedoch bleibt die Wirkung schleierhaft und viele wissen immer noch nicht, wie kommende Rechnungen zu stemmen sind. Braucht es hier vielleicht Antworten von unten? Genau dieser Frage ist Bernhard König, Geschäftsführer von Green Soul Technologies, mit seiner ‚SoulHeat-Wärmebatterie‘ auf der Spur. Sein Ziel: „Privathaushalten eine erschwingliche, autarke CO2-neutrale Beheizung, unabhängig von Energielieferanten, zu ermöglichen, durch die verlustfreie Speicherung der Sonnenenergie des Sommers für den Winter“.
Ein thermochemisches Speichersystem erwärmt den Winter
Das Start-Up aus Pabneukirchen in Oberösterreich arbeitet derzeit am Energiewandel in Richtung dezentraler und emissionsfreier Energiegewinnung. Der Unternehmensorientierung zufolge, steht dabei, neben der Beheizung privater Wohnräume sowie der autonomen Warmwasserbereitung, auch die Entwicklung von Zwischenspeichern für industrielle Wärmeanwendungen und Wärmenetze im Fokus. Hohe Ambitionen, aber wie sieht’s mit der Umsetzung aus? König schildert, dass mit seiner Innovation des SoulHeat ein „thermochemisches Speichersystem entwickelt werden soll, welches überschüssige Energie, die in den Sommermonaten mittels Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen gewonnen wird, über die gesamte Kälteperiode jährlich speichern und zur Verwendung bereitstellen kann“.
günstig und unbedenklich, was die Umwelt betrifft.
Als König im Jahr 2019, auf einer Messe in Hannover, einen kleinen thermochemischen Speicher für die Automobilanwendung sah, faszinierte ihn sogleich das immense Energie-Speicherpotenzial derartig kompakter Systeme und eine Idee begann in ihm zu keimen. Zuhause im kleinen Bauernhäusl im Mühlviertel störte er sich stets an den unnachhaltigen Möglichkeiten der Wärmegewinnung und begann die Idee der Thermochemie zu einer praktischen Anwendung für die Beheizung von Haushalten auszuarbeiten. Die chemische Substanz, auf die König dabei stößt, bedingt zwar nicht das „energetische Maximum, ist dafür aber günstig und unbedenklich, was die Umwelt betrifft“. Die Unabhängigkeit und Sorglosigkeit des/der VerbraucherIn seien dabei zentrale Aspekte, denn der verwendete Reaktant komme global überall vor und kann weitestgehend wartungsfrei und aufwandslos, im System verwendet werden und das zu einem sinnvollen Preis.
Jeder also, der eine attraktive umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen verbrennungsbasierten Heizsystemen sucht, könne das System verwenden, wobei auch Alter und Ausstattung des Gebäudes keine Rolle spielen sollen. Prinzipiell basiert die saisonale Speicherung, wie besagt, auf der thermochemischen Reaktion eines Reaktanten mit Wasser. Diese ermöglicht eine verlustfreie Energiespeicherung, wobei die Speicherdauer theoretisch unbegrenzt ist. Je nach Rahmenbedingungen, wie etwa das erwünschte Temperaturniveau oder die Heizungsart (Radiatoren, Fußbodenheizung, etc) könne, so König, als grobe Richtlinie eine Systemspeicherdichte von 83-153 kWh/m³ geschätzt werden; je nach Größe variierbar. Der Anschluss an bereits installierte Sonnenkollektoren und Photovoltaik-Anlagen laufe makellos und hier liegt der Kernpunkt: Die enormen Energiemengen, die gerade in den sonnigen Sommermonaten durch jene Anlagen gewonnen werden können, verpufften bisher schlicht, da bisherige Speichertechnologien, wie etwa Wasserspeicher, über die Zeit zu viel Wärme verlieren. Beim SoulHeat wird die Energie jedoch in chemischer Form gespeichert, wodurch keine Energie verloren geht, solange die Substanz nicht mit Wasser reagieren kann.
