Società | Gesundheit

Die Antibabypille soll gratis werden

Die italienische Arzneimittelbehörde will die hormonelle Verhütung für alle Frauen kostenlos machen. Fratelli d’Italia und Pro Vita sind dagegen.
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Foto: Reproductive Health Supplies Coalition / Unsplash
In Italien soll die Antibabypille für Frauen aller Altersgruppen kostenlos werden. Die Gratis-Pille wird in den Apotheken mit Rezept erhältlich sein, allerdings gilt das nur für Verhütungsmittel im unteren Preissegment. Die endgültige Entscheidung muss nun der Verwaltungsrat der italienischen Arzneimittelbehörde Aifa (Agenzia italiana del farmaco) beschließen.
Die Aifa will auf diese Weise das Wohl der Gesellschaft schützen, indem sie ein größeres Bewusstsein im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit fördert und allen Bevölkerungsschichten den Zugang zu hormoneller Verhütung ermöglicht. Die Kosten für die öffentliche Hand werden auf 140 Millionen Euro pro Jahr geschätzt.
 

Reaktionen

 
Da die Aifa eine unabhängige Einrichtung ist, hat das Gesundheitsministerium bei der Entscheidung kein Mitspracherecht. Fratelli d’Italia hatte trotzdem gefordert, die Neuerungen zurückzuziehen. „Italiens soziale und gesundheitliche Prioritäten sind sehr unterschiedlich“, sagte Lavinia Mennuni, Senatorin von Fratelli d'Italia, gegenüber der Tageszeitung „Il Sole 24 Ore“. Auch die Organisationen Pro Vita & Famiglia und Family Day kritisieren die Einführung der kostenlosen Antibabypille. Die Demokratische Partei (PD) und das Bündnis von Linken und Grünen begrüßten den Vorschlag.
In Europa zählt Italien zu den Ländern, in denen Verhütungsmethoden am wenigsten genutzt werden und wo ein sehr hoher Prozentsatz der Gynäkolog*innen eine Abtreibung aus Gewissensgründen verweigert. Gleichzeitig ist die Geburtenrate in Italien auf ein Rekordtief gesunken. Im vergangenen Jahr 2022 rutschte die Zahl erstmals unter die als Alarmgrenze geltende 400.000-Marke. Laut einer 2020 erschienen Studie des Guttmacher-Instituts und verschiedenen UNO-Organisationen ist die Rate an Schwangerschaftsabbrüchen in Ländern mit liberalen Abtreibungsregeln und hohem Einkommen am niedrigsten.
 

Schutz vor HIV

 
Außerdem soll auch die Prep (Präexpositionsprophylaxe), die von HIV-negativen Menschen vor und nach infektionsgefährdeten Situationen eingenommen wird, ebenfalls kostenlos werden. Prep ist bereits in anderen Ländern wie Frankreich, Deutschland, Spanien, Portugal, Belgien, Dänemark, dem Vereinigten Königreich und Finnland erstattungsfähig und kann von jeder und jedem eingenommen werden.