Società | Polemik

Van der Bellen und das Kopftuch

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen sorgt mit einem Kopftuch-Sager für Aufregung. Bis nach Südtirol.
Van der Bellen Kopftuch
Foto: APA

Für Ulli Mair ist es ein aufgelegter Aufreger. „Van der Bellen outet sich als Frauenfeind!“, wettert die Freiheitliche Landtagsabgeordnete am Mittwoch in einer Aussendung. Rückfall ins Mittelalter, Vorschub für eine Islamisierung Europas – „diese Aussage macht mich als Frau fassungslos und erschreckt insgesamt die Öffentlichkeit diesseits und jenseits des Brenners“, ist darin zu lesen. Anlass für Maiers Empörung gaben Aussagen des österreichischen Bundespräsidenten, die über die ORF-Sendung Report bekannt wurden. Im Polit-Magazin wurde am Dienstagabend eine erste Bilanz seiner Regentschaft gezogen und unter anderem thematisiert, dass der ehemalige Grünen-Chef seine Worte manchmal nicht genau abwägt, bevor er sie ausspricht. Als Fallbeispiel wurde eine Diskussionsveranstaltung mit Jugendlichen vor einem Monat genannt, bei der sich Van der Bellen laut ORF-Mitschnitt für das Recht von Frauen aussprach, sich zu kleiden, wie auch immer sie möchten.“ Ein Recht, das „im Übrigen nicht nur für muslimische Frauen" gelte, wie der Bundespräsident damals präzisierte.

"Jede Frau kann ein Kopftuch tragen. Und wenn das so weitergeht - und damit bin ich schon bei der nächsten Frage, bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie - wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen. Alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun.“  

Die Wiedergabe dieser Passage sorgte bereits kurz nach ihrer Ausstrahlung für emotionale Wogen in den Sozialen Netzwerken. Auch die österreichische FPÖ sprang sofort auf - "integrationspolitischen Amoklauf“, tönte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl und lässt UserInnen darüber auf der FPÖ-Seite mit "Niemals!" oder "Skandal! Abstimmen. Doch auch außerhalb blauer Gefilde gab es eine Menge negativer Reaktionen auf die Aussagen des Bundespräsidenten: „Man greift sich an den Kopf“, „Un-fassbar“,„Das wahre Gesicht der Grünen“ – sind besonders häufige Reaktionen auf Facebook & Co.

 

Über das beliebte soziale Netzwerk versuchte schließlich auch Van der Bellen am Mittwoch die Wogen zu glätten. Die Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen und außerdem ironisch gemeint gewesen, hieß es aus der Präsidentschaftskanzlei. Von einer Slowakei-Reise aus meinte der Bundespräsident: „Wir sollten froh sein, wenn wir keine größeren Probleme als die Frage des Kopftuchs haben. Ich bin kein Freund des Kopftuchs, aber es gibt in Österreich Meinungsfreiheit und es gibt auch eine Art Bekleidungsfreiheit. Das gibt jeder Frau das Recht, selbst zu entscheiden, was sie auf dem Kopf trägt und ob sie etwas auf dem Kopf trägt."

 

Ulli Mair sieht das naturgemäß anders. Nach dem Applaus von Landeshauptmann Arno Kompatscher und SVP-Obmann Philipp Achammer zur Wahl Van der Bellens, erwartet die Südtiroler Freiheitliche nun als Mindestmaß eine sofortige Distanzierung vonseiten der SVP-Granden. Und, so Ulli Mair: „Eine Einladung ohne entsprechende Entschuldigung in dieser Angelegenheit kommt nicht mehr in Frage.“