Auch die Entsorgung sei, laut König, kein Problem, denn „zum einen ist die Reaktion vollständig reversibel und solange die Zellen ‚dicht‘ sind, verliert SoulHeat auch über mehrere Jahrzehnte keine Leistung, wie man das von elektrischen Batterien kennt. Sollte ein Kunde dennoch, aus welchen Gründen auch immer, das System nicht mehr wollen, wird Green Soul Technologies Interesse daran haben, das System zurückzunehmen um die Reaktanten wiederzuverwenden“. Details werden sich aber erst mit der Markteinführung zeigen.
Das beschriebene SoulHeat-System befindet sich derzeit noch in der Prototypenphase, nachdem die Durchführbarkeit der prozesstechnischen Umsetzung belegt wurde. Beim derzeitigen Prototyp, welcher die berechnete Leistung untermauern soll, hilft der Linzer Forschungspartner K1-MET GmbH mit Strömungssimulationen dabei, das Wärmekopplungsaggregat zu optimieren. Gefördert wird Green Soul Technologies unter anderem auch durch das Land Oberösterreich, im Zuge des Förderprogramms: „easy2innovate“ der Programmlinie „easy2research“. Bei geschätzter Marktreife Ende des Jahres 2023 könnte der SoulHeat, angesichts der prekären Energiesituation, von weitreichender Relevanz sein.
Königs Vision lautet, bereits in wenigen Jahren vielen Menschen selbstbestimmtes, emissionsfreies Heizen zu ermöglichen und somit, in weiterem Sinne, autarke und dezentrale Nahwärmenetze zu etablieren. Bei Marktantritt, so König, dürfen Kosten/Risiko-Faktoren jedoch nicht ungeachtet bleiben: „Deshalb werden wir den ersten Markteintritt mit kleineren Systemen starten. Diese werden für Einfamilienhaushalte genützt werden, oder auch, um z.B. Luftwärmepumpen (welche in der kalten Jahreszeit einen stark reduzierten Wirkungsgrad aufweisen) zu unterstützen und so deren Effizienz um bis zu 400% zu erhöhen. Sobald dann etwas mehr Kapital vorhanden ist, können wir auch größere Projekte, wie z.B. saisonale Speicher für Blockheizkraftwerke und besagte Nahwärmeversorger oder größere Gebäude in Angriff nehmen“.
Die Abhängigkeit von Energielieferanten ist uns nun schmerzlich vor Augen geführt worden!
Dabei betont König ebenso stark, inwiefern das „Umdenken in der Klimafrage“, im Kontext multipler Krisen, derartigen Innovationen neue Bedeutung verleiht: „Es wird immer offensichtlicher, dass wir unseren Footprint reduzieren müssen. Auch die Abhängigkeit von Energielieferanten ist uns nun schmerzlich vor Augen geführt worden. Ein System wie SoulHeat repräsentiert eine Einmalinvestition ohne ständig laufende Kosten. Wenn man es also aus Sicht der Inflation sehen möchte, ist SoulHeat eine echte Wertanlage mit enormen jährlichen Gewinnspannen nach der Amortisationszeit“.
Jetzt wäre es natürlich
Jetzt wäre es natürlich interessant zu wissen, WORIN die Energie "in chemischer Form gespeichert" wird
Seriös das alles?
Seriös das alles?
Wenn König wirklich an der angekündigten Wunderwaffe basteln würde, könnte ich verstehen, dass er ein erfolgreich getestetes Prinzip erst nach einer dann wohl fälligen Patentierung genauer erläutern (und bewerben) möchte. Bis dahin sollte er aber still bleiben und es vermeiden, falschen Erwartungen zu wecken.
Es wäre nur allzu schön, aber Wunder ereignen sich leider äußerst selten.
zur Korrektur: "falsche
zur Korrektur: "falsche Erwartungen zu wecken"
Wunder sind selten genug,
Wunder sind selten genug, wusste schon Ludwig Hirsch.