Società | Charakterköpfe
Ein tüchtiger Staatsgründer
Foto: upi
15 vor Christus eroberten die Römer unsere Täler, um durch Straßenbauten über den Brenner und Reschen leichter zu ihren Provinzen nördlich der Alpen zu gelangen. Die zweite große Einwanderungswelle fand 500 Jahre später statt. Nach dem Untergang des römischen Imperiums siedelten sich Germanen im herrenlosen Land an. Sie kamen wohl nicht wegen der Milch, des Korns und des Käses hierher (davon hatten sie zu Hause genug), sondern wegen des guten Weines. Bei diesen Neuzugezogenen handelte es sich hauptsächlich um Bajuwaren. Sie legten den Grundstock für die bis heute vorwiegend deutschsprachige Bevölkerung. „Deutsch seit 1300 Jahren“ stand auf Aufklebern, die in den 1970er Jahren auf manchen Südtiroler Autos angebracht waren. Bis ins 11. Jahrhundert unterstanden die Täler am Südrand der Alpen den welfischen Bayernherzögen, danach den Fürstbischöfen von Trient und Brixen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts übernahmen die Grafen von Tirol die Macht und schufen ein Fürstentum, das von Bayern bis zum Gardasee reichte. Das ist die Geburtsstunde des Landes Tirol.
Als Hauptgründer dieses alpenübergreifenden Staates gilt Meinhard II von Görz-Tirol (1238-1295). Die Geschichtsschreibung beurteilt ihn als weitblickenden, seiner Zeit um Jahrzehnte vorauseilenden „schöpferischen Fürsten“ (Wiesflecker), dessen oft mehr als bedenkliche Methoden seine Verdienste nicht schmälern, und stellt ihn neben anderen überdurchschnittlichen Herrscherpersönlichkeiten seiner Epoche. Dabei meinte es das Schicksal vorerst alles andere als gut mit dem Görzer Grafenspross und Enkel mütterlicherseits des letzten Grafen von Tirol.
Aufgrund eines militärischen Debakels von Vater und Opa musste Meinhard seine Jugendjahre als Gefangener des Salzburger Erzbischofs Philipp von Sponheim verbringen. Wenn er später im Dauerkrieg mit den Fürstbischöfen von Trient und Brixen stand, so mögen dabei nicht zuletzt seine Erfahrungen mit dem für sein kirchliches Amt völlig ungeeigneten Sponheimer eine Rolle gespielt haben. Kaum aus der Haft entlassen, ehelichte der damals 21jährige 1259 die zehn Jahre ältere Elisabeth von Bayern. Die Eheschließung mit der Witwe des römisch-deutschen Königs Konrad IV und Mutter des letzten Hohenstaufen Konradin bedeutete für den kleinen Grafen einen bedeutenden Prestigegewinn.
Mit Geld, das dem geschäftstüchtigen Fürsten Zeit seines Lebens in erstaunlichem Maße zur Verfügung stand, und mit Gewalt baute er in der Folge seine Machtposition konsequent aus
Mit Geld, das dem geschäftstüchtigen Fürsten Zeit seines Lebens in erstaunlichem Maße zur Verfügung stand, und mit Gewalt baute er in der Folge seine Machtposition konsequent aus. Die großen Verlierer waren dabei die Fürstbischöfe von Trient und Brixen und der gleichrangige Hochadel, auf deren Kosten er sich schließlich zum unumschränkten Landesherrn aufschwang. Sein neues Fürstentum Tirol baute der „wohl bedeutendste unter den deutschen Landesherren“ (Petze) zu einem europäischen Musterstaat aus. Schutzvorrichtungen für den blühenden Durchzugshandel von Italien nach Deutschland, die Prägung der ersten Mehrpfennigmünze des deutschen Sprachraumes, der Aufbau einer effizienten Verwaltung, wie sie kein anderes Territorium aus dieser Zeit aufzuweisen hat, zeichnen u.a. seine Regierung aus.
Ungewöhnlich für seine Zeit ist auch, dass Meinhard wichtige Ämter nicht als erbliches Lehen, sondern bis auf Widerruf vergab und dabei tüchtige Männer aus den unteren Schichten bevorzugte. 100 Jahre nach seinem Ableben schrieb der Chronist Goswin über den Gründer Tirols: „Vieles und Furchtbares hat der Graf Meinhard in unserem Land vollbracht, indem er die Täler eroberte, die Burgen brach und den Adel seiner Herrschaft unterwarf. Er hat das Land Tirol, das vorher das kleinste unter allen war, zum größten und angesehensten Land gemacht“.
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Der Spruch auf den Aufklebern
Der Spruch auf den Aufklebern lautete "Deutsch seit 1200 Jahren", und selbst das war falsch, denn von der deutschen Sprache kann man frühestens seit der Mitte des 9. Jahrhunderts sprechen. Die deutsche Sprache hat sich nach und nach in den germanisch besiedelten Gebieten Europas herausgebildet. Da das damalige "Land im Gebirge" (später Tirol) germanisch besiedelt war, gehört es zu den Geburtsstätten der deutschen Sprache.
In risposta a Der Spruch auf den Aufklebern di Hartmuth Staffler
Als 15irgendwas beim Gericht
Als 15irgendwas beim Gericht in Glurns Deutsch als Verfahrenssprache eingeführt wurde, haben die Vinschger dagegen protestiert. Sie haben es als Grundrecht angesehen, in ihrer Muttersprache zu verhandeln. Noch Anfang des 19. Jh. hat man im Taufers i.M. um einen rätoromanischen Beichtvater gebeten.
In risposta a Als 15irgendwas beim Gericht di Ludwig Thoma
Im Vinschgau haben die
Im Vinschgau haben die Behörden die rätoromanische Sprache besonders bekämpft, nachdem die rätoromanischen Bündner sich der Reformation angeschlossen haben. Die Sprache wurde als Gefahrenquelle für das Eindringen der neuen Religion gesehen. Da diese Gefahr in Gröden und im Gadertal nicht bestand, hat man dort das Ladinische eher toleriert. Umgekehrt hat man in den deutschen Sprachinseln in Welschtirol, besonders im Brandtal, die deutsche Sprache als "Sprache des Teufels" bekämpft, weil sie die Sprache Luthers war.
In risposta a Der Spruch auf den Aufklebern di Hartmuth Staffler
deshalb steht, dass die
deshalb steht, dass die germanische Landnahme den Grundstock legte, nicht dass damit die Landschaft plötzlich deutsch wurde...